Erwerb der tschechischen Autobahnvignette 2007 bereitet Schwierigkeiten
Freie Fahrt für freie Bürger - so lautet ein Grundsatzmotto für die Bürger der Europäischen Union, die häufig mobil auf Achse sind. Zwischen Tschechien und Deutschland sollte dieser Leitspruch auch noch mehr zum Tragen kommen, nachdem im Herbst vergangenen Jahres Autobahnverbindungen zwischen Böhmen und Bayern sowie zwischen Böhmen und Sachsen ihrer Bestimmung übergeben wurden. In Tschechien aber sind Autobahnen und Schnellstraßen gebührenpflichtig, und mit dem Erwerb der entsprechenden Autobahnvignette gab es zu Jahresbeginn so einige Probleme.
"Leider nicht. Es gibt einen großen Bedarf an Autobahnvignetten. Wir haben sie nicht."
"Warum gibt es zurzeit keine Vignetten bei Ihnen?"
"Der Grund dafür ist vermutlich der, dass man die stets um einen Monat verlängerte Gültigkeitsdauer der alten Vignette aufgehoben hat."
So und ähnlich wie das eben präsentierte Gespräch einer Rundfunkreporterin mit einer Tankstellenwärterin im zentralmährischen Prostejov haben sich zu Beginn dieses Jahres viele Dialoge an tschechischen Tankstellen abgespielt - diese und die Autobahn-Raststätten hatten einfach nicht genügend Vignetten für den großen Ansturm zum Jahreswechsel geordert, und das, obwohl die Jahresvignette des abgelaufenen Kalenderjahres erstmals ihre weiterführende Gültigkeit auf den ersten Monat des Nachfolgejahres verloren hat. Nach der hektischen Zeit der Weihnachtseinkäufe und dem allgemeinen Müßiggang zwischen den Feiertagen hat diese Situation nicht wenige tschechische Autofahrer in die Bredouille gebracht. Ihren Beschwerden, dass die Vignetten nicht zu erwerben seien, entgegnete der Direktor der tschechischen Verkehrspolizei, Zdenek Bambas, jedoch:
"Das ist nicht ganz richtig. Ich habe mehrfach die Bekanntmachungen der Tschechischen Post gesehen, dass an allen Post-Zweigstellen genügend Vignetten vorhanden seien. Auch deshalb, weil sie in einigen Gebieten nicht an den Tankstellen zu haben sind."
Bei der Post also, und nicht an den für Autofahrer viel günstiger zugänglichen Tankstellen, soll man hierzulande sein Glück versuchen, um eine der heiß begehrten Vignetten zu ergattern. Und das ist nötig, um Autobahnen und Schnellstraßen auch sorglos nutzen zu können, denn das bei einem Fahren ohne Vignette fällige Bußgeld ist schon drastisch, wie Bambas bestätigt:
"Das Bußgeld, das man den kontrollierenden Polizisten direkt vor Ort zu entrichten hat, beträgt 5000 Kronen. Sollte es aber aus verschiedenen Gründen zu einem Strafverfahren kommen, dann kann es auch bis zu einer halben Million Kronen betragen. Aber das ist eine theoretische Angelegenheit, und physischen Personen droht ein solch hohes Bußgeld in meinen Augen nicht."
Bambas verriet auch, dass die tschechische Polizei durchaus über die notwendigen Instrumente zur Feststellung von gefälschten Vignetten verfügt. Andererseits räumte er ein, dass man zu Jahresbeginn immer noch etwas großzügiger sei:"Wir haben die Ausstattung zur Enthüllung von gefälschten Vignetten. Um das festzustellen, führen wir spezielle Verkehrskontrollen durch. In diesem Jahr allerdings noch keine, und in allernächster Zeit planen wir sie auch noch nicht."
Das ist allerdings nur ein schwacher Trost für alle Autofahrer, die in Tschechien einreisen und ihrer Gebührenpflicht auf dem hiesigen Autobahn- und Schnellstraßennetz rechtzeitig nachkommen wollen. Auf dem erst Mitte Dezember für den Verkehr frei gegebenen Abschnitt der Autobahn D8, der vom Grenzübergang Börnersdorf/Krasny Les bis nach Usti nad Labem / Aussig führt, gibt es nämlich immer noch nicht die Möglichkeit, die Sieben-Tages-, Monats- oder Jahresvignette genau am Grenzpunkt zu kaufen. Erst bei der ersten Ausfahrt, zehn Kilometer weiter im Landesinneren, ist das möglich. Dieser Abschnitt biete der Polizei zwar aufgrund von Tunnels und Brücken keine Gelegenheit zu umfassenden Kontrollen, aber die bisherige Unfähigkeit der tschechischen Behörden, die Verkaufsstelle schon an D8-Kilometer Null einzurichten, hinterlässt mehr als nur einen bitteren Beigeschmack.