Es weihnachtet sehr...

Es weihnachtet sehr, meint schon jetzt Ende Oktober unsere Freie Mitarbeiterin Indra Hildebrand - Sochor. Warum, das sagt sie Ihnen im folgenden Feuilleton.

Nun ist es also mal wieder soweit: es weihnachtet! Na ja, zumindest in den Regalen aller Supermärkte und auch die Schaufenster in der Innenstadt werden so langsam recht weihnachtlich. Es ist ja ein Phänomen, dem ich mich in jedem Jahr liebend gerne entziehen würde. Verstehen Sie mich jetzt bitte nicht falsch. Ich bin alles andere als ein Weihnachtmuffel. Ganz im Gegenteil freue ich mich immer sehr auf die Adventszeit, die Dekorationen, Kerzen, Lichter, Plätzchen backen und was sonst noch dazu gehört - aber doch bitte nicht Mitte Oktober.

Im Grunde fängt es ja immer noch früher an. So hat mich meine Mutter bereits Ende September mit Dominosteinen aus dem heimatlichen Deutschland bedacht. Eben diese ersten Boten der kulinarischen Adventszeit warten nun in meinem Schrank immernoch auf ihren Einsatz. Und seit einem Monat versuche ich schon, alles weihnachtliche beim Einkauf komplett zu ignorieren. Nicht leicht, kann ich ihnen sagen. Denn wenn alle um einen herum die Einkaufwagen schon mit Nikoläusen und Adventkalender bestücken, stellt er sich unweigerlich ein: der Gruppenzwang. Kennen sie das auch: eigentlich wollen sie garnicht mitmachen, aber irgendwie gibt es plötzlich kein zurück mehr. So wanderten denn die ersten Spekulatius in meinen Schrank - gleich neben die Dominosteine.

Und dann kam das Geständnis einer Freundin, sie habe schon fast alle Weihnachtsgeschenke gekauft "damit es nachher nicht so stressig wird" sagt sie. Nachher? Es ist Oktober. Da kann man doch nicht schon Weihnachtsgeschenke kaufen. Oder doch? Passend zu diesen Überlegungen flatterte mir die Reklame eines großen Kaufhauses in den Briefkasten. "Vanocni nabidka" stand da, Weihnachtsangebote, gültig bis zum 18.November. Prima, bin ich also doch spät dran. Und kurz vor einem Panikanfall-immerhin habe ich noch kein einziges Geschenk gekauft- frage ich mich ernsthaft, ob das denn eigentlich wirklich sein muß. Sollten wir denn nicht alle gemeinsam den Weihnachtseinkauf bestreiken, bis die Adventszeit da ist ? Muß denn Mitte Oktober schon überall die Festbeleuchtung sein und müssen wir uns wirklich da schon von kletternden Nikoläusen anlachen lassen?

Ich befürchte, daß der Einzelhandel sich nicht bekehren läßt und irgendwann können wir nach Ostern direkt in den Weihnachtskonsum entschweben. Ich werde jedenfalls versuchen, mich noch paar Wochen dem weihnachtlichen Gruppenzwang zu entziehen. Aber wie erklärt man dies alles eigentlich seinem Kinde? Mein kleiner Sohn ist bereits seit Mitte Oktober ganz verzweifelt, da das Christkind wohl schon im Supermarkt war, aber noch nicht bei uns zu Hause.

Also falls jemand vom Einzelhandel dies hört eine Bitte: reichlich später ist in diesem Fall immernoch früh genug!

Autor: Indra Hildebrandt-Sochor
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