Ethikkommission zeichnet Widerstandskämpfer gegen den Kommunismus aus
Erst sehr spät hat Tschechien begonnen, Widerstandskämpfer gegen den Kommunismus auszuzeichnen. Im November 2011 trat das entsprechende Gesetz in Kraft. Über die Anerkennung entscheidet das Verteidigungsministerium. Doch es gibt Grenzfälle, diese beurteilt eine Ethikkommission. Am Dienstag hat sie sechs weitere Widerstandskämpfer geehrt.
„In diesem Fall war es offenkundig, dass Herr Koutník die anderen Landwirte organisiert und sich klar gegen das Regime gestellt hat. Sein Hof war relativ groß, und Herr Koutník büßte für sein Vorgehen in größerem Umfang als andere Bauern. Andere wurden ‚nur‘ gezwungen, zusammen mit ihrer Familie wegzuziehen und ihr Eigentum abzugeben. Er wurde aber auch eingesperrt.“
Jiří Koutník kam für sechs Jahre ins Gefängnis. Den Antrag auf Anerkennung als Widerstandskämpfer hat die Tochter für ihren Vater gestellt, denn Jiří Koutník ist bereits 1995 gestorben. Das Verteidigungsministerium lehnte den Antrag jedoch ab, deswegen ging die Tochter bei der Ethikkommission in Berufung.
Seitdem das Gesetz über die Anerkennung des sogenannten dritten Widerstands vor fünf Jahren in Kraft getreten ist, hat das Verteidigungsministerium zirka 4500 Anträge erhalten. Über 3100 Fälle wurde entschieden, und etwa 1000 wurden anerkannt. Rund ein Zehntel der bearbeiteten Fälle bekommt die Ethikkommission auf den Tisch. Der Jurist Jiří Kaucký leitet die Kommission:„Die Ethikkommission ist das Berufungsorgan für Anträge, die das Verteidigungsministerium abgelehnt hat. In der Berufung erfolgreich sind vor allem jene Fälle, bei denen im ersten Verfahren nicht genügend Beweise für die Teilnahme am Widerstand erbracht wurden – wir aber entsprechende Dokumente oder lebende Zeugen finden.“
Beurteilt hat die Ethikkommission bisher etwa 300 Fälle – 37 davon sind nachträglich anerkannt worden. Das schließt auch jene sechs Widerstandskämpfer und -kämpferinnen ein, die am Dienstagmittag geehrt wurden.Wie Kaucký sagt, können aber immer mehr Auszeichnung nur posthum vergeben werden. Das betrifft etwa Hildegard Přiklopilová, die aus einer tschechisch-deutschen Familie stammte. Ihr Vater kam im Frühjahr 1945 um, ihre Mutter wurde vertrieben, und Hildegard Přiklopilová war zunächst interniert. Danach hatte sie eine ernsthafte Bekanntschaft mit einem Mann namens Stanislav Slatinský, beide wohnten zusammen in Jáchymov / Joachimstal. Slatinský arbeitete in den dortigen Urangruben, floh aber nach der Machtübernahme der Kommunisten 1948 nach Österreich. Und von dort sandte er einen Kurier nach Jáchymov, dieser sollte für Informationen sammeln über die Urangruben. Slatinský erstellte daraus dann einen Bericht für den Spionageabwehrdienst CIC der amerikanischen Armee.
„Frau Přiklopilová half dem Kurier sehr aktiv. Sie gab ihm eine Fotokamera und quartierte ihn ein. Der Kurier machte sogar das, was heute so populär ist: ein Selfie. Damit wollte er dokumentieren, dass er in Jáchymov gewesen ist. Die ganze Sache hatte jedoch tragische Folgen“, so Kaucký.Hildegard Přiklopilová wurde im November 1948 wegen Landesverrats verurteilt, sie erhielt zehn Jahre Gefängnis und verlor ihre Bürgerrechte. Erst 1990 wurde sie rehabilitiert. Die Anerkennung als Widerstandskämpferin konnte sie jedoch nicht mehr erleben, sie starb vor zwei Jahren.
Vier Ehrungen konnten am Dienstag nur posthum vergeben werden, ein Widerstandskämpfer musste aus gesundheitlichen Gründen die Teilnahme absagen. Letztlich kam nur ein einziger der Geehrten selbst ins Regierungsamt.