EU-Beitritt verschärft die Regelungen an tschechisch-slowakischer Grenze
Am 1. Mai 2004 finden Tschechien und Slowakei unter dem Dach der Europäischen Union wieder zusammen. Absurderweise soll ab diesem Tag ein verschärftes Grenzregime die beiden Staaten strikter trennen. Ein Entwurf des tschechisch-slowakischen Vertrags über die gemeinsame Staatsgrenze liegt jetzt dem Parlament zur Abstimmung vor. Daniel Satra berichtet.
"Das wurde bei den EU-Beitrittsverhandlungen verhandelt. Ich glaube, dass es die Möglichkeit dazu gab, denn es gibt Beispiele wie die Grenzen zu Norwegen, die Grenzen zur Schweiz und die Grenze zwischen Irland und Nordirland. Dort gibt es Ausnahmenregelungen, die teilweise liberaler als das noch geltende tschechisch-slowakische Grenzregime sind - trotz Grenzen mit der EU oder dem Schengenraum."
Vor allem aber stört Kunc, der seit 12 Jahren tschechisch-slowakische Silvestertreffen im Grenzgebiet organisiert, die Geheimniskrämerei im Vorfeld der parlamentarischen Abstimmungen.
"Die Öffentlichkeit sollte über die anstehenden Maßnahmen informiert werden. Auch, dass dies mit dem EU-Beitritt und mit Fragen der Sicherheit des Staates zusammenhängt sollte deutlich gemacht werden. Außerdem sollte die Notwendigkeit der Maßnahmen begründet werden, das ist bisher jedoch nicht geschehen."
Zwar seien die Bürgermeister der Gemeinden im Grenzgebiet sowie die Landkreise informiert worden, sagt Kunc. Doch dies nicht ausreichend. Nach wie vor würden die Gründe sowie die konkreten Maßnahmen der neuen Grenzziehung der Öffentlichkeit vorenthalten. Ein Mitarbeiter der tschechischen Regierung, der nicht namentlich genannt werden will, sagte gegenüber Radio Prag, so kurz vor dem EU-Beitritt solle das Ansehen der Europäischen Union nicht ramponiert werden. Denn, so der Regierungsmitarbeiter, kaum jemand wird wohl begreifen, dass auf dem Weg in ein geeintes Europa Grenzen neu errichtet werden, die schon lange überwunden wurden.