Europawahl: so wird in Tschechien abgestimmt
Bei den Europawahlen an diesem Wochenende können hierzulande nicht nur Tschechen ihre Stimme abgeben.
„Der Bürger muss ins Wahlregister seines Wohnorts für die Europawahlen eingetragen sein oder einen gültigen Wahlausweis haben. Außerdem darf ihm aus gesundheitlichen Gründen oder wegen Unmündigkeit das Wahlrecht nicht abgesprochen worden sein.“
Bei Kommunal- und Europawahlen gilt aber auch in Tschechien, dass ebenso EU-Ausländer an die Urne dürfen. Ondřej Krátoška erläutert, was beispielsweise Spanier, Polen oder Deutsche dabei beachten müssen:„Tatsächlich können auch Bürger anderer EU-Staaten die tschechischen Kandidaten wählen. Sie müssen alle üblichen Bedingungen erfüllen und schon seit mindestens 45 Tagen in Tschechien gemeldet sein.“
Übrigens haben EU-Ausländer hierzulande auch ein passives Wahlrecht, diesmal kandidiert als Einziger ein Slowake. Bei den vergangenen Wahlen war der Andrang auf die Kandidatenlisten deutlich größer.
Sowohl Tschechen als auch Bürger anderer EU-Staaten haben zudem die Möglichkeit, einen sogenannten Wahlausweis zu beantragen. Damit kann man auch außerhalb seines Wohnortes abstimmen. Laut ersten Angaben wurde eine weitaus höhere Zahl an Wahlausweisen beantragt als noch vor fünf Jahren. Abgesehen davon bieten die Rathäuser mobile Urnen an, beispielsweise für Krankenhauspatienten.
Die Stimmzettel zur Europawahl findet jeder Wahlberechtigte spätestens drei Tage vor dem Urnengang in seinem Briefkasten. Falls nicht, liegen genug Unterlagen in den Wahllokalen aus. Dort angekommen sollte man außerdem seinen Personalausweis oder Pass dabei haben. Insgesamt gibt es diesmal 39 einseitig bedruckte Wahlzettel und damit je einen für jede Partei. Dabei kann man jedoch auch Präferenzstimmen für seine Lieblingskandidaten abgeben:„Wenn ein Kandidat einer Liste mit seinen Präferenzstimmen mindestens fünf Prozent aller für seine Partei abgegebenen Stimmen hat, dann kommt er automatisch auf den ersten Platz seiner Liste.“
Wie schon erwähnt, treten in Tschechien 39 Parteien, Parteienverbände oder Wählervereinigungen an. Wie bei allen Wahlen hierzulande gilt eine Fünfprozent-Hürde. Insgesamt streiten 837 Bewerber um die 21 tschechischen Parlamentsmandate. Die Kandidaten sind im Schnitt knapp über 37 Jahre alt und überwiegend männlich. Eva Krumpová ist Vize-Chefin des tschechischen Statistikamtes:
„Diesmal kandidieren 201 Frauen, was ein Anteil von 23,9 Prozent aller Bewerber ist. Wenn man auf die vergangenen Wahlen zum Europaparlament zurückblickt, ist der Frauenanteil zurückgegangen.“Damals waren noch 27 Prozent aller Kandidaten weiblich.
Auch wenn ihre Wahllokale schon am Samstag um 14:00 Uhr schließen, müssen sich die Tschechen noch bis zum späten Sonntagabend auf erste Ergebnisse gedulden. Denn mit der Bekanntgabe von Zahlen muss gewartet werden, bis die Urnen auch im letzten Staat der EU versiegelt werden. Laut Plan ist das Italien, denn dort kann man seine Stimme noch bis Sonntag um 23:00 Uhr abgeben.