Europaweite Vermissten-Hotline für Kinder auch in Tschechien erreichbar

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In der Tschechischen Republik ist eine Telefonnummer für vermisste Kinder freigeschaltet worden. Die 116 000 ist in ganz Europa gültig, seit 2001 haben sich insgesamt 22 Länder dem Projekt angeschlossen. Durch die einheitliche Nummer sollen vermisste Kinder schneller gefunden und den Betroffenen Hilfe gewährt werden.

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Festzustellen, dass das eigene Kind verschwunden ist - für Eltern wohl der schlimmste Moment ihres Lebens. In der Tschechischen Republik ist diese Woche nun eine Telefonnummer geschaltet worden, die genau in solchen Fällen allen Betroffenen helfen will. Martin Pecina ist tschechischer Innenminister:

„Sinn dieser europäischen Nummer ist es, den betroffenen Familien mit dem Gang an die Öffentlichkeit bei vermissten Kindern zu helfen oder psychische Unterstützung und Beratung zu leisten. Ich glaube, dass den Betroffenen dank der neuen Hotline ermöglicht wird, diesen Moment zwischen Verlust und Wiederauffinden besser zu bewältigen.“

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Bisher arbeiten die Polizei, die ehrenamtlichen Vereine und die Medien in Tschechien bereits intensiv zusammen, wenn nach vermissten Kindern gefahndet wird - die neue Telefonnummer stellt nun eine wichtige Ergänzung dar. Sie ist bereits seit einigen Monaten im Probebetrieb zu erreichen, und die Ergebnisse waren bisher positiv. Daher beginnt nun der offizielle Betrieb. Martin Klimakovský ist Vorsitzender des Vereins „Verschwundene Kinder“. Die NGO betreibt die Hotline:

„Unsere Mitarbeiter kommen aus unterschiedlichen Fachbereichen. Um als Operator arbeiten zu können, müssen sie aber zunächst einen speziellen Kurs zur telefonischen Krisenintervention absolvieren, es kann also nicht jeder bei dieser Hotline arbeiten.“

Martin Klimakovský  (Foto: ČT24)
Die Nummer 116 000 ist in den meisten EU-Ländern zu erreichen, doch die Callcenter der einzelnen Länder sind nicht direkt miteinander verbunden. Laut Klimakovský ist es dennoch möglich, in Tschechien auch als Ausländer die Nummer anzurufen:

„Wir sind ja noch am Anfang, gerade die Mehrsprachigkeit haben wir aber noch nicht hundertprozentig eingerichtet. Trotzdem beherrschen die Operatoren grundsätzlich auch Fremdsprachen. Wenn also ein Ausländer anruft, können wir uns mit ihm verständigen.“

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Finanziert wird die Hotline von der Europäischen Kommission. Sie erhofft sich durch eine einheitliche Telefonnummer, dass vermisste Kinder häufiger und schneller wiedergefunden werden. In Tschechien möchte man sich langfristig aber nicht mit einer ausschließlich telefonischen Lösung zufriedengeben, sagt Klimakovský:

„Wir haben eine Vision, aber sie hängt natürlich davon ab, was die Finanzen erlauben. Denn wir würden gerne die Hotline durch eine Art ambulanten Service ergänzen. Dadurch könnte den Betroffenen nicht nur telefonisch geholfen werden, sondern von Angesicht zu Angesicht.“

Damit das klappt und auch für seine anderen Projekte sammelt der Verein „Verschwundene Kinder“ auch trotz der EU-Förderung weiter Spenden.