Ex-Premier Nečas droht eine Anklage wegen Bestechung
Seit zwei Wochen ist der Sozialdemokrat Bohuslav Sobotka Ministerpräsident in Tschechien. Am Dienstag aber stand einer seiner Vorgänger in den Schlagzeilen: der Bürgerdemokrat Petr Nečas. Polizei und Staatsanwaltschaft in Tschechien haben den früheren Premier offiziell der Bestechung beschuldigt. In dem Fall geht es um die mutmaßliche Einflussnahme auf drei Abgeordnete, die gegen den Kurs der früheren Nečas-Regierung opponiert hatten. Diese Affäre sowie Bespitzelungsenthüllungen brachten im Juni vorigen Jahres die damalige liberalkonservative Dreiparteienkoalition zu Fall.
Das Vorgehen der Behörden in der Affäre um die angebliche Bestechung der drei ehemaligen ODS-Abgeordneten lässt aber mittlerweile bei einigen Politikern Zweifel aufkommen. Und die Front der Zweifler kommt längst nicht mehr nur aus den Reihen von Nečas´ Partei. Der sozialdemokratische Abgeordnete Jeroným Tejc:
„Das ist eine sehr dünne Linie. Jedenfalls würde ich nicht wagen zu behaupten, dass Petr Nečas für die Handlung verurteilt werde.“Für Nečas´ Parteikollegen, den Europa-Abgeordneten und ODS-Vizechef Jan Zahradil, ist die Sachlage indes eindeutig:
„Die Zuteilung von bestimmten Funktionen in den Organen der Staatsverwaltung oder in Firmen mit staatlicher oder halbstaatlicher Beteiligung kann man meiner Meinung nach nicht als Korruption einstufen.“
Unter den Juristen ist man sich uneinig. Der Verfassungswissenschaftler Marek Antoš:„Wenn wir behaupten, dass es Bestechung ist, wenn einem eine solche Funktion für das Niederlegen eines Abgeordnetenmandats angeboten wird, dann ist Petr Nečas in diesem Fall in der Position wie jeder andere auch, der diese Handlung begangen hat. In dem Fall schützt ihn auch keine Immunität.“
Der Rechtsanwalt Jaroslav Ortman hält dem entgegen:
Noch hat die Staatsanwaltschaft keine Anklage gegen Ex-Premier Nečas erhoben. Das letzte Wort in dieser Causa ist also noch nicht gesprochen.