Experte Dřízal: Brot aus Tschechien ist mannigfaltig und vorteilhaft
Im Jahreskalender findet sich mittlerweile fast kein Tag mehr, der nicht global instrumentalisiert wird. So gibt es bereits einen Welthändehygienetag, einen Weltbiertag oder den Weltbrottag. Letzterer fällt auf den 16. Oktober. Dies war ein Grund mehr für uns, einmal hinter die Kulissen des tschechischen Backhandwerks zu schauen.
„Das tschechische Brot ist dem deutschen beziehungsweise dem bayerischen Brot, aber auch dem Brot in Polen und in den baltischen Staaten sehr ähnlich. Sein charakteristische Merkmal ist der relativ hohe Anteil an Roggenmehl.“
Das Roggenbrot ist jedoch nicht mehr so dominierend wie früher, da das Angebot beträchtlich gestiegen ist. Unter den nahezu 100 Brotsorten kann man heutzutage auch verschiedene Weizen-, Vollkorn- und etliche Spezialbrote kaufen. Und dies sei der größte Unterschied zur der Zeit vor der Wende, betont Dřízal:„Vor dem Jahr 1989 wurde natürlich auch ein qualitativ gutes Brot gebacken. Doch das Angebot in den Läden war ziemlich dürftig, es gab nur vier bis fünf Brotsorten.“
Der Vorteil des Vor-Wende-Brotes war indes sein Preis – aufgrund der im Sozialismus staatlich gestützten Lebensmittel kostete ein Laib Brot nur einige wenige Kronen. Doch auch heutzutage ist es nicht allzu teuer. Der Kilopreis für das gängige sogenannte Konsumbrot liegt im Schnitt bei 23 bis 24 Kronen, das sind umgerechnet 85 bis 90 Eurocent. Und dieser Preis ist seit dem Jahr 2007 auch noch ziemlich stabil. Sehr zur Freude der Verbraucher, aber zum Verdruss für die Hersteller, ergänzt Dřízal:
„Wenn wir uns die europäischen Preise im Vergleich anschauen, stellen wir fest, dass in der Tschechischen Republik das fünftbilligste Brot in der Europäischen Union gebacken wird. Wir nähern uns mittlerweile bereits den Preisen der Balkanländer wie Rumänien oder Bulgarien an.“Ein anderes Kapitel ist der Brotverbrauch im Land. Der ist mit den Jahren immer mehr zurückgegangen, von 80 Kilogramm je Person und Jahr in der Ersten Tschechoslowakischen Republik über 55 bis 60 Kilo in der Zeit vor der Wende bis zu den heutigen 40 Kilo. Das habe viele Gründe, der wesentlichste aber sei der Wandel zu mehr Vielfalt in der Ernährungsweise der Menschen. So wird das Brot häufig durch Müslis, Cerealien oder Teigwaren ersetzt und ist längst nicht mehr das unangefochtene Grundnahrungsmittel wie in vergangenen Zeiten, räumt Dřízal ein. Doch er glaubt fest daran, dass man die Talsohle schon durchschritten habe und die Leute wieder mehr Brot essen werden. Auch deshalb, weil das tschechische Brot viele Vorteile habe, so Dřízal:
„Wir haben einen hohen Anteil von nicht verpacktem Brot in den Läden. Das kennt man in vielen anderen Ländern schon gar nicht mehr. Dort wird meist nur abgepacktes in den Geschäften angeboten. Und das heißt, dieses Brot wurde speziell behandelt. Die Tschechen haben also eine Reihe von Vorteilen gegenüber dem Ausland.“Und wie erkennt man nun ein gutes und frisches Brot? Dazu gibt Dřízal eine simple, aber nach wie vor allgemeingültige Antwort:
„Ein frisches und qualitativ gutes Brot erkennt man erst daheim. Selbstverständlich kann man im Geschäft schon erkennen, ob das jeweilige Brot nicht überbacken oder in irgendeiner Weise deformiert ist. Die Qualität eines Brotes aber erkennt man erst beim Aufschneiden und Schmecken bei sich zu Hause.“