Experten und Sportler unisono: Schönes Stadion und tolle Stimmung bei der Biathlon-WM

Foto: ČTK

Biathlon in Tschechien? Sicher, auch diese Sportart wird hierzulande betrieben, wenn auch noch nicht so überaus erfolgreich. Aber nun gleich eine Biathlon-Weltmeisterschaft auf der Böhmisch-Mährischen Höhe? Menschen mit Unkenntnis könnten meinen, sich verhört zu haben, so wie bei der Nachricht, dass die Fußball-WM 2022 in Katar stattfindet. Die Biathlon-WM, die dieser Tage im mährischen Nové Město na Moravě stattfindet, sprengt aber alle Erwartungen: Sie ist top organisiert, und sie sorgt für Gänsehautstimmung.

Kati Wilhelm  (Foto: Andreas Lamecker,  Wikimedia Creative Commons 3.0)
Wenn eine Weltmeisterschaft ausgetragen wird, dann ist auch die sportliche Prominenz nicht weit. Bei der WM in Nové Město na Moravě gehört auch die dreifache Olympiasiegerin und fünffache Weltmeisterin im Biathlon, Kati Wilhelm, dazu. Die ARD-Expertin, die tschechische Freunde in der Nähe von Liberec / Reichenberg hat, ist auch gut informiert:

„Vor der Biathlon-Weltmeisterschaft hatte ich schon gehört, dass zur WM wahrscheinlich sehr viel los sein wird, und ich selbst hatte auch einiges erwartet. Trotzdem bin ich positiv überrascht, denn das Stadion ist wunderschön geworden und die Stimmung hier ist einfach toll.“.

Eine langjährige sportliche Weggefährtin von Kati Wilhelm ist die 35-jährige Andrea Henkel, die noch aktiv und somit auch in Nové Město am Start ist. Nach ihrer tollen Aufholjagd im Verfolgungsrennen, bei der sie sich von Platz 33 auf den 6. Platz verbesserte, war die Doppelolympiasiegerin und achtfache Weltmeisterin ebenfalls des Lobes voll:

Andrea Henkel  (Foto: YouTube)
„Also ich finde, die Stimmung hier ist super. Ich war schon in der Mixed-Staffel ganz gerührt, was für ein schönes Stadion das hier ist, vollgepackt mit Biathlonfans. Ich finde es einfach spitze und ich würde gern noch öfter ganz vorn dabei sein, um noch mehr von der Stimmung mitzubekommen. Es freut mich, dass jetzt hier eine so schöne WM stattfindet.“

Tschechische Mixed-Staffel  (Foto: ČTK)
Die von Henkel angesprochene Mixed-Staffel zum WM-Auftakt hat die Begeisterung aus gutem Grund erst so richtig entfacht, denn die Starter des Gastgeberlandes konnten mit Bronze gleich eine Medaille gewinnen. Ansonsten sorgen die bislang stets über 20.000 Fans aus Deutschland, Norwegen, Russland, der Slowakei oder Tschechien bei jedem Rennen für prächtige Stimmung, und das schon beim Start.

Nicht ganz so viel Begeisterung herrscht in der deutschen Mannschaft, denn diese hat – in der Vergangenheit sehr erfolgsverwöhnt – nach fünf Rennen noch keinen einzigen Podestplatz erobern können. Deshalb versuchen deutsche Journalisten auch stets etwas nachzubohren, ob die anspruchsvolle Strecke von Nové Město nicht doch so ihre Tücken hat. Erik Lesser, der als Zwölfter im Sprint der Männer durchaus überzeugte, aber stellt klar:

Erik Lesser  (Foto: YouTube)
„Die Strecke hat im Großen und Ganzen eigentlich ganz gut gehalten, dafür dass die Luftfeuchtigkeit ziemlich hoch ist und es auch in der Nacht minus zehn Grad kalt war. Dennoch gab es eine Stelle, gleich am Anfang der Runde, wo es ein bisschen tief wurde. Aber das war eigentlich für alle von Anfang an gleich, denn dort laufen auch alle lang, wenn sie testen. Von daher war es dort für alle gleich tief.“

Auch Teamkollege Andreas Birnbacher bekräftigte, dass für seine Schießfehler nicht der angeblich schwere Schießstand, sondern nur er selbst verantwortlich sei. Der Österreicher Dominik Landertinger, der im Jagdrennen einen hervorragenden 5. Platz belegte, gibt dann auch die Antwort, die man allenthalben von fast jedem Teilnehmer hören kann:

Veronika Vítková  (Foto: ČTK)
„Es ist super: Die Wettkampfstätte ist perfekt vorbereitet und die Rennen sind perfekt organisiert. Die Tschechen haben sich extrem ins Zeug gelegt, es sind viele Zuschauer da und es ist einfach schön, hier zu laufen.“

Die tolle Stimmung beflügelt jedoch in erster Linie die tschechischen Biathleten und insbesondere ihre bisher Beste im Gesamtteam: Veronika Vítková. Zu ihrem 8. Platz in der Verfolgung sagte sie:



Foto: ČTK
„Ich bin über das Ergebnis hocherfreut. Am meisten hat mich gefreut, dass ich die Ukrainerin auf der Zielgeraden noch abfangen konnte.“

Bei ihrem Schlussspurt habe ihr die Anfeuerung von den Rängen sehr geholfen, bestätigte Vítková. Und was diese Kulisse noch so bewirken kann, zeigte der dramatische Zieleinlauf im Jagdrennen der Männer, das der Norweger Emil Hegle Svendsen mit einer knappen Skispitze Vorsprung vor dem Franzosen Martin Fourcade gewann.

Autor: Lothar Martin
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