Extremismus-Seminar

Vor zwei Wochen hatte der Dekan der Philosophischen Fakultät der Prager Karls-Universität, Petr Kolar, ein politologisches Seminar zur Typologie des Extremismus verboten und dessen Veranstalter, Zdenek Zboril, bei weiteren Vorkommnissen mit harten arbeitsrechtlichen Maßnahmen gedroht. Grund dafür war die Tatsache, dass Zboril als Vortragende und Diskutanten in sein Seminar auch Vertreter verschiedener extremistischer Organisationen eingeladen hatte - darunter einen der berüchtigsten tschechischen Neonazisten, Filip Vavra.

Begründet hatte der Seminarleiter die Einladung extremistischer Redner an die philosophische Fakultät damit, dass das Seminar Kenntnisse über extremistische Organisationen vermitteln wolle und es außer den Berichten des Innenministeriums darüber bislang keine einzige abgeschlossene Studie gäbe.

Das Verbot des Seminars, zu dem sich der Dekan auf einen kritischen Artikel der renommierten Tageszeitung "Lidove noviny" hin entschieden hatte, löste eine rege Diskussion in der Presse aus. Zu Wort meldeten sich neben Publizisten auch Studenten, die von dem Verbot der Veranstaltung betroffen waren, sowie der Dekan und der Seminarleiter. Die umstrittene Frage lautete: Dürfen sich Extremisten an der Universität präsentieren oder nicht? Während die einen mit der Freiheit der Lehre argumentierten und sich über das Verbot empörten, vertraten die anderen die Ansicht, dass man gegen Extremisten mit allen Mitteln vorgehen müsse und ihnen nicht eine zusätzliche Gelegenheit geben dürfe, für ihre Ansichten zu werben.

Am vergangenen Donnerstag schließlich nahm der Dekan seine Entscheidung zurück und ermöglichte damit die Fortsetzung des Seminars - allerdings mit einer Einschränkung: Die Beteiligung politischer Aktivisten an der Veranstaltung ist künftig nur unter der Bedingung gestattet, dass ihnen kein Raum für freien Meinungsaustausch gegeben wird, sondern das Gespräch mit ihnen gelenkt wird. Außerdem dürfen im Seminar keine faschistischen und menschenverachtenden Ansichten propagiert werden. Wie das Sekretariat des Dekans mitteilte, habe Kolar die Entscheidung zur Fortsetzung des Seminars gemeinsam mit der Leitung der Fakultät für Politikwissenschaften sowie Studentenvertretern getroffen.

Auch nach der Wiederzulassung des Seminars zur "Typologie des politischen Extremismus" ließen die Reaktionen auf das Verbot und die Diskussion darum nicht nach. Nahezu täglich fanden sich in der Presse Leserbriefe und Kommentare. Um dem Diskussionsbedarf der Öffentlichkeit nachzukommen, vertraten die beiden Hauptkontrahenten - Dekan Petr Kolar und Seminarleiter Zdenek Zboril - am Donnerstag um 13 Uhr in einer Online-Debatte noch einmal ihre Standpunkte vor der Öffentlichkeit.