Farce oder Versagen? Weiter kein Herausforderer für Präsident Klaus in Sicht

Wer wird nächster tschechischer Präsident? Unwürdig zäh zieht sie sich in die Länge, die Suche nach einem möglichen Gegenkandidaten für den Amtsinhaber und ODS-Ehrenvorsitzenden Vaclav Klaus. Die Christdemokraten haben kürzlich Senatsvize und Ex-Premier Petr Pithart ins Spiel gebracht. Der hat sich Bedenkzeit erbeten - und abgesagt.

Petr Pithart
Er wolle sich nicht in einen von vornherein aussichtlosen Kampf begeben, begründete der Christdemokrat Pithart am Montag sein Nein zu einer Kandidatur. Der Ex-Dissident und Charta-77-Unterzeichner hatte sich bereits vor fünf Jahren als Präsidentschaftskandidat nicht gegen Vaclav Klaus durchsetzen können. Die Christdemokraten zeigten sich durch den Korb aber keineswegs verunsichert:

"Petr Pithart ist ein überlegter und weiser Mann, zugleich aber auch Politiker. Er hat sicher alle Für und Wider sorgfältig abgewogen, und ich meine, er hat die richtige Entscheidung getroffen",

so der Kommentar von Parteichef Jiri Cunek. Wohlgemerkt: Die eigene Partei lobt ihren Präsidentschaftskandidaten dafür, dass er die Nominierung nicht annimmt! Dieses Faktum fand nicht nur Radio-Kommentator Ivan Hoffman in seiner täglichen Morgen-Glosse "zajimave" - interessant...

Vaclav Klaus
Hintergrund des Verwirrspiels: Pithart hätte bei den Wahlen im Parlament kaum auf die Stimmen von Sozialdemokraten und Kommunisten zählen können. Gegen Amtsinhaber Vaclav Klaus, hinter dem die bei weitem stärkste Fraktion steht, hat aber ein Herausforderer nur als Gemeinschaftskandidat der Mitte-Links-Parteien eine Chance - ein offenes Geheimnis. Die Pithart-Nominierung war daher womöglich nur ein Winkelzug der Klaus-Befürworter unter den Christdemokraten.

Für die Partei heißt es nun: Nach dem Kandidaten ist vor dem Kandidaten. In dieser Woche will man über weitere mögliche Herausforderer beraten. Die mehrfach angekündigten gemeinsamen Verhandlungen mit Grünen und Sozialdemokraten kommen indes nicht vom Fleck. Unklar bleibt, ob man sich auf den viel beschworenen gemeinsamen Kandidaten nicht einigen kann - oder vielleicht gar nicht einigen will: Dann würde nämlich aller Voraussicht nach Vaclav Klaus für weitere fünf Jahre auf der Burg bleiben. Und das könnte letztlich mehr Abgeordneten recht sein, als man gemeinhin glauben würde. Meint zumindest Rundfunk-Glossator Ivan Hoffmann:

"Seine Anhänger unterstützen Klaus, weil sie ihm die zweite Amtszeit von Herzen wünschen. Die, die mit Klaus nicht auskommen, geben ihm die Stimme, damit er sich nicht in die Politik einmischt. Ihnen ist es recht, dass Klaus hoch oben auf der Prager Burg sitzt, wo er in ihren Augen nicht viel anstellen kann. Die Suche nach einem Herausforderer? Bloßer Zeitvertreib!"