Wird Havels Nachfolger schon am Mittwoch bekannt sein?

V. Klaus und J. Bures im Fernsehen NOVA (Foto: CTK)

Der erste Versuch, den Nachfolger von Vaclav Havel im Staatspräsidentenamt zu wählen, könnte durchaus einen ganzen Monat lang dauern. Es kann aber auch sein, dass das neue Staatsoberhaupt schon am kommenden Mittwoch gewählt wird. Die letzte Chance, die Kandidatur eines weiteren Präsidentschaftskandidaten einzureichen, ist punkt 0 Uhr in der Nacht von Sonntag zu Montag abgelaufen. Martina Schneibergova hat daher die jüngsten Erklärungen der vier ins Rennen gegangenen Präsidentschaftskandidaten zusammengefasst.

V. Klaus und J. Bures im Fernsehen NOVA  (Foto: CTK)
Um das Amt des Staatspräsidenten bewerben sich der von den Sozialdemokraten nominierte parteilose Ex-Justizminister Jaroslav Bures, der von den Bürgerdemokraten nominierte ehemalige ODS-Chef Vaclav Klaus, der von Christdemokraten und Unionisten vorgeschlagene Senatsvorsitzende Petr Pithart und der von den Kommunisten als Kandidat aufgestellte Jurist Miroslav Krizenecky. Die Parlamentarier - 200 Abgeordnete und 81 Senatoren, jeweils als Parlamentskammer voneinander getrennt - kommen an diesem Mittwoch auf der Prager Burg zusammen, um Vaclav Havels Nachfolger im Präsidentenamt zu wählen. Um bereits im ersten Wahlgang erfolgreich zu sein, müsste der entsprechende Kandidat wenigstens 101 Stimmen von den 200 Abgeordneten und mindestens 41 Stimmen von den 81 Senatoren erhalten. In den Medien wird diese Möglichkeit für eher unwahrscheinlich gehalten. Im nachfolgenden zweiten Wahlgang werden dann aller Voraussicht nach zwei Kandidaten ihre Kräfte messen - der Wahlsieger des Unterhauses und der Wahlsieger des Oberhauses. Der zweite Wahlgang kann unmittelbar nach dem ersten folgen. Erst im dritten Wahlgang würden die Abgeordneten und die Senatoren dann gemeinsam abstimmen. Für den Wahlsieg reicht es, mehr als die Hälfte der Stimmen von allen anwesenden Parlamentariern zu bekommen.

Über seine Vorstellung von der Persönlichkeit des Staatsoberhauptes erklärte einer der Kandidaten, Jaroslav Bures, am Sonntag u. a.:

"Es sollte eine Persönlichkeit sein, von der die Öffentlichkeit weiß, dass sie sich als Staatspräsident verhalten wird. Zweitens sollte es jemand sein, der wenigstens die grundlegenden politischen Erfahrungen hat und imstande ist, die Kompetenzen des Staatsoberhauptes auszuüben."

Bures ist eher skeptisch, was eine schnelle Wahl des neuen Präsidenten anbelangt. Anderer Meinung sind jedoch zwei weitere Kandidaten. Vaclav Klaus ließ verlauten:

"Wir werden vielleicht alle überrascht sein, und auf einmal irgendwann um sechs Uhr abends wird dieses Land einen neuen Staatspräsidenten haben."

Der gegenwärtige Senatschef und Präsidentschaftskandidat Petr Pithart äußerte in ähnlicher Weise:

"Ich denke, dass der Präsident in den späteren Stunden des Mittwochabends gewählt sein könnte."

In der auflagenstarken Tageszeitung "Mlada fronta Dnes" sah der Stand am Montagmittag wie folgt aus: Erster war Vaclav Klaus mit mehr als 5.500 Stimmen vor Petr Pithart mit 4.700 Stimmen. Jaroslav Bures erhielt von den Lesern knapp 400 und Miroslav Krizenecky 260 Stimmen.