Gibt es doch schon am Mittwoch einen neuen Präsidenten?

Petr Pithart und Jaroslav Bures im Fernsehen (Foto: CTK)

Während der 84 Jahre seit dem Zerfall der k.u.k. Monarchie standen neun Männer an der Spitze der Tschechoslowakei und später der Tschechischen Republik. Das bereits zehnte Staatsoberhaupt, das Vaclav Havel, im Präsidentenamt, ablösen wird, wird am Mittwoch im Spanischen Saal der Prager Burg gewählt. Martina Schneibergova fasst einige aktuelle Daten zum Thema der Präsidentschaftswahl zusammen.

Petr Pithart und Jaroslav Bures im Fernsehen  (Foto: CTK)
Die Medien befassten sich in den letzten Tagen vor der Präsidentschaftswahl nicht nur mit der Frage, wer aus der Wahl, die von den Abgeordneten und den Senatoren getroffen wird, als Sieger hervorgehen wird, sondern auch damit, wann der Name des neuen Staatsoberhauptes bekannt sein wird. Den skeptischen Meinungen, dass sich die Wahl Wochen lang hinausziehen könnte, widersprachen u. a. auch zwei der vier Präsidentschaftskandidaten - der jetzige Senatspräsident Petr Pithart und der Ex-Vorsitzende der Bürgerdemokratischen Partei (ODS) Vaclav Klaus. Beide deuteten bereits am vergangenen Wochenende an, der Name des Staatspräsidenten könnte bereits am Mittwochabend bekannt sein. Vaclav Klaus äußerte sich noch präziser, als er erklärte, am Mittwoch um 18 Uhr könnte die Tschechische Republik ihren neuen Präsidenten kennen. Ob diese Einschätzung lächerlich sei - fragte der Chef-Kommentator der Tageszeitung Lidove noviny, Petr Fischer, am Dienstag in seinem Leitartikel und antwortete sogleich: "Nicht allzu sehr".

Petr Pithart und Jaroslav Bures im Fernsehen  (Foto: CTK)
Jedem sei schließlich bewusst, dass eine endlose Präsidentschaftswahl niemandem Nutzen bringe, heißt es zur Begründung in dem Leitartikel. So könne wirklich schon am Mittwochabend eine neuer Präsident den Spanischen Saal betreten - eine Persönlichkeit der Kompromisse, die schließlich schmerzlos von der entscheidenden Mehrheit akzeptiert werde, kommentiert Fischer. Er erinnerte sogleich daran, dass die Gewerkschaften ihren Favoriten in dem Christdemokraten Petr Pithart gefunden hätten - einem Menschen, der ein starkes Sozialempfinden hat. Premier Spidla könne sich freuen, da die Gewerkschaften ein traditioneller Verbündeter der Sozialdemokraten seien. Stimmen für Pithart würden diese alte Verbindung nur festigen, meinte der Kommentator. Er fügte hinzu, die Spaltung innerhalb der sozialdemokratischen Partei, die dadurch verursacht wurde, dass ein Teil die Rückkehr des starken Milos Zeman befürchte, wäre damit endgültig beseitigt. Also am Mittwoch um sechs - es entscheiden die Sozialdemokraten, heißt es abschließend in dem Leitartikel.

Präsidentenflagge auf der Prager Burg
Egal, wer zum Staatspräsidenten gewählt wird, mit einer Änderung in der Ausstattung der Klassenräume an allen Schulen ist künftig zu rechnen. Petr Pithart ließ im Gespräch für die Tageszeitung Lidove noviny u.a. verlauten, wenn er Staatspräsident wäre, wolle er auf die offiziellen Portraits des Staatsoberhauptes in den Schulklassen verzichten. In ähnlichem Sinne sprach sich auch Jaroslav Bures aus:

"Ich will dort nicht hängen, ich würde dann die Schulministerin darum bitten, mein Portrait nicht dort zu placieren."

Auch Vaclav Klaus entpuppte sich als Gegner der bisherigen Tradition:

"Das ist das Allerletzte, worum ich mich bemühen oder wovon ich träumen würde. Wir sind auch eines der wenigen Länder der Welt, die das Portrait ihres Staatspräsidenten auf den Briefmarken haben."