Fehlanalyse des Statistischen Amtes sorgt für Unmut in der Wirtschaft

Tschechische Statistische Amt

Das Bruttoinlandsprodukt der Tschechischen Republik stieg im dritten Quartal des vergangenen Jahres um 2,7 Prozent, und nicht wie bisher angegeben nur um 1,5 Prozent. Diese gravierende Abweichung zu einer früheren Information gab das Tschechische Statistische Amt am zurückliegenden Freitag auf der Grundlage einer tags zuvor durchgeführten Revision der Außenhandelsdaten bekannt. Diese an sich positive Nachricht löste jedoch unter Ökonomen wie Politikern berechtigten Unmut aus - weshalb, dazu mehr von Lothar Martin.

Tschechische Statistische Amt
Anhand der am Donnerstag im Statistischen Amt durchgeführten Revision betrug das Defizit der tschechischen Außenhandelsbilanz von Juli bis November letzten Jahres nur 35,2 Milliarden Kronen und nicht - wie bisher angegeben - 73,9 Milliarden Kronen. Diese neuen Daten bedeuten in der Endkonsequenz, dass das hiesige Wirtschaftswachstum nicht den Rückwärtsgang eingelegt hat, sondern vielmehr noch beschleunigt wurde. Da die Statistiker jedoch die Wirtschafts- und Finanzexperten fünf Monate lang in eine andere Zahlenwelt versetzt hatten, sind deren Entscheidungen bei den Investitionen und bei anderen Finanzierungen maßgeblich beeinflusst worden. Die Zentralbank hatte anhand der falschen Zahlen ihre Finanzpolitik ausgerichtet, ausländische Agenturen stuften das Rating des Landes niedriger ein, individuelle Verbraucher setzten ihre Ersparnisse aus Angst vor Preiserhöhungen lieber in Anschaffungen um. Ganz zu schweigen davon, dass das Statistische Amt mit diesem "dicken Patzer" nunmehr sehr viel von seiner Seriosität und Glaubwürdigkeit eingebüßt hat. Deshalb fordern führende Politiker auch entsprechende Konsequenzen. Das Mitglied des parlamentarischen Haushaltsausschusses, Bürgerdemokrat Vlastimil Tlustý, zum Beispiel formulierte scharfzüngig:

"Entweder sollte sich das Tschechische Statistische Amt freiwillig umbenennen in Tschechisches Verwirrungsamt oder aber dessen führende Vertreter sollten zurücktreten."

Eine Aussage, die vor allem an die Adresse der Leiterin der Amtes, Marie Bohatá, gerichtet ist. Diese wehrte sich jedoch mit dem Hinweis darauf, dass die alten Daten auf zunächst fehlerhafte Angaben der Generalzolldirektion zurückzuführen seien. Premier Vladimír Spidla und Finanzminister Bohuslav Sobotka fordern daher schnellstmögliche Aufklärung von beiden Behörden. Doch egal, wer letztlich als Schuldiger ausgemacht wird und wer nach dem Eklat von seinem Posten zurücktreten muss, das Image der tschechischen Wirtschaft und das Ansehen des Statistischen Amtes haben auf jeden Fall Schaden genommen.