Ausländeranteil an tschechischer Bevölkerung wird 2050 sieben Prozent betragen
Die Bevölkerung der Tschechischen Republik nimmt ständig ab, während ihr Altersdurchschnitt weiter zunimmt. Schon in 25 Jahren werden dem Land mehr als 400.000 Arbeitnehmer fehlen. Wenn es nicht gelingt, diesen Trend zu stoppen, dann würde sich der Beginn des Rentenalters um einige Jahre erhöhen. Allein schon aus diesem Grund kommt dem Zulauf und der Integration von Ausländern im arbeitsfähigen Alter eine immer größere Bedeutung zu. Näheres dazu von Lothar Martin.
"Nach der so genannten mittleren und wahrscheinlichsten Prognose der Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2050 wird es in der Tschechischen Republik zu einem weiteren Rückgang der Bevölkerungszahl kommen. Und das, obwohl wir berücksichtigt haben, dass im Zuge der Migration jährlich im Durchschnitt ca. 25.000 Ausländer zu uns stoßen werden. Das bedeutet, dass um das Jahr 2050 herum jeder siebte Bürger der Tschechischen Republik ein ehemaliger Zuwanderer sein wird."
Wie Drápal weiter ausführte, bringt die Integrierung der Ausländer jedoch auch eine Reihe von Anforderungen mit sich. Hierbei gelte es, vor allem solche Bereiche wie Bildung, Sozialwesen und staatliche Sicherheit einzubeziehen. Aber auch auf den Gebieten Kultur und Ernährung seien durch den stärkeren ausländischen Einfluss Veränderungen in der tschechischen Gesellschaft zu erwarten, sagte Drápal. Aus diesem Grund hat der tschechische Staat über das Ministerium für Arbeit und Soziales im Jahr 2003 ein Pilotobjekt zur Auswahl von qualifizierten ausländischen Arbeitnehmern gestartet. Dieses Programm ist darauf ausgerichtet, Fachleute nach Tschechien zu holen sowie ihnen und ihren Familien den Prozess der Integration zu erleichtern. Das ursprünglich nur auf die Länder Bulgarien, Kroatien und Kasachstan orientierte Projekt ist mit dem 1. Oktober 2004 auch auf Moldawien und Weißrussland erweitert worden, informierte Helena Spirková vom Arbeitsministerium am Mittwoch die Prager Medien.
Zum 31. Dezember 2004 wurden in der rund 10 Millionen Einwohner zählenden Tschechischen Republik etwas über 254.000 legal lebende Ausländer registriert. Deren Anteil an der Gesamtbevölkerung sei also noch vergleichsweise gering, sagte CSU-Mitarbeiterin Bohdana Holá:
"Die bezogen auf das vergangene Jahr in der Tschechischen Republik lebenden Ausländer bildeten einen Bevölkerungsanteil von 1,8 Prozent. Das ist ein sehr niedriger Anteil im Vergleich zu anderen europäischen Staaten. In Luxemburg beträgt der Ausländeranteil zum Beispiel fast 37 Prozent. In Österreich und Deutschland liegt ihr Anteil bei zehn Prozent."Nahezu ein Drittel der derzeit in Tschechien lebenden Ausländer sind Ukrainer. Ihnen folgen Slowaken, Vietnamesen, Polen und Russen, während alle übrigen Nationen an der ausländischen Bevölkerung mit einem Gesamtanteil von 25 Prozent vertreten sind.
"Die meisten Ausländer, nämlich mehr als 100.000, leben in Prag. Die Leute aus unseren Nachbarländern wie Polen und der Slowakei leben bevorzugt in den an ihre Länder grenzenden tschechischen Regionen. Die Vietnamesen wiederum sind zum Großteil im Karlsbader und im Aussiger Landkreis angesiedelt, und die ukrainischen Bürger sind vor allem im Landesinneren anzutreffen,"
ergänzte Bohdana Holá. Die Abteilungsleiterin für Bevölkerungsstatistik verwies darauf, dass die ausländischen Emigranten hauptsächlich aus ökonomischen Gründen in Tschechien ihre zweite Heimat suchen und dass die klar überwiegende Mehrzahl von ihnen daher auch im besten Arbeitsalter von 25 bis 39 Jahren ist. Der Anteil ihrer mit nach Tschechien übersiedelnden Kinder oder Eltern ist dagegen verschwindend gering.