Politiker: Chefin des Tschechischen Statistischen Amtes soll zurücktreten

Logo des Tschechischen Statistischen Amtes

Der Druck auf die Chefin des Tschechischen Statistischen Amtes, Marie Bohata, ist weiter angewachsen. Sowohl Politiker als auch Ökonomen sind sich darin einig, dass der am Freitag bekannt gewordene grobe Fehler ihres Amtes ein zwingender Grund für ihren Rücktritt sei. Dazu Dagmar Keberlova mit weiteren Einzelheiten.

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Wie wir bereits am Montag im Tagesecho informiert haben, ist dem Tschechischen Statistischen Amt ein grober Fehler in der Außenhandelsbilanz unterlaufen. Bei einer Revision zeigte sich am vergangenen Donnerstag, dass das Defizit der tschechischen Außenhandelsbilanz um 40 Milliarden Kronen niedriger ist als bisher angegeben. Der tschechische Premier Vladimir Spidla ist der Meinung, dass Marie Bohata für diesen Fehler die Verantwortung trage und daher zurücktreten sollte. Marie Bohata hat dies jedoch abgelehnt:

"Selbstverständlich ist der Fehler sehr unangenehm und mir tut es sehr leid. Aber Fehler passieren bei jeder Tätigkeit und wichtig ist, wie man sich zu ihrer Beseitigung stellt. Wir haben eine Reihe von Maßnahmen angenommen, damit sich etwas Ähnliches nicht wiederholen kann."

Mit diesen Worten will die Leiterin der Statistik-Behörde den Politikern und vor allem den von diesen Zahlen abhängigen Ökonomen versichern, dass sich der Fehler nicht wiederholen werde. Zwei verantwortlichen Mitarbeitern ihres Amtes ist bereits gekündigt worden. Des weiteren hat sich Marie Bohata einen Fachexperten aus dem Europäischen Statistischen Amt bestellt, der eine grundlegende Studie durchführen soll. Erst wenn dieser feststellen sollte, dass das Tschechische Statistische Amt nicht in der richtigen Art und Weise vorgegangen ist, will die Behördenchefin daraus ihre Konsequenzen ziehen. Die Ökonomen glauben allerdings nicht, dass die durchgeführten personellen Änderungen eine Garantie dafür seien, dass sich solche Fehler nicht wiederholen werden. So ist zum Beispiel die Chefökonomin der Volksbank, Marketa Sichtarova, der Meinung, dass auch die Angaben über die Höhe des Bruttoinlandsproduktes ungenau sein können:

"Ich denke, dass das Statistische Amt ein Embargo über weitere Informationen verhängen sollte, bis hundertprozentig sichergestellt ist, dass die neuen Zahlen richtig sind. Denn ansonsten riskiert das Amt, dass es das Vertrauen absolut verlieren wird."

Auch der Chefökonom der Raiffeisenbank und ehemalige Finanzminister Pavel Mertlik meint, dass die Chefin des Statistischen Amtes, deren Person auch die Wahrnehmung Tschechiens im Ausland beeinflusse, nach solch einem Fehler nicht weiter im Amt verweilen sollte. Eine Premier Vladimír Spidla nahestehende ungenannte Person, die von der Tageszeitung "Hospodarske noviny" am Dienstag zitiert wird, gab an, dass Premier Spidla mit seinem Appell Bohata die Chance gegeben habe, würdig abzutreten. Wenn sie dies nicht von allein tun werde, werde die Regierung bereits am Mittwoch einen Vorschlag zu ihrer Abberufung vorlegen. Den Chef des Tschechischen Statistischen Amtes wird auf Vorschlag der Regierung durch den Staatspräsidenten berufen.