Festival „Jeden svět“: 100 Dokumentarfilme über Proteste für Menschenrechte
Proteste können etwas bewegen. Dies beweisen Aufstände wie Libyen. Dort brachten die Menschen Diktator Gaddafi zu Fall. Aber auch ohne sein Leben aufs Spiel zu setzen, kann man gegen Missstände angehen. Beides ist Thema beim Festival Jeden svět, das diese Woche in Prag begonnen hat. In Kooperation mit der Menschrechtsorganisation „Člověk v tísní“ werden beim Festival über 100 Kurzfilme zum Thema gezeigt.
„Jeden svět“ ist eines der größten Filmfestivals für Menschenrechte auf der Welt. Das 14. Jahr in Folge findet das Festival an mehreren Orten in Tschechien statt. Die Besucher haben die Möglichkeit, sich über die Menschenrechtslage an insgesamt 72 Orten in der ganzen Welt zu informieren. Die Dokumentationen stammen sowohl von professionellen Filmemachern, als auch von Aktivisten. Was dieses Jahr so besonders macht, erläutert Pressesprecherin Bohdana Ramboušková:
„Hauptthema des Jahrgangs sind Proteste, Unruhen und Revolten. Dabei geht es nicht nur um die Revolutionen in den arabischen oder anderen Ländern aus der letzten Zeit, sondern wir wollen auch die Proteste von jungen Menschen in den demokratischen Ländern reflektieren. Denn die Protestwelle junger Menschen hat sich im vergangenen Jahr über die ganze Welt ergossen.“
Die Filme stammen überwiegend von jungen Regisseuren, die aus insgesamt 44 Ländern kommen. Sie bewerben sich in mehreren Kategorien um Preise. Doch nach welchen Kriterien geschieht das?
„Bei Jeden svět bestehen insgesamt sieben Jurys. Die wichtigsten sind zwei: Die Hauptjury und die Rudolf-Vrba-Jury, die den Siegerfilm aus der Kategorie ‚Sie haben ein Recht zu wissen’ auswählt. Diese Kategorie ist auf Menschenrechtsthemen ausgerichtet, dabei spielt die formale Seite nicht eine solche Rolle. Es ist nicht so wichtig, wie perfekt der Film gedreht wurde, sondern das Thema an sich. Häufig sind das Themen, die neu sind in Tschechien, oder auch im Ausland noch nicht bekannt sind“, so Ramboušková.
Wie weit das Thema Menschenrechte definiert werden kann, verdeutlicht der Film „Radioactivists“. Die deutschen Autorinnen Clarissa Seidel und Julia Leser waren während des Unglücks von Fukushima in Japan vor Ort. Die Proteste nach dem Unglück haben sie tief bewegt. Clarissa Seidel:
„Es ist natürlich eine furchtbare Katastrophe, eine dreifache Katastrophe passiert. Aber da gab es diese positive Energie in den Protesten, die wir einfangen wollten. Die Proteste sind auch sehr unterhaltsam organisiert, mit viel Musik, Tanz und Kunst. Das war etwas sehr Positives, was uns überrascht hat und das wir festhalten wollten.“
Radioactivist ist unter anderem an diesem Samstag im Kino Lucerna zu sehen.
Das Festival läuft noch bis 15 März in ausgewählten Prager Kinos. Das komplette Programm sowie die Adressen der Kinos befinden sich auf der Internetseite www.jedensvet.cz.