Wege der Freiheit“: Menschenrechts-Filmfestival „Jeden svět“ beginnt
Am Montag wird das internationale Dokumentarfilmfestival „Jeden svět“ (One world) eröffnet.
„Jeden svět“ ist das weltweit größte Filmfestival mit Schwerpunkt auf Menschenrechten. Veranstaltet wird es seit 1999 von der renommierten tschechischen Hilfsorganisation Člověk v tísni. Direktor des Festivals ist Ondřej Kamenický:
„Das diesjährige Thema ,Wege der Freiheit‘ kann aktueller nicht sein. Uns ist es kalt über den Rücken gelaufen. Bei der Suche nach dem Hauptthema spielte eine bestimmte Desillusion über das eine Rolle, was sich in Ländern mit autoritären Regimes abspielt. Wir dachten dabei an die Gegner des Lukaschenko-Regimes in Belarus, an die Verfolgten in Myanmar, an die Protestierende in Hongkong. Viele der Ereignisse waren von der Corona-Pandemie überschattet. Wir wollten auf Menschen aufmerksam machen, denen es nicht egal ist, was in ihrem Land passiert. Die diesjährige Auflage des Festivals steht im Zeichen von Bürgerrechtsaktivistinnen und -aktivisten, darunter sind Journalisten, Juristen und weitere Menschen, die den Mut haben, ihre Stimme zu erheben und zu kämpfen.“
Beim Festival wird auch daran erinnert, dass Člověk v tísni als veranstaltende Organisation vor 30 Jahren gegründet wurde. Lenka Lovicarová ist Exekutivdirektorin von „Jeden svět“:
„Ein wichtiger Impuls für die Entstehung der Organisation war die Hilfe für die leidenden Menschen in Bergkarabach. Damals wurde für sie eine Spendensammlung durchgeführt. Derzeit läuft eine Spendensammlung mit dem Titel ‚SOS Ukraine‘. Wir müssen weiter helfen. Dank unseren Erfahrungen aus den vergangenen 30 Jahren und dem Vertrauen, das Člověk v tísni in der Öffentlichkeit genießt, können wir wirkungsvoll dort helfen, wo dies nötig ist.“
Wie jedes Jahr verleiht die Hilfsorganisation bei der Festivaleröffnung in Prag den Menschenrechtspreis „Homo Homini“. Lenka Lovicarová:
„Mit dem Preis zeichnen wir jedes Jahr Persönlichkeiten aus, die für die Menschenrechte kämpfen und dabei oft auch ihr Leben riskieren. In diesem Jahr wird der Preis der ägyptischen Rechtsanwältin und Bürgeraktivistin Mahienour El-Masry verliehen. Die 36-jährige Frau verbrachte vier Jahre im Gefängnis. Bekannt geworden ist sie durch ihren Kampf für die Rechte der Gefangenen und ihren Einsatz für die Unabhängigkeit der Justiz in Ägypten.“
Nachdem Russland den Krieg gegen die Ukraine entfesselt hatte, haben die Veranstalter einige Dokumentarfilme zu diesem Thema ins Festivalprogramm aufgenommen.
Nach den Filmvorstellungen bietet sich immer die Möglichkeit zu Diskussionen. Im Rahmen der Sektion „Das sprechende Kino“ können die Filmbesucher ausländischen Gästen Fragen stellen. Dazu die Exekutivdirektorin des Festivals:
„Dies würde ich sehr empfehlen. Die Debatten finden in der Prager Stadtbibliothek statt. Es kommen viele interessante Persönlichkeiten nach Prag. Erwähnen möchte ich den polnischen Richter Igor Tuleya, der sich für eine unabhängige Justiz in Polen einsetzt. Er ist der Hauptheld des Dokumentarfilms ,Richter unter Druck‘.“
Die Festivalfilme werden in 25 Städten in ganz Tschechien gezeigt. Das Festival beginnt an diesem Montag und läuft noch bis 3. April.