Mehr als nur Dokumentarfilme: Menschenrechtsfestival „Jeden svět“
„Jeden svět“, das Filmfestival zu Menschenrechten, wurde am Mittwoch im Prager Kino Lucerna eröffnet.
Fast 100 Filme werden beim diesjährigen Festival „Jeden svět“ präsentiert. Die Eröffnung, war wie immer in Prag, die Filme werden jedoch in diesem Jahr zudem in einer Rekordzahl von anderen tschechischen Städten gezeigt. Festivaldirektor Ondřej Kamenický:
„Das Festival findet in 48 Städten statt. Das bedeutet, dass die Menschen in jedem Kreis die Möglichkeit haben, sich nicht nur einen der Filme anzusehen, sondern auch an einer der Diskussionen teilzunehmen, die nach den Vorstellungen folgen.“
Die 25. Auflage bringe eine Veränderung in der Ausrichtung des Filmfestes mit sich, sagt Kamenický:
„Das Festival ,Jeden svět‘ wird von nun an nicht mehr ein Dokumentarfilmfestival sein, sondern umfasst auch andere Produktionen. Diese Filme ergänzen die Dokumentationen. Zudem werden diesmal auch Projekte im Bereich virtuelle Realität präsentiert. Dafür gibt es eine spezielle Festivalsektion. Bei der Auswahl der Filme geht es uns darum, wie das Thema Menschenrechte vermittelt wird, und es ist egal, ob es eine Doku oder eine Fiktion ist.“
Neben dieser Neuheit versucht das Festival, mit einem modernisierten Logo die Aufmerksamkeit der Zuschauer zu wecken. Es stellt ein Quadrat dar, in dem sich ein kreisförmiger Ausschnitt befindet. Dieser erinnert an eine Kamera. Der Festivaldirektor:
„Die neue visuelle Identität möchten wir auch in den folgenden Jahren benutzen. Wir haben uns das Logo zum 25. Jahrestag des Festivals geschenkt, und es könnte weitere 25 Jahre dienen.“
Bei der Auswahl der Festivalfilme spielt laut Kamenický immer die Qualität eine Rolle:
„Wir wissen, dass viele Filme in Ländern entstehen, in denen die Filmindustrie nicht so entwickelt ist, wie wir es in Europa gewöhnt sind. Wir zeigen einige Produktionen aus Ländern, von denen kaum jemand glauben würde, dass sie sehr gute Filme produzieren. Dazu gehören beispielsweise Jemen, Malaysia, Myanmar.“
Ein Teil der diesjährigen Festivalfilme beschreibt Kriegsgräuel. Dazu gehören mehrere Dokumentationen über Russlands Krieg gegen die Ukraine. Schon am Mittwoch wurde das Festival mit dem Oscar-Film „20 Tage in Mariupol“ von Mstyslav Chernov eröffnet. Das Thema weiterer Dokumentarfilme ist etwa das Leben in den ärmsten Regionen der Welt. Es geht jedoch auch um aktuelle Frauenthemen. Der griechische Film „Tack“ („Gegen den Wind“) zum Beispiel schildert die Geschichte von Sofia Bekatorou. Das Leben der Olympia-Siegerin im Segeln änderte sich grundlegend, nachdem sie eine Anzeige gegen einen hohen Funktionär des Segelverbands erstattet und ihn beschuldigt hatte, sie vergewaltigt zu haben. Die Festivaldramaturgin Kamila Dolotina dazu:
„Für die Frau war es nicht einfach, ihre Familie davon zu überzeugen, sie zu unterstützen. Der Gerichtsprozess stellte vermutlich einen Wendepunkt in Griechenland dar. Denn es war der erste Fall dieser Art, der vor Gericht verhandelt wurde. Der Film befasst sich jedoch auch damit, wo die Grenzen des Rechtssystems liegen.“
Das Festival „Jeden svět“ wird von der Hilfsorganisation „Člověk v tísni“ (Mensch in Not) veranstaltet. In Prag findet es bis 28. März statt. In anderen Städten Tschechiens werden die Festivalfilme bis 21. April gezeigt.