Feuilleton

Slavia Prag (Foto: CTK)

Ohne Fleiß kein Preis! Dieses uns hinlänglich bekannte Sprichwort hat auch in der heutigen Zeit noch seine Gültigkeit, es nimmt allerdings immer groteskere Züge an. Da sind auf der einen Seite immer wieder Geldjongleure, unseriöse Geschäftemacher und Scharlatane, die - fleißig beim Betrügen - sich der Hoffnung hingeben, sich ein leichtes und süßes Leben einrichten zu können. Auch wenn diese Spezies wohl nie aussterben wird, so reinigt sie sich in der Regel von ganz allein.

Slavia Prag  (Foto: CTK)
Ohne Fleiß kein Preis! Dieses uns hinlänglich bekannte Sprichwort hat auch in der heutigen Zeit noch seine Gültigkeit, es nimmt allerdings immer groteskere Züge an. Da sind auf der einen Seite immer wieder Geldjongleure, unseriöse Geschäftemacher und Scharlatane, die - fleißig beim Betrügen - sich der Hoffnung hingeben, sich ein leichtes und süßes Leben einrichten zu können. Auch wenn diese Spezies wohl nie aussterben wird, so reinigt sie sich in der Regel von ganz allein. Denn die Ganoven von heute sind zumeist die Gestrandeten von morgen oder spätestens übermorgen. Auf der anderen Seite sind da jene, die für Geld und Ruhm immer härter und unnachgiebiger schuften müssen. Zum Beispiel die Stars und Sternchen im Hochleistungssport. Jüngster Beleg dafür ist das gerade erst zu Ende gegangene Play off um die tschechische Eishockeymeisterschaft, in dem sich in der Finalserie Slavia Prag mit 4:3 Siegen über den HC Pardubice durchsetzte. Aber mit welcher Energieleistung! Beide Teams wollten den Titel unbedingt, und entsprechend inbrünstig, hartnäckig, mit starkem Willen und voller Leidenschaft gingen sie zur Sache. Die ernüchternde Folge: die siegreichen Prager konnten ihren Triumph vor Ermüdung und Erschöpfung fast gar nicht richtig auskosten, die unterlegenen Pardubitzer waren nicht nur maßlos enttäuscht, sondern auch vollkommen leer und ausgebrannt nach dem kräftezehrenden Titelkampf.

Die bittere Konsequenz: Nicht wenige der Besten aus beiden Teams sind nicht in der tschechischen Nationalmannschaft bei der gestern in Finnland begonnenen Weltmeisterschaft vertreten. Verschleppte bzw. nicht auskurierte Verletzungen oder totale Erschöpfung sind die Gründe dafür. Da die allerbesten Cracks eines jeden Landes mittlerweile in der nordamerikanischen National Hockey League (NHL) spielen und die besten 16 Mannschaften dieser Liga ab Mitte April jährlich den berühmten Stanley Cup ausspielen, ist es somit jedes Jahr der Fall, dass viele Topspieler der führenden Eishockeynationen nicht an der stets von Ende April bis Mitte Mai stattfindenden Weltmeisterschaft teilnehmen können. Sie fehlen also ausgerechnet beim Jahreshöhepunkt, bei dem sich doch eigentlich die Weltbesten ein Stelldichein geben sollten. Oder manche von ihnen könnten daran teilnehmen, doch sie sagen aus den gleichen Gründen ab, wie die verletzten und ausgelaugten Spieler der tschechischen Extraliga.

Eine solches Beispiel ist heuer der bestbezahlte NHL-Superstar Jaromír Jágr, der nach dem Aus seiner Washington Capitals gegen Tampa Bay mit angebrochenem Handgelenk, ausgeschlagenen Zähnen und genähter Oberlippe zurückblieb und daraufhin Tschechiens neuem Nationalcoach Slavomír Lener für die WM eine Absage erteilte. Lener sieht sich demnach bei der Formierung seines WM-Kaders vor nicht geringe Probleme gestellt. Doch er sollte es mit Fassung und Humor tragen, denn es ist immer noch besser, eine Weltmeisterschaft zu erleben, bei der - überspitzt formuliert - alle Spieler noch geradeaus laufen und sich auf den Schlittschuhen halten können als umgekehrt. Und auch wir als Fans oder Fernsehkonsumenten müssen uns daran gewöhnen: Dort, wo Weltspitze draufsteht, ist nicht immer auch Weltformat enthalten. Auch im Hochleistungssport sind die Grenzen der Belastbarkeit längst erreicht oder gar schon überschritten. Darum machen wir uns nichts vor: Unsere hochgezüchtete Leistungsgesellschaft braucht endlich auch wieder andere Werte, um das Leben mit Freuden genießen zu können.

Lothar Martin