Filmfest in Karlsbad: gerührte Sarandon und tanzender norwegischer Regisseur

Susan Sarandon (Foto: ČTK)

Einmal im Jahr verwandelt sich die westböhmische Kurstadt Karlovy Vary / Karlsbad in ein Mekka für Kinofans. Jeweils Anfang Juli findet dort das internationale Filmfest statt. Über das Programm und einige Filme der diesjährigen Veranstaltung haben wir Sie in unseren Sendungen bereits informiert. Am Samstag ging das 47. Karlsbader Filmfestival mit der Übergabe der Preise zu Ende.

Susan Sarandon und Jiří Bartoška  (Foto: ČTK)
Knipsende Kameras, glänzende Limousinen, ausverkaufte Kinosäle, Tausende von Filmfans und vor allem auch die Filmstars. Die britische Schauspielerin Helen Mirren war bei der Festivaleröffnung mit dem Kristallglobus geehrt worden. Zum Festivalabschluss traf die US-amerikanische Darstellerin Susan Sarandon in Karlsbad ein. Mit Standing ovations wurde sie vom Publikum belohnt, als sie am Samstagabend von Festivaldirektor Jiří Bartoška für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde:

„Ich danke für die Einladung zu diesem fabelhaften Festival. Alle waren hier sehr nett zu mir und ich bin sehr froh, dass ich endlich die Gelegenheit hatte, zu kommen. Jedes Festival, das Filme unterstützt, ist wichtig. Ich finde es zudem beeindruckend, dass so viele Filme aus so vielen Ländern gezeigt werden. Diesen Preis möchte ich meiner Freundin, der glänzenden Drehbuchautorin und Filmregisseurin Nora Ephron widmen.“

Martin Lund  (Foto: ČTK)
Tief gerührt überreichte Sarandon den Hauptpreis des Festivals. Diese ging an den norwegischen Film „Henrik“ (The Almost Man) über einen Mitt-Dreißiger, der sich trotz der bevorstehenden Geburt seines ersten Kindes die Illusion der unbeschwerten Jugendlichkeit bewahren will. Der Regisseur Martin Lund jubelte auf dem Podium:

„Das ist Wahnsinn! Wir danken der Jury. Unseren Film haben wir so zu sagen unter dem Arm mitgebracht, wir haben uns mit den Dreharbeiten sehr beeilt und den Film zwei Monate früher beendet. Ich befürchte aber, dass das zu sehen ist. In meinem Film ist eine Szene, in der der Hauptheld Henrik tanzt. Ich werde heute Abend auch tanzen.“

Der norwegische Film holte noch einen weiteren Preis in Karlsbad, für die beste Hauptrolle wurde Schauspieler Henrik Rafaelsen geehrt.

„Polski film“  (Foto: Film Servis Festival Karlovy Vary)
Das tschechische Kino war im Hauptwettbewerb durch den Streifen „Polski film“ von Regisseur Marek Najbrt vertreten. Die Jury würdigte die Hauptdarsteller mit einem Sonderpreis für ihre Leistung. Schauspieler Pavel Liška:

„Es freut uns, dass uns eine internationale Jury ausgezeichnet hat. Denn wir haben von Anfang an gehofft, dass auch außerhalb Tschechiens unser Film, der sehr spezifisch ist, verstanden wird. Ich habe das Gefühl, dass dies geklappt hat.“

In Karlsbad wurde noch ein weiteres tschechisches Werk ausgezeichnet. Das Sozialdrama „Poupata“, das bereits im vergangenen Jahr in die Kinos kam, erhielt den Preis der Vereinigung der Filmkritiker Europas und des Mittelmeerraums (FEDEORA). Regisseur Zdeněk Jiráský kündigte aber bereits einen weiteren Film an.

Zdeněk Jiráský  (Foto: ČTK)
„Ich schreibe an einem Drehbuch für einen Film über die ersten tschechoslowakischen Eishockey-Weltmeister. Nachdem sie Goldmedaillen gewonnen hatten, wurden sie in den 1950er Jahren eingesperrt. Sie konnten den Weltmeistertitel nicht mehr verteidigen, da sie zu 12 beziehungsweise 14 Jahren Gefängnis verurteilt wurden. Es wird eine sehr raue Geschichte, basierend auf historischen Ereignissen, eine Reflexion der 1950er Jahre am Beispiel des Eishockeys, das hierzulande sehr populär ist.“

Während des Filmfestivals in Karlsbad wurden insgesamt 218 Filme gezeigt und mehr als 120.000 Kinokarten verkauft.