Filmfestival Karlsbad: Ungarischer Streifen siegt – aber nicht gegen Travolta
Das wichtigste Filmfest im östlichen Teil Europas ist zu Ende gegangen. Am Samstag wurden im westböhmischen Karlovy Vary / Karlsbad die Preise vergeben, die so genannten Kristallgloben.
Eva Zaoralová ist künstlerische Beraterin des Karlsbader Filmfestivals. Sie sagte, sie sei etwas überrascht, aber nicht unzufrieden, dass die internationale Festivaljury ausgerechnet diesen Film zum Sieger ernannt hat:
„Als ich den Film auf DVD gesehen habe, was aber nicht die richtige Form dafür ist, habe ich ihn für sehr beachtenswert gehalten. Dass er gewonnen hat, lag aber eher am Geschmack eines Teils der Jury. Denn es ist kein Film, bei dem ich angenommen habe, dass er der gesamten Jury gefallen würde.“Die Vorsitzende der Jury, die polnische Regisseurin Agnieszka Holland, hatte sich bereits am Samstagvormittag im Tschechischen Rundfunk zur Wahl geäußert. Ihrer Ansicht nach gab es diesmal beim Festival keinen überragenden, sondern nur gute Filme.
Auch deswegen standen in den vergangenen Tagen in Karlsbad manchmal andere Dinge im Vordergrund: zum Beispiel die Gäste. Darunter einer ganz besonders:„Es war schade, dass John Travolta ein so großer Star war, dass er alle anderen in den Schatten gestellt hat“, beklagte Festivaldirektor Jiří Bartoška.
Dabei kamen zum Beispiel auch weitere großartige amerikanische Filmschaffende, so der Regisseur Oliver Stone oder der Schauspieler Murray Abraham, der in Miloš Formans Film „Amadeus“ den Salieri gespielt hat.
Ein Star, aber in einem deutlich kleineren Umfang, ist auch der tschechische Regisseur Jan Hřebejk. Hierzulande hat er mit seinen Filmen Zuschauerrekorde gebrochen, vor allem mit der Komödie „Pelíšky“, in Deutschland war sie unter dem Titel „Kuschelnester“ zu sehen. In Karlsbad präsentierte er mit dem Streifen „Líbánky“ (Flitterwochen) ein ganz anderes Genre - einen psychologischen Thriller. Dafür erhielt er den Kristallglobus für Regie.„Mich freut der Preis für die Regie, aber verständlicherweise geht der Preis auch an die weiteren Produzenten des Films“, so Hřebejk.
Prämiert wurde zudem ein weiterer tschechischer Film. Der Streifen „Revival“ erhielt den Publikumspreis, obwohl er erst am letzten Festivaltag seine Premiere hatte. Darin geht es um die fiktive tschechoslowakische Rockband „Smoke“, das Quartett plant nach vier Jahrzehnten sein Comeback. Regisseurin Alice Nellis verspinnt dabei die einzelnen Schicksale zu einer Rock´n´Roll-Komödie über Geld, Freundschaft und verflossenen Ruhm.