Filmfestival Karlsbad – zwei tschechische Filme im Hauptwettbewerb

Foto: ČTK

So langsam neigt sich das Internationale Filmfestival seinem Ende zu. Bevor aber die roten Teppiche für Stars wie Robert de Niro, Christopher Lee oder Armin Mueller-Stahl wieder zusammengerollt werden, gibt es noch den Höhepunkt. Am Samstagabend wird der Kristallglobus an den besten Wettbewerbsfilm verliehen. Um die Gunst der Fachjury buhlen auch zwei tschechische Produktionen.

Die Brüder Karamasov
Einer der beiden Filme stammt vom erfahrenen und erfolgreichen Regisseur Petr Zelenka. Vor vier Jahren hatte er mit „Rok ďabla“ (Das Jahr des Teufels) bereits den Kristallglobus in Karlsbad gewonnen. Sein neuer Film heißt „Karamazovi“, also „Die Brüder Karamasov“. Die Handlung dreht sich um ein Prager Theaterensemble, das bei einem alternativen Festival im polnischen Krakau den gleich lautenden Roman von Dostojewski inszeniert. Das Drama auf der Bühne geht dabei in das Drama des realen Lebens über. Kein leichter Stoff, den die tschechischen Besucher des Festivals zum Teil dennoch loben. Zum Teil haben sie auch so ihre Schwierigkeiten damit:

Petr Zelenka  (Foto: Štěpánka Budková)
„Hervorragende Musik. Mir gefällt, dass sie die ganze Atmosphäre unterstreicht, dramatische Musik“, sagt dieser junge Mann.

„Dostojewski kenne ich eh, ich mag, dass er einem etwas Philosophisches sagen kann, über das man dann nachdenkt“, fügt eine junge Frau an.

„Ich bin etwas am Zweifeln, es ist einfach nicht mein Genre“, findet jedoch dieser Mann.

Michaela Pavlátová und Marta Issová  (Foto: Štěpánka Budková)
Der zweite tschechische Film heißt „Děti noci“, also „Kinder der Nacht“ und kommt von der erfolgreichen Regisseurin Michaela Pavlátová. Ofka, die Hauptfigur, gespielt von der jungen Schauspielerin Marta Issová, arbeitet in einem Nonstop-Laden und lebt von einer Nacht in die andere. Doch sie erkennt, dass sie ihr Leben so nicht weiterführen kann. Ginge es nach den tschechischen Zuschauern des Festivals, dann hat dieser Entwicklungsfilm große Chancen auf den Kristallglobus, wie diese zwei Stimmen bestätigen:

„Ich habe auf meinem Zettel eine eins angekreuzt“, sagt ein junger Mann und eine Frau meint: „Ich habe Issová gern, deswegen fehlerlos.“

Regisseur Tom Schreiber  (links) mit dem Drehstab des Filmes „Dr. Alemán“  (Foto: Štěpánka Budková)
Entscheiden aber wird die Jury. 14 Filme muss sie begutachten. Es sind Streifen aus der ganzen Welt, von Indonesien bis Spanien. Dazu gehört im Übrigen auch ein deutscher Beitrag: „Dr. Alemán“ über einen deutschen Arzt in Kolumbien, den Tom Schreiber gedreht hat. Insgesamt viel Arbeit für die Jury. Ihr Vorsitzender ist der tschechische Regisseur Ivan Passer:

„Die Schlussbewertung wird interessant. Wir machen das sehr informell während des Mittag- oder Abendessens. Die formellen Treffen, bei denen wir über die Filme reden, die wir gesehen haben, finden nur jeden zweiten Tag statt. Aber wir schließen keinen Film aus, man kann seine Meinung innerhalb mehrerer Tage auch grundlegend ändern. Jeder Film hat etwas Interessantes, auch wenn es immer etwas anderes ist.“

Die Krönung des Siegers findet am Samstagabend im großen Saal des Hotels Thermal statt.

Autor: Till Janzer
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