Filmkostüme ausgestellt: Karel-Zeman-Museum feiert Geburtstag

Foto: Martina Schneibergová

Karel Zeman ist einer der bekanntesten tschechischen Filmregisseure. Mit seinen Filmtricks und seiner Filmtechnik hat er viele Kollegen auch im Ausland beeinflusst. Kaum ein anderer tschechischer Regisseur konnte einen Film gleich in 70 Ländern in Premiere aufführen. Dies gelang Karel Zeman mit der „Erfindung des Verderbens“. Vor einem Jahr wurde in Prag ein Museum über das Werk von Karel Zeman eröffnet. Nun wurde die Dauerausstellung erweitert.

Flugmaschine aus dem Film „Erfindung des Verderbens“  (Foto: Martina Schneibergová)
Rechts von der Karlsbrücke auf der Prager Kleinseite befindet sich das Museum, in der märchenhaften Filmwelt kommen aber nicht nur Kinder auf ihre Kosten. Denn Regisseur Karel Zeman hat mit seinen Filmen hierzulande einige Generationen beeinflusst. Die Dauerausstellung ist wie ein Filmatelier gestaltet. Sie konzentriert sich auf drei bekanntesten Werke von Karel Zeman: „Die Reise in die Urzeit“, die „Erfindung des Verderbens“ und „Baron Münchhausen“. Auf den Bildschirmen laufen nicht nur Auszüge aus den Filmen, sondern auch Dokumentaraufnahmen von Dreharbeiten sowie Gespräche mit dem Regisseur und seinen Mitarbeitern. Zum Ausprobieren lockt die Flugmaschine aus dem Film „Erfindung des Verderbens“. Und eine prähistorische Libelle aus der „Reise in die Urzeit“ bewegt sich über den Köpfen der Besucher. Seit der Eröffnung vor einem Jahr hätten rund 50.000 Menschen das Museum besucht, sagt Museumsleiter Jakub Matějka:

Foto: Martina Schneibergová
„Darunter waren Familien mit Kindern, Schulklassen, ausländische Touristen sowie zahlreiche Studenten von Filmhochschulen aus dem Ausland. Es freut uns, dass das Museum allmählich bekannt wird. Wir haben inzwischen DVDs mit drei von Zemans Filmen herausgegeben. Diese Filme sind zum ersten Mal digitalisiert worden. Bald kommen zwei weitere hinzu: ´Krabat´ und ´Das gestohlene Luftschiff´.“

Seit einer Woche sind im Museum nun auch Originalkostüme aus „Dem gestohlenen Luftschiff“ und aus einigen weiteren Filmen zu sehen. Die Erweiterung der Dauerausstellung um die Filmkostüme entstand in Zusammenarbeit mit den Filmstudios Barrandov und wurde anlässlich des ersten Jahresstags zur Eröffnung des Museums vorgenommen. Matějka:

Foto: Martina Schneibergová
„Kostüme haben in Zemans Filmen eine grundlegende Rolle gespielt. Denn das ganze Schaffen des Regisseurs geht von einer visuellen Integrität aus. Am deutlichsten ist das an jenen Filmen zu sehen, die durch die Romane von Jules Verne inspiriert sind. Die visuelle Seite der Filme steht im Zeichen des Stils der ersten Illustratoren von Vernes Romanen, sie entspricht den Stichen aus dem 19. Jahrhundert. Der künstlerischen Stilisierung wurde alles untergeordnet. Für diese Filme wurden Papierdekorationen hergestellt, die mit Streifen bemalt wurden. Genauso war es mit den Kostümen. Bei seinen ersten Filmen hat Zeman selbst die Skizzen und Entwürfe für die Kostüme angefertigt. Erst später nahm er auch Kostümbildner in sein Team auf, an sie gab er dann seine Skizzen weiter.“

´Die Reise in die Urzeit´
„Die Reise in die Urzeit“ aus dem Jahr 1955 war der erste Film, in dem Karel Zeman seine innovative Technik anwandte. Dabei kombinierte er Trickfilmelemente mit Szenen, in denen lebendige Schauspieler auftraten. Der Museumsleiter:

„Dieser Film ist größtenteils ein Spielfilm. Die weiteren Techniken wurden genutzt, um die prähistorischen Tiere und Pflanzen im Film zu schaffen. Vor Zeman hatten bereits andere Regisseure damit experimentiert, den Trickfilm mit geschauspielerten Szenen zu verbinden. Aber konsequent wandte erst Zeman diese Technik an, und die Qualität dessen, was er damit schuf, war für seine Zeit einzigartig. ´Die Reise in die Urzeit´ wird bis heute von namhaften Regisseuren bewundert. Steven Spielberg ließ sich dadurch für einige Szenen in seinem Film ‚Jurassic Park’ inspirieren. George Lucas befasste sich eingehend mit Zemans Filmschnitt, dem Wechsel von geschauspielerten Szenen und von Puppenszenen oder nachträglich gezeichneten Szenen.“

Jana Brejchová im Kostüm der Prinzessin Bianca  (Foto: Martina Schneibergová)
Viel Platz hat in der Dauerausstellung auch der Film „Baron Münchhausen“. Zu sehen ist das Kostüm, das Schauspieler Miloš Kopecký in der Rolle von Baron Münchhausen getragen hat. Gezeigt wird zudem das Kostüm der Prinzessin Bianca, die von Jana Brejchová gespielt wurde.

„An diesem Kostüm ist interessant, dass es zuerst von der Tochter des Regisseurs, Ludmila Zemanová, bei den ersten Kameraproben getragen wurde. Sie war damals zwölf Jahre alt. Der Vater versuchte bei der Probe den richtigen künstlerischen Stil zu finden. Wir zeigen hier ein Foto von Jana Brejchová im Kostüm von Bianca. Daneben ist das Foto eines Gemäldes aus dem 18. Jahrhundert. Die Erfassung des Stils ist vollkommen, die Schauspielerin sieht fast genauso aus, wie die Dame auf dem Portrait aus dem 18. Jahrhundert. In einem anderen Film – dem ´Gestohlenen Luftschiff´- erreichte Zemans Ästhetik schwarz-weißer Kostüme ihren Höhepunkt. Wir wollen künftig noch Sonderausstellungen gerade zu den Kostümen aus diesem Film sowie aus dem Film ´Erfindung des Verderbens´ zusammenstellen. Denn aus beiden Filmen sind viele Kostüme erhalten geblieben, diese Sammlung ist imposant. Karel Zemans Werk bietet aber auch noch viele weitere Möglichkeiten der Präsentation.“

Foto: Martina Schneibergová
Anlässlich des Jubiläums bot das Museum einige Sonderführungen und Sonderprogramme für die Besucher. Einiges davon war so gefragt, dass es ins ständige Angebot des Museums aufgenommen wurde. Der Museumsleiter:

„Einer der Workshops, die hier im Museum am Wochenende veranstaltet wurden, konzentrierte sich auf die Herstellung von Kostümen. Jeder Teilnehmer konnte sich aus dem speziellen gestreiften Stoff für Zemans Filme ein eigenes Kostüm basteln und es nach Hause mitnehmen. Wenn man in der Stadt Menschen begegnet, die Hemden oder Hosen mit diesen speziellen Streifen anhaben, dann sind dies wohl Teilnehmer unseres Workshops. Es geht uns darum, nicht nur zu zeigen, welche Filme Zeman gedreht hat. Sondern wir wollen den Besuchern auch eine Einsicht in die Filmwerkstatt vermitteln. Darum werden hier die einzelnen Filmtricks ausführlich dargestellt. Die Besucher sehen, wie solche Tricks in einer Zeit entstanden sind, in der es noch keine Computeranimation gab.“

ElektroNemo  (Foto: Archiv des Karel-Zeman-Museums)
Das Museum bietet zudem auch eine Schifffahrt auf der Moldau an – und zwar auf einem Schiff, das wie aus einem Karel-Zeman-Film aussieht. Dieses Schiff Namens ElektroNemo fährt zuerst durch die romantische Čertovka und dann auf die Moldau.

Das Karel-Zeman-Museum ist täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Es befindet sich in der Saská-Straße 3 auf der Prager Kleinseite.