Firma Škoda Auto baut ihre Produktionsstätten weiter aus
Der Autokonzern Škoda ist und bleibt in Tschechiens Wirtschaft das Maß aller Dinge. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen aus Mladá Boleslav / Jungbunzlau ein weiteres Mal neue Rekordzahlen geschrieben.
„Wir haben einen Umsatz von fast 11,8 Milliarden Euro gemacht, das sind 13,9 Prozent mehr als im Jahr 2013. Zudem haben wir ein sehr solides Betriebsergebnis von über 800 Millionen Euro erzielt. Das ist eine Steigerung von rund 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr.“
Das Betriebsergebnis spiegelt den erzielten Gewinn vor Steuern wider. Aber auch der Reingewinn von 665 Millionen Euro mit dem Gewinnanstieg von 46 Prozent kann sich sehen lassen. Diese Zahlen wurden möglich, weil Škoda im letzten Jahr auch in der Produktion eine magische Marke knackte:
„Voriges Jahr haben wir erstmals über eine Million Autos hergestellt. Das war ein Zuwachs gegenüber dem Jahr 2013 von 13 Prozent. Mit diesem Ergebnis sind wir erstmals quasi in die Champions League der Autobauer aufgestiegen. Dieses Resultat hat sich natürlich in den Lohntüten der Arbeitnehmer niedergeschlagen, sie haben Bonuszahlungen in neuer Rekordhöhe erhalten. Aber die Ziele, die vor uns liegen, sind noch höher. Wir wollen in absehbarer Zeit 1,5 Millionen Fahrzeuge produzieren.“Diese Produktionssteigerung wollen die Škoda-Manager und -Arbeiter binnen der nächsten drei Jahre bis einschließlich 2018 erreichen. Dafür haben sie jetzt auch schon die Weichen gestellt. In allen drei Produktionsstätten des Unternehmens – im Hauptwerk in Mladá Boleslav sowie in den ostböhmischen Kleinstädten Vrchlabí / Hohenelbe und Kvasiny / Kwasin – werden die Kapazitäten erhöht. Die größte Investition will Škoda dabei in Kvasiny tätigen. Dort will die Firma zunächst über sieben Milliarden Kronen (ca. 253 Millionen Euro) in die Erweiterung ihres Autowerks stecken, und in etwas fernerer Zukunft will sie ihre Investitionen in der Region auf bis zu 13 Milliarden Kronen (ca. 470 Millionen Euro) anheben.
Die Entwicklung der Region um Rychnov nad Kněžnou /Reichenau an der Kněžna wird zudem von der Politik unterstützt. Der tschechische Staat finanziert den Ausbau der Infrastruktur und die Erweiterung der Industriezone in Solnice-Kvasiny / Solnitz-Kwasin mit rund zwei Milliarden Kronen (ca. 73 Millionen Euro), der Kreis Hradec Králové / Königgrätz hat bereits ein Drittel der Feldgrundstücke der 52 Hektar großen Nutzfläche aufgekauft, auf dem das neue Industriegebiet errichtet wird. Dazu haben die Vertreter der Landesregierung, des Kreises und des Autokonzerns am Montag auch direkt vor Ort ein gemeinsames Memorandum unterzeichnet. Premier Bohuslav Sobotka erklärte dazu:
„Das alles ist ohne Zweifel ein positiver Beitrag zur Erfüllung eines Zieles meiner Regierung. Die Aufgabe, die wir uns dabei gestellt haben, ist es, das Wachstum der Wirtschaft einschließlich der Investitionen zu fördern.“Angesichts der positiven Auswirkungen der Investitionen für den Arbeitsmarkt musste das Sobotka-Kabinett indes auch nicht lange überlegen, um den Zuschuss für den Ausbau des Werks in Kvasiny zu bewilligen. Bohdan Wojnar:
„Wir rechnen mit 1300 neuen Arbeitsplätzen im erweiterten Werk von Kvasiny. Hinzukommen weitere 400 Arbeitsplätze bei unseren regionalen Zulieferern. Zudem erweitern wir unsere Produktion auch in Mladá Boleslav und Vrchlabí. Das heißt, schon heute wissen wir, dass wir in nächster Zeit über 2000 Arbeitnehmer einstellen werden.“
Es wird allerdings nicht leicht sein, ausgerechnet im Bezirk Rychnov nad Kněžnou qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Mit einer Arbeitslosenquote von lediglich 4,5 Prozent gehört er nämlich zu den Regionen im Land, die einen hohen Beschäftigungsgrad aufweisen. Auf den Fachkräftemangel in Tschechien hat Škoda aber schon früher mit einer anderen Investition reagiert, die nun ihre Früchte tragen soll, so Wojnar:„Der Fachkräftemangel in Tschechien beruht ein wenig auf einer Illusion, die hierzulande in den 1990er Jahren gehegt wurde. Damals glaubte man doch tatsächlich, dass man die nationale Wirtschaft stärker auf den Bereich Dienstleistungen ausrichten müsse. Dabei ist die Industrie das Rückgrat der Wirtschaft, mehr als 30 Prozent des Bruttoinlandsproduktes werden durch sie generiert. Von daher helfen wir uns selbst, indem wir an unserer Hochschule mit angeschlossener Lehranstalt eigene Arbeitskräfte ausbilden. Trotzdem besteht für uns die Aufgabe, die Regierung dazu zu bewegen, dass sobald als möglich auch hierzulande die duale Ausbildung umgesetzt wird.“
Trotz dieser und anderer Probleme will sich Škoda auch in Zukunft nicht vom eingeschlagenen Weg abbringen lassen. Im Werk in Kvasiny sind gegenwärtig über 5000 Arbeitnehmer beschäftigt, davon sind rund 4500 Stammarbeiter. Im vergangenen Jahr wurden hier 166.200 Autos hergestellt. Nach der Produktionserweiterung sollen hier jedoch eines Tages bis zu 280.000 Fahrzeuge im Jahr vom Band gehen.