Fluch zu Ende: Straka tritt als Slavia-Trainer zurück – Aufatmen bei den Fans
Trainerwechsel gehören zum Fußball wie die elf Spieler, mit denen jedes Team auf den Rasen läuft, oder das runde Leder selbst. Das vorzeitige Aus von František Straka als Trainer des tschechischen Traditionsvereins Slavia Prag allerdings ist das logische Ende einer hauptstädtischen Lokalposse, die europaweit ihresgleichen sucht. Am Donnerstag hat sie Straka selbst beendet, indem er mit sofortiger Wirkung als Coach von Slavia Prag zurückgetreten ist.
So charakterisierte sich František Straka selbst, als er vor acht Jahren Radio Prag in einem Gespräch Rede und Antwort stand. Das war im Frühjahr 2004, als Straka bei Sparta Prag, dem “Club seines Herzens“, für den er zehn Jahre spielte, die Rolle des Cheftrainers übernahm. Und vielleicht war es ja auch dieser Ehrgeiz, diese etwas überzogene Fußballverrücktheit, die ihn siebeneinhalb Jahre später in sein persönliches Verderben rennen ließ. Denn am 2. Oktober vorigen Jahres übernahm Straka auch das Amt des Trainers bei Slavia Prag – dem Erzrivalen von Sparta also, für den er in seiner aktiven Zeit kaum ein gutes Wort übrig hatte. Das rief sofort heftige Reaktionen bei den Slavia-Fans hervor:
Straka, hau ab zu Sparta! – Solche und ähnliche Sprechchöre musste sich Straka seit seinem Vertragsbeginn bei Slavia ständig von den eigenen Fans anhören, von denen er auch wüst beschimpft oder wie beim winterlichen Auswärtsspiel in Příbram mit Schneebällen beworfen wurde. Dabei wolle er doch nur einen guten Job machen, rechtfertigte Straka vor fünf Monaten seinen damaligen Entschluss:„Es ist wichtig, dass wir gute Ergebnisse haben werden, denn wenn es sie gibt, dann verstummen diese Schimpftiraden vielleicht. Aber ich weiß, dass sie nicht verstummen werden.“
Mit dieser Vermutung behielt Straka schließlich recht. Auch die Ergebnisse seiner Mannschaft waren nicht gerade berauschend, stehen doch am Ende seiner Amtszeit als Slavia-Coach drei Siegen auch drei Niederlagen und vier Unentschieden gegenüber. Und auf die dauerhaften Attacken gegen seine Person, die bis hin zu einer Beschmierung seiner Hauswand führten, reagierte der sonst so energiegeladene Straka zuletzt nur noch gereizt:„Was wollen Sie von mir hören? Schauen Sie, diese Dinge sind sehr, sehr negativ. Aber ich werde kämpfen, denn mich interessiert nur eins, mein Team. Ich habe tolle Jungs und ich werde alles dafür tun, um mit ihnen weiter arbeiten zu können.“
Am Donnerstag aber ist der 53-jährige Fußball-Lehrer nach reichlicher Überlegung zur einzig richtigen Entscheidung gelangt. Er wolle die Spieler und seine Mitarbeiter nicht weiter den negativen Emotionen und Kundgebungen aussetzen, die jedes Slavia-Spiel begleiten und sich ausschließlich gegen seine Person richten, erklärte Straka. Deshalb habe er im Einvernehmen mit der Clubleitung seinen Vertrag mit sofortiger Wirkung aufgelöst, ergänzte die Sprecherin des Vereins.
Für Straka, der in seiner aktiven Karriere unter anderem in der Bundesliga für Mönchengladbach und Hansa Rostock spielte, wird das Kapitel „Slavia Prag“ wohl stets eine emotional harte Erfahrung bleiben. Die Fußballbosse von Slavia aber müssen sich fragen, ob sie mit der Verpflichtung von Straka nicht einen Schuss abgefeuert haben, der nur nach hinten losgehen konnte. Und zwar ohne jedes Wenn und Aber. Die Fans von Slavia Prag indes feierten die Nachricht vom Rücktritt Strakas am Donnerstag wie einen großen Sieg. Es war auch der Tag, an dem ein Sonnensturm auf die Erde getroffen ist. In einer Radiosendung zu diesem Thema wurden Leute dazu befragt, ob sie den Sonnensturm gespürt hätten. Ein Slavia-Fan konnte seine wirklichen Gefühle dabei nicht verbergen:„Während des ganzen Tages habe ich überhaupt nichts gespürt. Aber als ich jetzt vor einer Weile die Nachricht gehört habe, dass Herr Straka als Trainer von Slavia zurückgetreten ist, hat sich meine Laune gleich sprunghaft verbessert.“