Forum 2000 - weitere Stimmen, differenzierte Meinungen
Von Jitka Mladkova.
Nach dem 11. September 2001 habe sich die Welt verändert und werde nie mehr dieselbe sein wie davor - diese Behauptung kriegt man seit Wochen immer wieder zu hören. Die Meinungen der Teilnehmer der Konferenz FORUM 2000 waren in dieser Hinsicht recht geteilt. Die einen glauben, die Ereignisse nach dem erwähnten Datum könnten die Welt zusammenschweißen. Die anderen hingegen sehen eine sich weiter vertiefende Kluft zwischen den Weltkulturen, die letztlich einen Zivilisationskonflikt zur Folge haben könnte. Francis Fukujama, US-amerikanischer Politologe, der vor allem dadurch bekannt ist, dass er einzelne politische Themen nicht aus dem Kontext herausreißt, sondern diese in breiteren Zusammenhängen betrachtet und Probleme aus mehreren Blickwinkeln zu beleuchten versucht. Auf die Frage, welche der beiden Positionen ihm näher sei, sagte er in einem Interview für den Tschechischen Rundfunk:
"Ich glaube, beide können parallel gültig sein. In der Welt wird selbstverständlich eine ganze Reihe von Konflikten entstehen und man kann sich mehrere Möglichkeiten vorstellen, wie die aktuelle Entwicklung außer Kontrolle geraten und in ein unangenehmes Szenario münden könnte. Ich denke da an die Anwendung von Massenvernichtungswaffen bzw. an politische Instabilität in einem Land. Das könnte natürlich nicht die Welt zusammenschweißen. Auf der anderen Seite gilt die Schaffung einer antiterroristischen Koalition und das Bewusstsein der inneren Vernetzung der Welt als eine gute Sache, weil sie viele Länder dazu bewegen kann, sich anzuschließen und eigene Zwistigkeiten zu verdrängen. Insgesamt aber glaube ich, dass es sich hierbei - aus der Sicht der Weltgemeinschaft betrachtet - um keine positive Entwicklung handelt."
Nicht nur über einen möglichen Konflikt der Zivilisationen war auf dem Forum 2000 die Rede. Nicht wenige Teilnehmer wollten in Prag auch über Probleme diskutieren, die in ihrer Region quasi den Alltag prägen. Einer von diesen war der Vertreter der weißrussischen Opposition Vincuk Viecorka. In seinem Land fanden am 9. September die Wahlen statt, oder wie er im Hinblick auf die Verhältnisse in Weißrussland sagt, sogenannte Wahlen, die schon drei Tage später durch die Ereignisse in den USA überschattet wurden. Was bedeutet für ihn die Teilnahme am Forum 2000?
"Ich glaube, jetzt ist es sehr wichtig, Menschen differenzierter Meinungen, Religionen und aus verschiedenen Ländern und Kontinenten zusammenzubringen. Meiner Meinung nach kann unsere, also die weißrussische Erfahrung, als ein Beitrag zu einer Studie über die Typologie der autoritären - Diktatorenregime gelten. Auf der anderen Seite möchte ich über die Gefahr des sogenannten moralischen Relativismus sprechen. Für viele Menschen ist Bin Laden ein Sinnbild des Übels. Im Vergleich zu ihm erscheint ihnen Lukaschenko als weniger böse oder sogar gut. Für mich ist aber das Übel immer nur das Übel und jede Verletzung der Menschenrechte und der Demokratie kann zu schrecklichen Dingen führen."