Fotoausstellung „Zu Fuß durch den 1. Weltkrieg“ - unbekannter Autor von Enkel identifiziert

Foto: ČTK

„Zu Fuß durch den 1. Weltkrieg/Fotografiert durch das Objektiv eines unbekannten Soldaten“. Unter diesem Titel wurde im April eine Fotoausstellung im Alten Palast der Prager Burg eröffnet und sollte schon am 19. Juli ihre Tore schließen. Das ist aus zwei Gründen nicht geschehen. Wegen des großen Interesses der Öffentlichkeit; vor allem aber weil der vermeintlich unbekannte Fotograf bekannt ist. Im Laufe der Ausstellung wurde er von seinem Enkel erkannt.

Foto: ČTK
Vor rund 35 Jahren erwarb der Historiker Jaroslav Kučera alte Fotonegative mit etwa 500 zum Teil beschädigten Aufnahmen. Erst im Jahr 2002 stellte er nach einer gründlichen Durchsicht fest, dass eine einmalige, bis dahin kaum gesehene Fotokollektion eines unbekannten Autors vor seinen Augen lag. Von da an begann für ihn eine Ameisenarbeit – das Scannen und die digitale Bearbeitung von über 150 Fotos. Da der Fotograf bei der Vorbereitung der Ausstellung, die an den Ausbruch des 1. Weltkrieges vor 90 Jahren erinnern sollte, unbekannt war, konnte man nicht jeden Zeitpunkt und jeden Ort ihrer Entstehung angeben. Aber auch so konnte man eine wirkungsvolle Fotokollektion eines genialen Fotografen präsentieren, der mehr als Generäle und andere Machthaber vor allem einfache Soldaten an den Fronten in Galizien und Italien mit dem Objektiv seines Fotoapparats erfasst hatte.

Die Ausstellung hat auch Michal Rybák, Historiker aus der mittelböhmischen Stadt Velvary, besucht und den bisher unbekannten Fotografen als seinen Großvater Jindřich Byšický, Offizier der österreichischungarischen Armee identifiziert. Überrascht war er aber eigentlich nicht:

Historiker Michal Rybák  (Foto: ČTK)
„Ich habe es nicht nur geahnt, ich war mir fast sicher, dass ich dort Fotos meines Großvaters sehen werde. Wie hätte ein einfacher Soldat, wie die Medien berichteten, so viele Aufnahmen an verschiedenen Kriegsplätzen machen können? Als ich das erste Foto zu sehen bekam, habe ich meinen Großvater sofort erkannt.“

Kein Wunder. Michal Rybák waren die Fotos vertraut:

„Die Fotos lagen in Kartons zu Hause und ich habe sie mir schon in meiner Kindheit immer wieder gerne angeschaut. Auf der Hinterseite konnte man in Tschechisch oder Deutsch, oft in beiden Sprachen lesen, wer oder was auf dem Foto zu sehen ist. Es war aber ein Problem, die Fotos irgendwo zu präsentieren. Die Fachleute, die ich angesprochen habe, waren daran nicht interessiert. Es ist schön, dass die Aufnahmen in die Hände von Jaroslav Kučera gelangten, der sie zu einem ´Event´ machte.“

Foto: ČTK
In Zusammenarbeit mit dem Enkel des Fotografen konnte man einige Mängel korrigieren. Im kommenden Jahr soll die Fotoausstellung von Jindřich Byšický eine Fortsetzung haben. In Rybáks Besitz befinden sich nämlich noch viele bisher nicht publizierte Fotos. Jaroslav Kučera:

„Unter den Fotos, die ich gesehen habe, gibt es weitere Spitzenaufnahmen, leider ohne Negativ. Die kleinen Fotos wollen wir auch digital bearbeiten. In der geplanten Ausstellung im kommenden Jahr sollte wenigstens die Hälfte der neuen Fotos zu sehen sein.“

Die Ausstellung wurde bis Ende September verlängert.