Fragment des Hus-Mantels: „Fälschung ausgeschlossen“
Bei Recherchen für eine Ausstellung ist ein Stück des Original-Gewandes von Jan Hus aufgetaucht. Gefunden wurde es im Magazin des Musée d´Unterlinden im elsässischen Colmar. Der böhmische Kirchenreformator Hus war wegen seiner Ideen am 6. Juli 1415 in Konstanz auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden. Zu dem so genannten Konstanzer Konzil plant das Badische Landesmuseum eine große Ausstellung, die im Sommer 2014 eröffnet wird. Mehr Informationen zum Fragment des Hus-Gewand im Interview mit der Kuratorin Karin Stober.
„Es handelt sich um ein Textilfragment, welches durch die Abegg-Stiftung in der Schweiz dem späten 14. Jahrhundert zugeordnet wurde. Auf der Rückseite ist es beschriftet mit dem Hinweis, dass es sich um ein Fragment von dem Gewand von Jan Hus handeln würde, der im Juli 1415 in Konstanz verbrannt wurde. Aus diesen zwei Indizien lässt sich schließen, dass es sich hierbei um ein Stück des Gewandes von Jan Hus handeln könnte. Einen letztendlichen Beweis gibt es natürlich nicht. Wir haben den wissenschaftlichen Hinweis, dass das Gewand vom ausgehenden 14. Jahrhundert stammt und es gibt die rückseitige Beschriftung.“
Man kann also nicht sagen ob es eine Fälschung ist oder nicht?
„Für eine Fälschung halte ich es nicht. Die Zuordnung in das 14. Jahrhundert ist eindeutig. Die Beschriftung auf der Rückseite könnte aus dem 18. Jahrhundert stammen. Um das 18. Jahrhundert herum wurde aber mit Sicherheit keine Fälschung vom Ende des 14. Jahrhundert herausgegeben, denn zu dieser Zeit standen solche Gewänder nicht zur Verfügung. Eine Fälschung kann man in dem Sinne ausschließen. Ob dieses Gewand tatsächlich Jan Hus am Leib getragen hat, diesen Beweis muss man schuldig bleiben, aber ich denke das ist bei Reliquien häufig so.“
Wann wurde der Stoff denn genau gefunden?„Gefunden wurde er vor circa 20 Jahren vom Präsidenten der Schongauer-Gesellschaft im Depot des Musée d´Unterlinden in Colmar. Der Präsident Jean Lorentz hat daraufhin den Direktor des Badischen Landesmuseum, Prof. Siebenmorgen, auf dieses gerahmte Textilfragment angesprochen. Er konnte sich darauf keinen Reim machen. Über 20 Jahre hinweg hat sich das Reliquienbehältnis, wie er es damals genannt hat, in das Gedächtnis des Direktors, Prof. Siebenmorgen, eingebrannt. Im Kontext der Vorbereitungen für die Landesaustellung „600 Jahre Konstanzer Konzil“, die 2014 in Konstanz stattfinden wird, haben wir uns mit dem Textilstück wieder näher befasst.“
Wie könnte der Stoff nach Colmar gelangt sein?„Man muss zum einen sagen: der Weg von Konstanz nach Colmar ist nicht so weit. Das ist der oberrheinische Kulturkreis, da bestand eigentlich immer ein reger Austausch. Wie der Stoff nun genau nach Colmar gekommen ist, darüber gibt es zurzeit noch keine Auskünfte. Ich könnte mir aber vorstellen, dass man ein Stück weiterkommt, wenn man über den ehemaligen Besitzer des Textils, dessen Name auf der Rückseite vermerkt ist, Recherchen bezüglich der Provenienz anstellt.“