Frantisek Bublan: Polizei heuert Nachwuchs nach aufgeweichten Kriterien an

Es sieht aus wie eine Kinowerbung für einen Actionfilm mit viel Geballere - das Plakat mit dem die Polizei neue Schutzmänner in ihre Dienste locken will. Dass Werbung nötig ist, das hat sich in diesem Jahr gezeigt. Viele Polizisten haben den Dienst quittiert, nachdem das neue Dienstgesetz in Kraft getreten war. Das neue Gesetz ist eine Peitsche, enthält aber zugleich ein paar Krümel Zuckerbrot.

Foto: Radio Prag
Die Zuschläge für Wochenend-, Feiertags- sowie Nachtarbeit sind weggefallen und die ersten 150 Überstunden müssen Polizisten sozusagen kostenlos verrichten. Gleichzeitig wurde das Grundgehalt angehoben, die Wochenarbeitszeit etwas verkürzt und der Urlaub ein wenig verlängert. Unterm Strich sehen viele Polizisten aber mehr finanzielle Nach- als Vorteile und hängen den Colt in den Spind. Am Wochenende hob Innenminister Ivan Langer zunächst die Meriten des neuen Gesetzes hervor, bevor er sich der komplizierten Frage nach dem "Warum?" widmete.

"Uns sind einige Dinge gelungen: Unter dem alten Gesetz und der alten Führung haben gerade die jungen Polizisten nach zehn Jahren den Dienst quittiert. Diesen Trend haben wir stoppen können. Warum gehen die Polizisten jetzt? Sie gehen, weil sie kurz vor dem Ruhestand sind und die finanziellen Vorteile des Dienstgesetzes in Anspruch nehmen wollen. Es sind also die älteren Polizisten, die den Dienst quittieren."

Ivan Langer  (Foto: CTK)
Der ehemalige Innenminister und jetzige Sicherheitsexperte der Sozialdemokraten, Frantisek Bublan, sieht das anders. Er spricht von 2500 Polizisten, die weniger Geld in der Lohntüte haben. 650 von ihnen sogar bis zu 5000 Kronen (knapp 180 Euro). Er rechnet damit - und der Innenminister widerspricht seiner Prognose nicht -, dass im kommenden Jahr bis zu 5000 Polizisten ihre Uniform abgelegt haben werden. Polizeifunktionäre versuchten daher mit zweifelhaften Methoden Nachwuchs zu engagieren, wie Bublan meint:

Frantisek Bublan
"Der Druck auf die Polizeifunktionäre neue Leute anzuheuern ist recht groß und sie suchen nach Wegen, wie sie an die Leute kommen. Sie wenden sich dabei wieder an bereits abgelehnte Bewerber, die zum Beispiel vor einem Jahr den Psycho- oder den Fitness-Test nicht bestanden hatten und möglicherweise weichen sie die Norm auf."

Die Frist für einen zweiten Bewerbungsanlauf beträgt laut Gesetz zwei Jahre. Innenminister Langer reagierte auf die Vorwürfe kurz und knapp mit einer Hausaufgabe für den Polizeipräsidenten:

"Der Polizeipräsident hat hiermit die klare Aufgabe, festzustellen, ob das Gerüchte und Spekulationen sind oder ob es der Wirklichkeit entspricht."