Franz Ferdinands Lieblingsgericht: Zwetschgenknödel

Foto: Matina Schneibergová

Süße Obstknödel sind vor allem im Sommer ein Renner, gefüllt werden sie mit Zwetschgen, Marillen, Erdbeeren oder Heidelbeeren.

Foto: Matina Schneibergová

Knödel gehören einfach zur böhmischen Küche, und zwar auch in der süßen Variante. Obstknödel können dabei als Nachtisch oder auch als Hauptgericht serviert werden.

Konopiště  (Foto: Matina Schneibergová)
Süße Obstknödel werden fast auf dem ganzen Gebiet der früheren k. u. k. Monarchie zubereitet. Auch Erzherzog Franz Ferdinand gern gegessen. Schloss Konopiště in Mittelböhmen war die Residenz des Thronfolgers und seiner Frau. Bis heute wird im Schlossrestaurant Franz Ferdinands Leibgricht serviert. Helena Nohejlová leitet das Besucherzentrum in Konopiště:

„Vor einiger Zeit haben wir erfahren, dass Franz Ferdinand in einem Brief an Fürst Schwarzenberg angeblich erwähnt hat, er freue sich schon auf Konopiště und darauf, dass ihm Chefköchin Josefina Schneibergová sein Lieblingsgericht zubereite. Konkret waren das Zwetschgenknödel, serviert mit Topfen und Mohn sowie zerlassener Butter.“

Mit Topfen, das ist das österreichische Wort für Quark. Die Erwähnung im Brief hat die Schlossverwalter vor etwa zehn Jahren dazu bewegt, immer an einem Wochenende im August im Schlosshof ein Obstknödelfestival zu veranstalten. Angeboten würden nur Zwetschgenknödel, und die Nachfrage sei groß, erzählt der Chef des Schlossrestaurants, Petr Šuráni:

„Wir bereiten uns auf das Festival immer gründlich vor. Zuerst besorgen wir ausreichend Zwetschgen. Diese werden gewaschen und entkernt. Drei Köchinnen bereiten dann gemeinsam mit einigen Hilfskräften etwa drei Tage lang rund 2000 Zwetschgenknödel zu.“

Franz Ferdinand  und Sophie Chotek | Foto: public domain
Eva Navrátilová ist Köchin im Schlossrestaurant. Für die Zwetschgenknödel fertige sie einen Hefeteig an, erzählt sie:

„Ich vermische das grobe Mehl mit dem halbgroben, dazu kommen Zucker, Freilandeier, Milch und Hefe. Und auch ein paar Ingredienzen von meiner Oma.“

Zwetschgenknödel stehen aber auch an den anderen Tagen auf der Speisekarte des Schlossrestaurants. Nicht nur Franz Ferdinand hat sie geliebt, die süße Delikatesse gehört ebenso bei den Besuchern zu den beliebtesten Gerichten. Die Gattin des Erzherzogs, Sophie Chotek, teilte hingegen die Passion ihres Mannes nicht. Helena Nohejlová:

„Wir haben ein Tagebuch von Sophie Chotek gefunden, das sie mit etwa 17 Jahren geschrieben hat. Dort stellt sie sich selbst die Frage, was sie nicht leiden könne. Und die Antwort lautet: ,Zwetschgenknödel‘.“

Helena Nohejlová  (Foto: Matina Schneibergová)
Obstknödel können aus Hefe-, Kartoffel- oder Quarkteig gemacht werden. Auch bei der Füllung lässt sich variieren. Neben Zwetschgen sind auch Marillen, also Aprikosen, Erd- oder Heidelbeeren gängig. Zu Heidelbeerknödeln passt am besten Hefeteig. Mirek Císař ist Koch in der Kantine des Tschechischen Rundfunks in Prag. Er sagt, wie es geht:

„Zuerst wird Hefe mit zwei oder drei Esslöffeln Milch und ein bisschen Zucker vermischt. Der fertige Vorteig wird mit grobem Mehl, Eiern, Milch und ein bisschen Salz verrührt. Es sollte eine dicke Masse entstehen, die man kneten kann. Der fertige Teig muss aufgehen. Dann wird er als Fladen ausgerollt und in kleinere, quadratförmige Stücke geschnitten. Auf diese legt man das Obst. Das wird dann in den Teig eingewickelt wie in ein Tuch, es dürfen jedoch keine Löcher im Teig sein. Die runden Knödel werden in Wasser gekocht – je nach Größe dauert das etwa 12 bis 15 Minuten. Holt man die Knödel aus dem Wasser, sollte man in jeden mit einer Gabel stechen, um den Dampf herauszulassen. Die Obstknödel können mit Zucker, Zimtzucker, Quark oder mit Schlagsahne serviert werden.“

Oft gibt es zu den Obstknödeln auch einen sogenannten „žahour“. Mirek Císař erklärt, was sich hinter dem Begriff verbirgt:

„Das ist eigentlich nur das Obst – in unserem Fall also Heidelbeeren. Sie werden mit Sahne und Zucker vermischt. Der ,žahour‘ kann kalt oder warm serviert sein. In beiden Fällen werden die Heidelbeeren kurz gekocht und mit Zucker und Sahne verrührt.“