Frühlingserwachen: Abschied vom wärmsten Winter seit 1775
Wenn es nach dem Kalender geht, dann beginnt auch in Tschechien der Frühling erst in zwei Wochen. Milde Temperaturen und herrlicher Sonnenschein locken die Menschen aber bereits jetzt auf die Promenaden und in die Straßencafes. Die Prager nehmen Abschied von einem Winter, der eigentlich keiner war. Meteorologen verzeichnen in Prag den wärmsten Januar seit Beginn der Aufzeichnungen vor 232 Jahren.
Marcela Uhlikova vom Prager Botanischen Garten ist eine der ersten, die es merken, wenn der Frühling in Tschechien vorzeitig an die Tür klopft:
"Bei uns blühen jetzt wie selbstverständlich die Schneeglöckchen, Küchenschellen, Krokusse und Narzissen - zu dieser Zeit ist das sonst nicht üblich."
Dass der Frühling in Tschechien in diesem Jahr einen Vorsprung hat, bestätigt auch Kveton Vit vom Tschechischen Hydrometeorologischen Institut. Die Meteorologen verzeichnen zudem den wärmsten Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Böhmen - und die werden im Prager Klementinum immerhin seit 1775 fortgeschrieben. Mit durchschnittlich 6,3 Grad war es im Januar in Prag so warm wie nie zuvor in den vergangenen 232 Jahren:"Die Januar-Temperaturen liegen beispielsweise um sechs Grad über dem Durchschnitt der Jahre 1961-2000. Der Vier-Monats-Durchschnitt von September bis Januar beträgt 11,3 Grad Celsius. Zum Vergleich: Der zweithöchste jemals gemessene Wert stammt aus dem Jahr 1824, und damals waren es nur 10,4 Grad!"
Wie wirkt sich der milde Winter auf die Pflanzen aus? Fehlt den Bäumen nicht die Ruhephase? Marcela Uhlikova vom Prager Botanischen Garten sieht in den ungewöhnlichen Klimakapriolen des vergangenen Winters keinen Anlass zu unmittelbaren Sorgen:
"Größeren Einfluss kann das höchstens auf die Obstgehölze haben, bei denen die Staubgefäße beschädigt werden können, was dann dazu führt, dass die Bäume weniger Früchte tragen. Die Ziersträucher finden selbst ihren Rhythmus. Das einzige, was passieren kann, ist dass sie vorzeitig blühen, und dass der eigentliche Frühling dadurch etwas weniger bunt wird."