Führung der Tschechischen Eisenbahn dementiert Fahrgastrückgang

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Von Lothar Martin.

Die tschechische Staatseisenbahn Ceské drahy (CD) hat im Januar dieses Jahres ihre Fahrpreise reguliert. Danach ist ab dem 10. Januar eine Einzelfahrkarte um 60 Prozent teurer als ein für die gleiche Strecke ausgestellter Fahrtausweis auf der Basis des so genannten Kundenfahrpreises. Mit anderen Worten: alle Fahrgäste, die nur gelegentlich und zum Einzeltarif reisen, müssen wesentlich mehr bezahlen als die mit ermäßigten Tarifen ausgestatteten Dauerbenutzer der tschechischen Eisenbahn. Das hätte im ersten Quartal dieses Jahres zu einem Rückgang des Fahrgastaufkommens von rund 20 Prozent geführt, berichtete unlängst der private Prager Fernsehsender TV Nova. Zu den gleichen Ergebnissen wären laut TV Nova auch eine Umfrage und die Einschätzung der Eisenbahnergewerkschaft gekommen. Deshalb konfrontierten wir den Pressesprecher der Ceské drahy, Petr Stáhlavský, mit der Frage, wie diese Meldungen in der Führungsetage selbst wahrgenommen werden:

"Über das erste Quartal dieses Jahres wissen wir bisher, dass die Erlöse aus dem Schienenbinnenverkehr in allen drei Monaten gestiegen sind, und zwar auf insgesamt etwas über 100 Millionen Kronen. Was die Anzahl der beförderten Fahrgäste anbelangt, hier kennen wir die Zahlen für den Januar und Februar. Aus denen geht hervor, dass die Anzahl der Reisenden um zwei Prozent gestiegen ist. Die Zahlen für den Monat März werden uns im Verlauf dieser Woche zur Verfügung stehen, aber wir rechnen nicht damit, dass es dort zu einem dramatischen Rückgang beim Fahrgastaufkommen gekommen ist."

Laut Stahlavský seien sowohl der Fernsehsender und die Gewerkschaften zu anderen Zahlen gelangt, da sie nicht mit dem Fahrgastaufkommen für das gesamte Streckennetz der Bahn, sondern nur mit einigen, diese Tendenz andeutenden Teilstrecken vertraut gemacht worden seien. Dies könnten dem TV-Bericht zufolge die Regionen um Jablonec nad Nisou/Gablonz, Liberec/Reichenberg, Trutnov/Trautenau oder Chomutov/Komutau sein, wo es aufgrund der preiswerteren Konkurrenz durch den Busverkehr zu einem Rückgang des Fahrgastaufkommens von bis zu 30 Prozent gekommen sei. Auf unsere Frage, ob es zumindest hier - sollten sich die Vorabmeldungen bestätigen - zu Fahrpreissenkungen kommen könnte, antwortete Petr Stáhlavský:

"Gegenwärtig ist keine Veränderung des Tarifs bzw. eine Preissenkung in Vorbereitung. Weder in den genannten Regionen noch anderswo. Das einzige, was wir für alle Regionen unterstützen, ist unsere Beteiligung am integrierten Transportverbund. Das bedeutet, dass Reisende mit einem einzigen Fahrausweis sowohl das Netz der Eisenbahn als auch das des innerstädtischen Nahverkehrs oder anderer Transportanbieter innerhalb ihrer Region benutzen können."

Laut Stáhlavský wüssten die Fahrgäste in den jeweiligen Regionen über das breite Angebot der gewährten Ermäßigungen für Vielfahrer Bescheid. Aber auch für Reisende, die nur gelegentlich mit der Bahn fahren, gibt es günstige Tarife. So bestehe nach wie vor an Wochenenden im grenzüberschreitenden Schienenverkehr zwischen Böhmen und Bayern bzw. Böhmen und Sachsen die Möglichkeit, mit dem so genannten "Schönes-Wochenende-Ticket" vom entsprechenden Grenzübergang kostenlos bis nach Dresden oder Regensburg auf der deutschen Seite oder aber Karlovy Vary/Karlsbad, Mariánské Lázne/Marienbad und anderen Städten auf der tschechischen Seite weiterzureisen.