Für Integration gibt es kein Einheitsrezept
Migration war und ist gerade im Herzen Europas ein Dauerthema. Die Tschechen können davon ein Lied singen. Das 20. Jahrhundert war das Jahrhundert der Migration. In den letzten 15 Jahren kommen immer mehr Menschen aus den ehemaligen Staaten der Sowjetunion nach Tschechien. Die Migration in der Geschichte sowie in der Gegenwart war das Thema einer tschechisch-deutschen Konferenz, die am Wochenende in Čelákovice bei Prag stattfand.
„Man muss die Unterschiede, die es zwischen den einzelnen Gruppen von Einwanderern gibt, berücksichtigen: die Herkunft sowie die Verhaltensweise der Menschen.“
In Tschechien leben heutzutage Einwanderer aus verschiedenen Ländern: beispielsweise Ukrainer, Vietnamesen, Russen, Moldawier oder Mongolen. Eine besondere Gruppe von Migranten sind Raban zufolge auch die meisten der in Tschechien lebenden Roma. Denn viele von ihnen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg teilweise nicht freiwillig aus der Slowakei nach Tschechien gebracht, oft in die inzwischen menschenleeren Sudetengebiete. Zudem waren sie gezwungen ihre Lebensweise grundsätzlich zu ändern, sagt Raban:
„Sie fühlen sich diskriminiert. Sie meinen bei den Integrationsversuchen ihre eigene Identität verloren zu haben. Dies ist ein Problem. Wir müssen ihre Denkweise und Verhaltensmuster kennen lernen und damit arbeiten.“
Es wird geschätzt, dass in Tschechien mehr als 120.000 Ukrainer leben. Die Mehrheit von ihnen sind Gastarbeiter, die vorwiegend im Bauwesen arbeiten. Auch wenn viele von ihnen einen Hochschulabschluss haben, machen sie oft einfache Arbeiten.Ruslan Zassiedko ist ein griechisch-katholischer Priester. Der gebürtige Ukrainer studierte in Tschechien. Neben seiner Priestertätigkeit initiierte er in Zusammenarbeit mit dem Caritasverband die Entstehung eines multikulturellen Zentrums im südböhmischen České Budějovice / Budweis. Zassiedko versucht seine Landsleute zu Veranstaltungen in das Zentrum einzuladen, die er speziell für sie organisiert.
„Sie haben nicht viel Zeit, das tut mir auch als Seelsorger Leid. Denn wenn jemand 12-14 Stunden an sieben Tagen in der Woche arbeitet, ist er einfach erschöpft. Es gibt da kaum Raum für Kultur oder für irgendwelche Beziehungen. Dies wirkt sich auch auf die Gesundheit der Arbeiter sehr negativ aus. Wir vom Multikulturellen Zentrum wollen diese Leute anregen, die Chance zu nutzen, um ein wenigstens etwas anderes Leben zu leben.“Die dreitägige Konferenz wurde von der tschechischen, christlich orientierten Organisation „Sdružení Ackermann-Gemeinde“ in Zusammenarbeit mit einigen weiteren Initiativen organisiert.
Fotos: Autorin