Neue Zahlen bestätigen: Tschechien ist ein beliebtes Einwanderungsland

Seit 1990 hat sich die Zahl der Ausländer in Tschechien verdreizehnfacht. Zwar sind die Zahlen aufgrund der Wirtschaftskrise etwas rückläufig. Dennoch gehört Tschechien zu den Ländern in der Welt, die den größten Zulauf von Migranten haben. Besonders viele kommen aus den Ländern der früheren Sowjetunion. Christian Rühmkorf hat bei der IOM, der Internationalen Organisation für Migration nachgefragt.

Foto: Europäische Kommission
Fahren heute in einer Prager Straßenbahn dreihundert Passagiere, dann sind zwölf von ihnen Ukrainer, fünf kommen aus der Slowakei, vier sind Russen, drei kommen aus Vietnam und ein Chinese dürfte auch noch mitfahren. Auf diese Weise vereinfacht lassen sich die Zahl und die nationale Zusammensetzung von Ausländern in Prag beschreiben. Gerade in Prag hat sich in den letzten fünf Jahren die Zahl der Immigranten fast verdoppelt. Aktueller Stand 2009 für ganz Tschechien: Es gibt 13 Mal mehr Menschen ausländischer Herkunft als noch 1990. Derzeit sind es über 400.000, sagt Jan Schroth von IOM, der Internationalen Organisation für Migration. Die meisten kommen aus den Ländern der früheren Sowjetunion, vor allem aus der Ukraine, aber auch aus der Slowakei, Vietnam und Russland. Die Tschechische Republik sei aus mehreren Gründen attraktiv, sagt Schroth.

„Es sind die kulturelle und die geografische Nähe zum Beispiel zur Ukraine. Traditionell-historisch gibt es eine enge Verbindung zur Slowakei. Es spielt auch eine Rolle, dass die Vietnamesen schon ihre Strukturen während des Kommunismus geschaffen haben, in die nun weitere Nachzügler aufgenommen werden. Ähnlich sieht es bei den Ukrainern und den Russen aus. Für Ausländer ist es nicht so schwer, hier Arbeit zu finden.“

Ukrainer würden sich zwar kaum integrieren wollen. Sie kämen nur um zu arbeiten und gingen später wieder in ihr Heimatland zurück. Aber für Tschechien sei Zuwanderung und Integration von Ausländern wichtig, sagt Jan Schroth:

„Im Jahr 2020 wird es in Tschechien acht Prozent weniger Menschen im arbeitsfähigen Alter geben. Wirtschaftlich wäre das ein großes Problem. Unsere Renten und die unserer Kinder könnten nicht mehr bezahlt werden.“

Foto: Europäische Kommission
Es sei notwendig, die Migrationswege zu öffnen vor allem Richtung Ukraine, Russland und anderen Ländern der früheren Sowjetunion. Die ausländischen Arbeitkräfte müssten so schnell wie möglich legal und gemäß ihrer Qualifikation in den Arbeitsmarkt integriert werden. Dazu müssten die gesetzlichen Bestimmungen angepasst werden, meint Schroth.

„Und zwar so, dass der Gewinn, der durch die Zuwanderung entsteht, zum einen mehr den Ausländern selbst zukommt, vor allem aber dem Staat in Form von Steuern und ähnlichem. Leider ist es aber immer noch so, dass die Gewinne vor allem andere abschöpfen: die privaten Arbeitsagenturen und Arbeitsvermittler sowie mafiöse Gruppierungen.“