Für Tschechien starten erstmals zwei Frauen bei Rallye Dakar
Bei der 40. Auflage der populären Rallye Dakar starten erstmals auch zwei Frauen aus Tschechien. Beide haben unterschiedliche Ziele.
Für Gabriela Novotná geht mit der Teilnahme an der Rallye Dakar ein Traum in Erfüllung. Auch wenn sie zugibt:
„Ich habe nicht den klassischen Prozess durchlaufen wie ein Enduro-Fahrer, der viele Wettbewerbe im Gelände absolviert und sich mit guten Leistungen für die Rallye Dakar empfiehlt. Diese Erfahrung fehlt mir, was für mich in mehrfacher Hinsicht ein Nachteil ist. Wenn ich solche Rennen bereits fünf, sechs Jahre lang gefahren wäre, dann wäre ich sicher schon auf einem ganz anderen Level. Ich halte meine Qualifikation viel eher als die Erfüllung meiner Träume und Ziele. Und möglicherweise tue ich dafür auch mehr als andere.“
Das sagte die 29-Jährige im Sommer vergangenen Jahres, als sie die freudige Kunde von ihrer Rallye Dakar-Teilnahme erfahren hatte. Voraussetzung dafür war ihr starker Auftritt bei der Merzouga Rally in Afrika, die als Qualifikation zu Rate gezogen wird. Und die Rennfahrerin aus Chomutov / Komutau bekräftigte damals auch:„Ich habe mich entschieden, dass ich die Herausforderung annehme und die Rallye Dakar angehen werde. Ich bin bereit, für die Finanzierung auch ein Darlehen aufzunehmen, denn letztlich zählen die Erlebnisse, die solch ein Rennen bietet. Die kann mir nachher keiner mehr nehmen, und das ist wichtiger, als irgendetwas anderes.“
Gesagt, getan. Weil Novotná keine solch finanzkräftigen Sponsoren für sich gewinnen konnte, die ihr die mit der Rallye verknüpften hohen Ausgaben hätten decken können, hat sie sich in der Tat verschuldet. Diesbezüglich ist sie konsequent geblieben. Denn zuvor hat sie das Motorrad nur einfach als Verkehrsmittel genutzt. Als sie aber das erste Mal an einer Amateur-Rallye teilnahm, spürte sie den Kick.„Das hat mir derart Spaß gemacht, dass ich sofort wusste: Das will ich in meinem Leben machen. Dann kamen mehrere weitere Ereignisse, nach denen man sich hinterfragen und Prioritäten setzen muss. Da habe ich mir gesagt: Wann, wenn nicht jetzt! Ich habe bei null begonnen und hatte auch keine Ahnung, wie das ausgehen würde. Mich hat aber das große Verlangen angetrieben, es zu tun.“
Die Fremdsprachenassistentin für Englisch und Französisch legte sofort die Bücher zur Seite und begann, für ihren Traum hart zu trainieren. Auch das Fahren in der Wüste gehörte dazu:
„Die ersten Erfahrungen einer Motorradfahrt in den Sanddünen habe ich eine Woche vor der Merzouga Rally in Marokko gesammelt. Ich habe dort gemeinsam mit Ondřej Klymčiw und Petr Vlček trainiert und muss sagen, dass mir das Fahren in den Dünen sehr gut gefallen hat.“
Gabriela Novotná: „Ich habe mich entschieden, dass ich die Herausforderung annehme und die Rallye Dakar angehen werde. Ich bin bereit, für die Finanzierung auch ein Darlehen aufzunehmen, denn letztlich zählen die Erlebnisse, die solch ein Rennen bietet.“
Ondřej Klymčiw, der bei der Rallye Dakar zum vierten Male startet, ist sozusagen auch ihr Mentor bei der großen Premiere. Und mit Ivan Svědík hat Novotná zudem den gleichen Konditionstrainer wie Klymčiw. Als Frau aber fährt sie eine leichtere Husqvarna-Maschine als ihr Landsmann:
„Ich fahre ein umgebautes Enduro-Modell, eine klassische Husqvarna 450, mit Tank, Cockpit und weiteren erforderlichen Zusatzteilen. Ich bin in der Lage, die Maschine selbst aufzurichten – und das, wenn es sein muss, auch zehnmal hintereinander. Weil ich oft stürze, habe ich darin genügend Praxis.“
Im Gegensatz zu Klymčiw, der bei seiner vierten Teilnahme gern das erste Mal unter den Top 10 landen möchte, hat Gabriela Novotná keine hochgesteckten Ziele:
„Mein Ziel ist es, die Rallye zu Ende zu fahren, und zwar als klassierte Teilnehmerin. Für mich wäre es also ein Misserfolg, wenn ich etwa auf der zweiten Etappe schon ausscheiden würde.“
Für Gabriela Novotná steht also in erster Linie das Erlebnis Rallye Dakar im Vordergrund. Sollte sie im nächsten Jahr immer noch keine zahlungskräftigen Sponsoren haben, dann werde sie auch keinen zweiten Kredit aufnehmen, so die Nordböhmin. Die ebenfalls aus dieser Gegend stammende Olga Roučková sieht das anders. Die Buggy-Fahrerin aus Děčín / Tetschen will bei der diesjährigen Rallye so viele Erfahrungen wie möglich sammeln, um für die nächsten Jahre noch besser vorbereitet zu sein. Ihre Ambitionen für die am Samstag beginnende Tour sind aber ähnlich wie die von Gabriela Novotná:
„Ich werde eine Etappe nach der anderen angehen, und ich will vor allem ins Ziel kommen.“
Wie Novotná hat auch die 33-jährige Roučková ihr Basistraining für die Rallye Dakar in Afrika absolviert:
„Ich hatte die Möglichkeit, einen Monat lang in Tunesien zu trainieren. Dabei habe ich wiederholt das Fahren in Sanddünen geübt, von der kleinsten bis zur größten. Das hat mir viel gegeben. Weitere Erfahrungen in den Dünen habe ich schließlich bei der Merzouga Rally gesammelt. Ich fahre sie sehr gern, denn ein Vierradfahrzeug ist dafür wie geschaffen.“
Olga Roučková: „Ich werde eine Etappe nach der anderen angehen, und ich will vor allem ins Ziel kommen.“
Im Gegensatz zu Motorradfahrerin Novotná glaubt Roučková also, dass ihr der Wüstensand auf dem Buggy weit weniger Probleme bereiten sollte. Dennoch hat auch sie sich gewissenhaft auf die Sturzgefahr vorbereitet:
„Den umgekippten Buggy wieder aufzurichten, habe ich wiederholt zu Hause in der Garage trainiert. Ich habe die Maschine auch schon fünfmal hintereinander aus dem Dreck ziehen müssen. Das macht mir jedoch nichts aus. Ich habe die Kraft dafür.“
Etwas anders sieht es da schon mit möglichen Reparaturen ihres Quads aus:
„Oh, das ist ein heikles Thema. In dieser Beziehung bin ich wirklich eine Frau. Doch von meinem Mechaniker Václav Hucl habe ich mir einiges abgeschaut und glaube, dass ich die wichtigsten Handgriffe selbst beherrsche. Von daher denke ich, dass ich auch für schwere Reparaturen gewappnet bin. Ansonsten verlasse ich mich auf mein Team.“Das wiederum kann Josef Macháček, der Nestor unter den tschechischen Buggy-Fahrern, nicht nachvollziehen. Die Kraft, um eine Rallye Dakar sportlich wie technisch zu meistern, sollte man aus der eigenen Stärke beziehen und sich auf niemand Weiteren verlassen müssen, sagte der 60-Jährige.
Ähnlich große Erfahrungen wie er haben noch andere tschechische Teilnehmer, allen voran die Lkw-Fahrer Aleš Loprais und Martin Kolomý. In der Lkw-Wertung ist Tschechien auch wieder am stärksten vertreten: An den Start gehen fünf komplette Dreier-Besatzungen sowie weitere drei Fahrer in zwei internationalen Teams. In der Kategorie Pkw vertreten drei Zweier-Besatzungen die nationalen Farben, bei den Motorrädern sind acht und bei den Buggys vier Rennfahrer aus Tschechien dabei.