Fußball-Liga startet in entscheidende Saisonphase ohne Geisterspiele
In Tschechien hat die erste Fußball-Liga am Sonntag ihre Punktspiele abgeschlossen. Im Gegensatz zur Bundesliga oder anderen Top-Ligen in Europa ist damit aber die Saison noch nicht beendet. Denn jetzt folgt noch eine sogenannte Zusatzrunde, in der die 16 Mannschaften in drei Leistungsgruppen aufgeteilt sind.
Nach dem 30. Spieltag hat sich jede Mannschaft in eine gewisse Ausgangsposition gebracht. Doch die Aufgaben, die nun vor ihnen stehen, können unterschiedlicher nicht sein: Die ersten sechs Teams der Tabelle spielen um den Titel und die Medaillen, die Mannschaften auf den Plätzen 7 bis 10 ermitteln einen Teilnehmer für die Relegation zur Europa League, und die Vereine auf den Rängen 11 bis 16 kämpfen gegen den Abstieg.
Die Mannschaften der mittleren Gruppe treten gegeneinander im K.o.-System an, wobei zunächst der Siebte auf den Zehnten und der Achte auf den Neunten treffen. Die Gewinner der beiden Duelle ermitteln unter sich den Gesamtsieger, dieser darf schließlich den Vierten oder Fünften der Top-Gruppe in der Relegation um den letzten freien Platz für die Qualifikation zur Europa League herausfordern. Um den Titel und gegen den Abstieg wird weiter um Punkte gespielt, die dann zu den bisher erreichten Zählern hinzuaddiert werden.
Titelkampf zwischen Slavia Prag und Pilsen
Anhand dieser Regelung ist klar, dass in der ersten Gruppe nur noch zwei Teams um den Titel spielen: Slavia Prag und Viktoria Pilsen. Beide Mannschaften haben sich erst vor acht Tagen im direkten Duell in Prag torlos voneinander getrennt. Nun kommt es schon am zweiten Spieltag der Zusatzrunde zum erneuten Aufeinandertreffen der beiden Titelaspiranten. Und Slavia-Trainer Jindřich Trpišovský rechnet vor, wie er sein Team wieder auf den Meisterthron führen will:
„Wir haben es selbst in der Hand, und wenn wir die ersten beiden Spiele gewinnen, dann sind wir am Ziel. Die Ausgangsposition für uns ist gut, denn wir haben sechs Punkte Vorsprung auf Pilsen und die bessere Bilanz im direkten Vergleich mit Viktoria. Es liegt also an uns, die nächsten beiden Partien zu gewinnen.“
In diesen zwei Begegnungen muss Titelverteidiger Slavia Prag zunächst in Ostrava / Ostrau antreten, bevor Verfolger Viktoria Pilsen zum De-facto-Endspiel nach Prag kommt. Bei sechs Punkten Rückstand müssen die Westböhmen folglich auf einen Ausrutscher der Prager hoffen und Slavia natürlich im Direktduell bezwingen. Und die Bierstädter haben auch die entsprechende Form: Unter ihrem neuen Trainer Adrián Gula konnten sie in diesem Jahr neun von zehn Begegnungen gewinnen, und nur beim 0:0 gegen Slavia büßten sie zwei Punkte ein. Deshalb ist auch Mittelfeldspieler Tomáš Hořava weiter optimistisch:
„Mit sechs Punkten hat Slavia einen komfortablen Vorsprung. Auf der anderen Seite tragen die besten sechs Teams noch je fünf Partien untereinander aus, deswegen ist noch nichts entschieden. Wir eilen derzeit von Sieg zu Sieg, und ich glaube, dass wir das fortsetzen können. Unsere Chance auf den Titel lebt also noch.“
Die anderen vier Mannschaften in der Meisterrunde sind Sparta Prag, Jablonec nad Nisou / Gablonz, Liberec / Reichenberg und Ostrava / Ostrau. Besonders in Liberec ist man stolz, es noch in den Kreis der Arrivierten geschafft zu haben. Verteidiger Jan Mikula:
„Vor der Saison konnte man nicht unbedingt damit rechnen, und nach dem Verlauf der Hinrunde schon gar nicht. Doch mit Beginn des Frühlings schwimmen wir auf einer Erfolgswelle, von daher haben wir ein Ziel erfüllt. Und jetzt haben wir noch fünf Spiele, um ein weiteres Ziel zu erreichen.“
Pokalgewinn sichert Teilnahme an Europa League
Und das ist gewiss die Qualifikation für die Europa League. Die beste Lösung dafür wäre letztlich der Gewinn des Landespokals, in dem noch das Halbfinale und das Endspiel ausstehen. Liberec muss dabei in der Vorschlussrunde bei Sigma Olomouc antreten. Trainer der Mähren ist der ehemalige Bundesligaprofi Radoslav Látal. Und er macht deutlich, dass die Gäste aus Nordböhmen ein heißer Tanz erwartet. Denn nach dem letzten Punktspiel, das Olmütz gegen Pilsen mit 0:1 verlor, sagte Látal:
„Wir setzen jetzt alles auf eine Karte, und das ist das Match am Mittwoch im Pokal. Deswegen haben wir heute einige Spieler geschont, die bislang alle Partien bestritten haben. Und einige weitere haben wir in der Halbzeit ausgewechselt. Sie sollen fit sein für das Pokalspiel, das war unsere Absicht.“
Im zweiten Halbfinale stehen sich mit Sparta Prag und Viktoria Pilsen zwei Spitzenteams gegenüber. Und auch Pilsens Chefcoach Adrián Gula richtet sein ganzes Augenmerk erst einmal auf diesen Kracher:
„Im Januar haben wir noch davon gesprochen, dass für den Verein der Pokalwettbewerb jetzt oberste Priorität hat. Doch es ist toll, dass die Leistungen, der Einsatz und letztlich auch die Qualität der Mannschaft uns noch in beiden Wettbewerben im Spiel lassen.“
Ganz andere Sorgen haben da die sechs Mannschaften, die in den nächsten drei Wochen gegen den Abstieg spielen. Es sind die Clubs aus Olomouc / Olmütz, Teplice, Zlín, Karviná / Karwin, Opava / Troppau und Příbram / Böhmisch-Freiberg. Durch die 0:4-Schlappe am letzten Spieltag in Teplice ist das Team Příbram nun wieder das Schlusslicht der Tabelle. Von daher weiß auch Trainer Pavel Horváth, dass die kommenden fünf Begegnungen ein hartes Stück Arbeit werden:
„In diesem Moment sind wir erneut Tabellenletzter. Von daher haben wir viel Arbeit vor uns. Ich muss den Jungs noch einmal klar vor Augen halten, welche Dinge wir gemeinsam umsetzen wollen und welche Fehler wir tunlichst vermeiden sollten. Heute haben wir fünf gravierende Schnitzer gemacht und daraus zwei Gegentore bekommen.“
Keine Geisterspiele mehr
In den K.o.-Spielen der mittleren Gruppe treffen zunächst České Budějovice / Budweis und Mladá Boleslav / Jungbunzlau sowie Bohemians Prag und der 1. FC Slovácko aufeinander. Bevor aber sämtliche Entscheidungen in den drei Leistungsgruppen fallen, hat die Regierung allen Sportlern noch ein besonderes Präsent gemacht: Sie hat Regelungen aus der Corona-Krise noch weiter gelockert. Daher dürfen nun unter anderen auch Sportveranstaltungen von bis zu 2500 Zuschauern besucht werden, wenn dafür Rechnung getragen wird, dass sie in fünf Blöcke zu je 500 Personen über das gesamte Stadion verteilt werden. Die Zeit der Geisterspiele in Tschechien ist damit erst einmal vorüber.