Fußball: Pilsen und Slavia weiter auf Kurs in der Europa League

Viktoria Pilsen - Dinamo Zagreb (Foto: ČTK / Miroslav Chaloupka)

Es liegt schon einige Zeit zurück, dass der tschechische Vereinsfußball in der K.o.-Phase der europäischen Wettbewerbe mit zwei Mannschaften vertreten ist. Slavia Prag und Viktoria Pilsen sind die Top-Teams der tschechischen Liga, und beide haben bisher auch in der Europa League überzeugt.

Viktoria Pilsen - Dinamo Zagreb  (Foto: ČTK / Ondřej Deml)

Viktoria Pilsen - Dinamo Zagreb  (Foto: ČTK / Miroslav Chaloupka)
Meister Pilsen ist etwas holprig in die Restrückrunde der heimischen Liga gestartet, in Mladá Boleslav reichte es nur zu einem 1:1. Dennoch war Trainer Pavel Vrba überzeugt, dass sich seine Mannschaft im internationalen Vergleich zu steigern weiß:

„Meine Spieler haben schon mehrfach bewiesen, dass sie sich in wichtigen Spielen weit mehr zusammenraufen als in den Punktspielen der Liga. Und ich denke, das werden sie auch in den zwei Duellen mit Dinamo Zagreb zeigen.“

Im Hinspiel am Donnerstagabend vor heimischer Kulisse haben sie ihr Können und ihre intakte Moral einmal mehr unter Beweis gestellt. Nach einer eher dürftigen ersten Halbzeit steigerten sich die Pilsener nach dem Seitenwechsel erheblich und verwandelten einen 0:1-Rückstand noch in einen 2:1-Sieg. Hauptverantwortlich dafür war Doppeltorschütze Luděk Pernica. Laut Trainer Vrba spielte der Innenverteidiger in der ersten Halbzeit nur durchschnittlich, in der zweiten Halbzeit aber herausragend. Der Held des Abends hatte für den Spielverlauf seine ganz eigene Erklärung:

Luděk Pernica  (Foto: ČTK / Miroslav Chaloupka)
„In der ersten Halbzeit haben wir ziemlich leblos und ängstlich agiert. Sicher, der Wille war da, aber wir haben uns keine echte Chance herausgespielt. Nach der Pause sind wir mehr gelaufen und haben unsere Zurückhaltung abgelegt. Wir spielten getreu unserer typisch tschechischen Mentalität: ‚Wenn man zurückliegt, hat man nichts mehr zu verlieren‘. Wenn man einem Rückstand hinterherläuft, geht man mehr aus sich heraus und spielt aggressiver. Von daher waren wir in der zweiten Halbzeit das bessere Team.“

In der zweiten Europa-League-Begegnung mit tschechischer Beteiligung trennten sich Slavia Prag und der KRC Genk torlos 0:0. In der spannenden, aber von Taktik geprägten Partie hatten beide Mannschaften ihre Chancen, doch keine wurde genutzt. Auch nicht von Slavia-Stürmer Milan Škoda, der in der 19. Minute den Pfosten traf:

Slavia Prag - KRC Genk  (Foto: ČTK / Michal Kamaryt)
„Natürlich wäre es uns lieber gewesen, wenn wir gewonnen hätten. Auf der anderen Seite hätte das Spiel den Chancen nach auch 2:2 ausgehen können. Ein 0:0 aber ist das wohl bessere Ergebnis für das Rückspiel.“

Ein Blick auf die bisherigen Saisonbilanz der Prager in der Europa League belegt: Mit dieser Nulldiät sind sie schon recht weit gekommen. Mit nur vier Treffern in sieben Spielen sind sie das torschwächste Team aller 32 Vertretungen, die noch im Wettbewerb sind. Auf der anderen Seite haben sie in allen vier Heimspielen kein einziges Gegentor kassiert. Deshalb ist Torwart Ondřej Kolář vor dem Rückspiel auch ziemlich optimistisch:

„Wir haben erneut kein Tor bekommen. Und in Genk werden wir eines schießen und weiterkommen.“

Foto: ČTK / Miroslav Chaloupka
Durch den Sieg und das Remis haben Viktoria Pilsen und Slavia Prag den Länderkoeffizienten Tschechiens in der Uefa-Wertung um 0,6 Punkte verbessert. Das bedeutet, dass Tschechien mit hoher Wahrscheinlichkeit unter den Top 15 bleibt und somit auch in der Saison 2020/21 mit fünf Mannschaften in den europäischen Wettbewerben starten kann.

Neben dem erfreulichen Bild in sportlicher Hinsicht aber gab es aus Plzeň / Pilsen leider auch unschöne Laute zu hören. Es waren die Detonationen von Böllern und Leuchtraketen, die die Anhänger von Dinamo Zagreb schon vor dem Spiel in Stadionnähe gezündet haben. Die berüchtigten Ultras von den Bad Blue Boys wollten wieder einmal besonders negativ auffallen und warfen so auch einige Absperrgitter auf die berittene Polizei. Mit vereinten Kräften gelang es den Beamten jedoch, die randalierende Menschentraube aufzulösen. Dabei wurden zwei Personen vorübergehend festgenommen, weil sie der Aufforderung der Polizei nicht gefolgt waren. Aufgrund von Schlägereien mussten zudem drei Personen ärztlich behandelt werden: Zwei hatten Pfefferspray ins Gesicht bekommen, einer eine leichte Beinverletzung davongetragen. Bleibt zu hoffen, dass man von den Rückspielen in einer Woche nur über die sportlichen Belange zu berichten braucht.

Autor: Lothar Martin
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