„Gäbe es den Zukunftsfonds nicht, müsste man ihn erfinden“ – Deutsche und Tschechen feiern in Berlin

Petra Ernstberger und Tomáš Jelínek

Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds feiert in diesem Jahr sein 25. Jubiläum. Am Donnerstag fand zu diesem Anlass ein Festakt in Berlin statt. Er war der Auftakt eines fulminanten Feierwochenendes in Berlin.

Brandenburger Tor | Foto: Ferdinand Hauser,  Radio Prague International

Mit einem Festakt in unmittelbarer Nähe des Brandenburger Tors hat am Donnerstag der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds in Berlin sein 25. Bestehen gefeiert. Zu Gast waren Vertreter aus beiden Ländern – Projektemacher, Unterstützer, Wegbereiter, Menschen aus Kultur, Gesellschaft und auch aus der Politik.

Das erste Grußwort sprach Anna Lührmann (Grüne), Staatsministerin für Europa im Auswärtigen Amt. Sie sagte:

„Wir feiern heute eines der erfolgreichsten bilateralen Unterfangen Mitteleuropas. Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds sucht als Säule der Zusammenarbeit zwischen zwei Ländern wohl seinesgleichen. Er ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Gäbe es den Zukunftsfonds nicht, so müsste er erfunden werden.“

Botschafter Tomáš Kafka | Foto: Jens Schicke,  Tschechisches Außenministerium

Der derzeitige tschechische Botschafter in Berlin, Tomáš Kafka, war 1998 der erste Geschäftsführer des Zukunftsfonds auf tschechischer Seite. Einen Vergleich zu den Anfängen zog er am Donnerstag auf dem Podium:

„Im Eiskunstlauf gibt es die Kategorien Pflicht und Kür. Als wir den Fonds gegründet haben, war das eine Pflicht, heute ist es eine Kür.“

In den 25 Jahren seines Bestehens hat der Stiftungsfonds immer auch auf aktuelle Gegebenheiten reagiert. So wurden etwa Sonderprogramme ausgerufen angesichts der Coronapandemie oder des Krieges in der Ukraine. Mit einem neuen Projekt will die Institution nun vor allem im Grenzgebiet bilaterale Begegnungen fördern. „Ein Jahr an der Grenze“ heißt das Programm und Max Melzer war dabei:

Max Melzer | Foto: Ein Jahr an der Grenze

„Meine Aufgabe war, herumzureisen und die Menschen anzusprechen, ob sich nicht Ambitionen haben, das Feld, in dem sie aktiv sind, in den deutsch-tschechischen Kontext zu rücken. Sofern sie motiviert waren, habe ich Hilfestellungen geleistet, etwa bei der Suche nach Partnervereinen.“

Acht Grenzregionen hat der Zukunftsfonds ausgewählt und für jede einen Koordinator eingesetzt. Melzer war für die Oberlausitz und die Region Liberec / Reichenberg aktiv. Wie er gegenüber Radio Prag International schildert, sei er selbst überrascht gewesen, wie groß das Interesse an deutsch-tschechischer Zusammenarbeit in der Gegend ist:

„Wenn ich auf die Organisationen zugegangen bin, bin ich nur sehr selten auf Leute gestoßen, die sich noch gar nicht mit der Möglichkeit beschäftigt hatten, eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu starten.“

Debatte | Foto: Ferdinand Hauser,  Radio Prague International

Und wenngleich der Student betont, dass ein Jahr im Grunde viel zu kurz sei, um tiefgehende Kooperationen hervorzurufen, habe seine Vernetzungsarbeit an der sächsisch-tschechischen Grenze doch Früchte getragen:

„Auf eine Partnerschaft, die entstanden ist, bin ich ganz besonders stolz. Ich habe zwei Jugendzentren in Verbindung gesetzt, die dann auch prompt eine deutsch-tschechische Weihnachtsfeier organisiert haben. Da die jeweiligen Jugendleiter vielfältig engagiert sind, entstanden weitere Verknüpfungen. Nun treffen sich einmal pro Woche die Schachsportvereine der beiden Orte zum gemeinsam Training. Zudem planen die deutsche und die tschechische Gemeinde zusammen ein regionalgeschichtliches Projekt. Dies ist ein Beispiel dafür, dass man manchmal nur einen kleinen Stein ins Rollen bringen muss, und dann geht es richtig los.“

Für den Zukunftsfonds war der Festakt am Donnerstag im Übrigen nur der Auftakt eines ganzen Jubiläumswochenendes. Denn am Freitag und Samstag findet im Schloss Bellevue das Bürgerfest des Bundespräsidenten statt, bei dem Tschechien in diesem Jahr Partnerland ist. Der Zukunftsfonds ist dabei besonderer Gast und präsentiert einen umfangreichen Querschnitt tschechischer Kultur.

Auf den Weg macht sich am Samstag auch ein Sonderzug von Prag nach Berlin mit verschiedenen Akteuren der deutsch-tschechischen Welt. An Bord wird dann auch der tschechische Außenminister Jan Lipavský (Piraten) sein.

Beim Bürgerfest des Bundespräsidenten ist auch Radio Prag International vertreten. Zu finden sind wir am Stand Nummer 54, gemeinsam mit der Botschaft der Tschechischen Republik. Die für den Zugang nötigen Tickets können online unter www.buergerfest-bundespraesident.de gebucht werden. Für den Samstag haben wir zudem eine Sondersendung vorbereitet, in der Sie ein Interview mit den beiden Geschäftsführern des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, Petra Ernstberger und Tomáš Jelínek, hören.