Geachtet und geächtet: Franz Freiherr von der Trenck

Franz Freiherr von der Trenck (Quelle: Wikimedia Commons, Public Domain)

Franz Freiherr von der Trenck war eine widersprüchliche Persönlichkeit: einerseits ein Abenteurer und Gewaltmensch, andererseits ein hoch gebildeter Mann und kühner Soldat. Vor 270 Jahren starb der Adlige praktisch in der Kerkerhaft im südmährischen Brno / Brünn. Fast drei Jahre war Trenck nun Gegenstand umfassender Forschungen, an denen unter anderem die naturwissenschaftliche Fakultät der Masaryk-Universität in Brünn und das städtische Museum beteiligt waren. Man wollte ein umfassendes Bild des berühmten Insassen des Festungskerkers Spielberg zeichnen. Im Folgenden daher ein kleines Porträt des kaiserlichen Offiziers und Freischärlers.

Die Ausstellung auf Spielberg  (Foto: Jitka Mládková)

Leichnam von Franz Freiherr von der Trenck  (Foto: Vít Pohanka,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Der Leichnam von Franz Freiherr von der Trenck ist immer noch erhalten – denn es kam nach seinem Tod zu einer Mumifikation seines Körpers. Beim Forschungsprojekt ging es zum einen darum, die sterblichen Überreste des Adligen zu untersuchen. Zum anderen stand die historische Rolle des Adligen im Mittelpunkt des Interesses. Dazu forschte das Brünner Stadtmuseum in Urkunden und weiteren schriftlichen Quellen. Ctibor Ostrý arbeitet beim Museum als Historiker. Er vermittelt den Besuchern der aktuellen Ausstellung auf dem Spielberg einige der neuen Forschungserkenntnisse zu Trenck:

„Er war ein Elitesoldat, und seine Militärlaufbahn hat sein Leben weitgehend geprägt. Er nahm an unterschiedlichen Kampfhandlungen teil, die sich in einem Raum von Russland bis Elsass-Lothringen abspielten. Mehrmals erlitt er Verletzungen, was auch durch die forensische Untersuchung seiner Mumie nachgewiesen wurde. Geboren wurde Franz Freiherr von der Trenck am 1. Januar 1711 im italienischen Reggio Calabria. Schon in seiner Kindheit erhielt er eine Anschauung, wie das Leben eines Soldaten aussieht. Sein Vater war Preuße, diente aber in Italien als Unteroberst der österreichischen Armee. Die Vorfahren seiner Mutter lebten in Livland (historische Landschaft auf dem Gebiet des heutigen Lettland und einem Teil Estlands, Anm. d. R.). Mütterlicherseits war Trenck mit Anna Iwanowna Romanowa verwandt, die zehn Jahre als Zarin auf dem russischen Thron saß. Sie verhalf ihm wahrscheinlich zum Eintritt in die russische Armee. Für die Rekonstruktion seiner Persönlichkeit war für uns wichtig, auch Trencks persönliches Profil zu erstellen. Hierzu gehörte die hohe Ausbildung, die er an Schulen im kroatischen Požega, im ungarischen Sopron und in Wien erhielt. Er war ein kühner Kämpfer, aber auch sehr impulsiv, was ihn oft in Streitigkeiten mit seinen Vorgesetzten trieb. Sein Leben war aber auch von Tragödien gezeichnet.“

Fatale Schicksalswendung

Franz Freiherr von der Trenck  (Quelle: Wikimedia Commons,  Public Domain)
1731 gründete Trenck eine Familie und ließ sich auf seinem Gut im kroatischen Slawonien nieder. Dann aber starben seine vier Kinder im Säuglingsalter und seine Ehefrau an den Folgen einer Epidemie. Und der Adlige entschied sich erneut für die gefährliche Laufbahn eines Soldaten. Er trat in die Dienste der russischen Zarin. Doch letztlich verwies man ihn des Landes, nachdem er in Streit mit seinen Vorgesetzten geraten war. Tatsächlich sollte er sogar gehenkt werden, doch er wurde begnadigt.

Große Verdienste erwarb sich Franz von der Trenck dann in den Kriegen, die Kaiserin Maria Theresia von 1740 bis 1748 um die österreichische Erbfolge führte. Sein Vorschlag, ein Freiwilligenkorps von 1000 Mann, den sogenannten Panduren, auf eigene Kosten auszurüsten, traf auf das Wohlwollen der jungen Kaiserin. 1741 schaltete sich sein auf 5000 Mann aufgestocktes Korps in den Ersten Schlesischen Krieg ein. Es war erfolgreich auf dem Schlachtfeld, bald aber auch berüchtigt wegen Plünderungen und Grausamkeiten, die sich unter anderem gegen Zivilisten richteten. Trenck bewies seine Stärke als Kommandeur und exzellenter Kriegsstratege. Für seine Leistungen wurde er zweimal befördert. 1745 wurde er von Maria Theresia mit hohen Ehren auch in Wien empfangen. Bald darauf wendete sich sein Schicksal jedoch auf fatale Weise.

Schlacht bei Soor  (Quelle: Archiv des Militärhistorischen Instituts in Prag)
„Sein Stern sank schnell nach der verlorenen Schlacht bei Soor am 30. September 1745. Trencks Panduren waren mit der Plünderung eines preußischen Lagers beschäftigt und verpassten den richtigen Moment, um wie geplant in die Kampfhandlungen einzugreifen. Die österreichische Armee verlor die Schlacht gegen die Preußen trotz zahlenmäßiger Überlegenheit. Das passte Trencks Feinden ins Konzept, und davon hatte er sich im Lauf seiner militärischen Laufbahn viele gemacht. So auch in Wien. Die Folge war seine Internierung auf dem Spielberg“, so Ctibor Ostrý.

Zuvor wurden allerdings zwei Gerichtsprozesse gegen ihn geführt, die sich rund zwei Jahre lang hinzogen. In beiden Verfahren wurde Trenck zum Tod verurteilt. Nach Fürsprache von Maria Teresia und ihres Ehemannes wurden die Urteile in eine lebenslange Freiheitsstrafe umgewandelt. Am 30. September 1748 wurde Franz von der Trenck in den Festungskerker von Brünn gebracht.

Inhaftierung von Baron Trenck  (Quelle: Wikimedia Commons,  Public Domain)
Zum Zeitpunkt seiner Inhaftierung war Trenck bereits eine Legende. Das habe die Forschungsarbeit zu dem hochgeschätzten Kriegsstrategen, Liebhaber der englischen Literatur und Kenner mehrerer Fremdsprachen schwierig gemacht, sagt Ctibor Ostrý:

„Er erwarb sich den Ruf eines Helden. Den hat er aber auch selbst systematisch verbreitet. Demzufolge stößt man beim Studium historischer Quellen auf das Problem, dass die Wahrheit nicht selten durch die Fiktionalisierung verwischt wurde. Dann kann es auch für die Historiker ziemlich schwierig sein, an wirklich adäquate und objektive historische Quellen zur Forschungsperson heranzukommen.“

Häftling mit Privilegien

Auf Spielberg musste Trenck allerdings nicht unter den üblichen Haftbedingungen leiden. Er war zwar von der Außenwelt isoliert, genoss aber bestimmte Privilegien.

Ctibor Ostrý  (Foto: Jitka Mládková)
„Obwohl Trenck in die Missgunst des Wiener Hofs gefallen war, wurde er entsprechend seines Status als Adliger behandelt. Ihm standen zwei Zimmer zur Verfügung und ein eigener Diener. Außerdem durfte Trenck seine Verpflegung mitfinanzieren. Täglich erhielt er einen Dukaten, und davon konnte man sich schon bessere Nahrung leisten. Diese besorgte ihm der Diener. Trenck hatte gute Beziehungen zur Leitung der Militärfestung Spielberg. Von ihrem Chef wurde er sonntags zum Mittagessen eingeladen. Er konnte sich innerhalb der Burgmauern auch frei bewegen. Dennoch litt er unter den Folgen von Stress und starken psychischen Problemen. Ihm fehlte das aktive Leben von früher, das ihn fit gehalten hatte. Dies kompensierte er durch hohen Alkoholkonsum und übermäßiges Essen. Zudem begannen auch bald seine früheren Verletzungen zu schmerzen.“

Brünner Kloster der Kapuziner  (Foto: VitVit,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0)
Nach einem knappen Jahr ereilte ihn im Alter von 38 Jahren der Tod. Das war am 4. Oktober 1749. Auf eigenen Wunsch wurde er im Brünner Kloster der Kapuziner bestattet. Dieser Orden hatte in seinem Leben eine wichtige Rolle gespielt:

„Mehrmals hatte Trenck im Lauf seiner militärischen Karriere bei ihnen Zuflucht gefunden. Tatsächlich gab es auf Spielberg mehrere Priester, dennoch entschied sich Trenck für die Seelsorge durch einen Kapuziner namens Colomannus. Dieser besuchte ihn des Öfteren in der Festung. Dazu kamen noch weitere Ordensbrüder, die ihm die Beichte abnahmen. Entsprechend dem Bestattungsritual der Kapuziner ließ sich Franz von der Trenck in einer Mönchskutte und ohne Sarg in der Gruft der Klosterkirche beisetzen. Erst später organisierte ein entfernter Cousin seine erneute Bestattung in einem gläsernen Sarg.“

Das Wappen der Familie von der Trenck  (Foto: Jitka Mládková)
Am Lebensende veränderte sich offenbar Trencks inneres Empfinden. Ein Beweis dafür dürfte auch das Testament dieses reichen und angeblich geldgierigen Mannes sein:

„In dem Testament, das Trenck vermutlich hier in der Festung aufgesetzt hat, vermachte er einen großen Teil seines Vermögens zum Beispiel Angehörigen des Festungspersonals sowie den Brünner Kapuzinern. Sie verwendeten das Geld für den Bau eines neuen Klosterflügels. Dieser trägt bis heute Trencks Namen.“

Seine letzte Ruhestätte besaß ein ausgeklügeltes Belüftungssystem. Daher kam es zur natürlichen Mumifikation seiner sterblichen Überreste. Trencks Mumie sind jetzt zum ersten Mal mit modernster Technik untersucht worden. Auf diese Weise hat diese berühmte Persönlichkeit der europäischen Geschichte sogar ein konkretes, wenn auch virtuelles Gesicht erhalten. Das kann man sich übrigens auch in 3 D und in einem Video in der Ausstellung anschauen.

Festung Spielberg  (Foto: Jitka Mládková)

Die Ausstellung „Baron Trenck: ein neues Gesicht der Legende“ im gotischen Saal der Brünner Festung Spielberg läuft noch bis 31. Dezember. Sie ist täglich außer montags geöffnet, und zwar von 9 bis 17 Uhr.