Gedenkakt zum 17.November 1939

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Dieser Tage finden jede Menge Veranstaltungen zum 15. Jahrestag der Samtenen Revolution von 1989 statt. Dass diese zum 50. Jahrestag der Schließung tschechischer Hochschulen durch die deutschen Okkupanten stattgefunden hatte, wird heute oft vergessen. Am 17. November 1939 waren neun Studentenführer hingerichtet und 1.200 tschechische Studenten in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt worden. Katrin Bock besuchte eine Gedenkveranstaltung zum 65. Jahrestag dieser Ereignisse:

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Rund 100 Menschen hatten sich am 17. November vor dem Hlavka-Studentenheim in Prag versammelt, um an die Geschehnisse des Jahres 1939 zu erinnern - die meisten von ihnen waren über 80 Jahre alt. Vor 65 Jahren waren sie Studenten. Einige wohnten im Hlavka-Wohnheim wie Jan Opletal, den eine Kugel während einer antideutschen Demonstration am 28. Oktober 1939 getroffen hatte. Sein Begräbnis wurde zum Anlass der Ereignisse des 17. Novembers 1939. Der heute 87jährige Josef Jira wohnte damals auch in diesem Wohnheim:

"Hier in dem Wohnheim war ich noch am 15. November und habe den Kranz beim Begräbniszug für Jan Opletal getragen. Am 16. November fuhr ich mit einer Delegation nach Mähren, wo er auf dem Friedhof bestattet wurde. Am Abend sind wir zu viert dann mit dem Schnellzug nach Prag zurückgefahren. Wir sind sogar am Bahnhof über die Schienen gerannt und in den fahrenden Zug aufgesprungen, um noch nach Hause nach Prag zu kommen. Das war sozusagen unser Schnellzug ins KZ. Um Mitternacht waren wir in Prag, um halb vier morgens weckte uns die Gestapo und führte uns ab."

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Am nächsten Tag endete die Reise für 1.200 tschechische Studenten im KZ Sachsenhausen. Der 17. November wurde noch während des Weltkriegs zum internationalen Tag der Studenten erklärt.

Neben all den Feierlichkeiten zum 15. Jahrestag des 17. November 1989 gerieten die zum Jahre 1939 fast in Vergessenheit. Bei dem Gedenkakt vor dem Studentenheim warnte der Vorsitzende des tschechischen Parlaments, Lubomir Zaoralek vor dem Vergessen.

"Gestern hatte ich die Möglichkeit mit Studenten zu sprechen - mit denen vor 65 Jahren. Sie waren bekümmert, dass die Ereignisse von vor 65 Jahren im Schatten derer vor 15 Jahren stehen. Sie hatten den Eindruck, dass man über sie nicht mehr spricht, sie vergisst. Das darf auf keinen Fall passieren, denn das Auftreten der Studenten vor 65 Jahren war das erste klare Auftreten der tschechischen Gesellschaft gegen die deutschen Okkupanten. Dadurch wurden die Tschechen Bestandteil des Kampfes gegen den verbrecherischen Versuch, das Aussehen der Menschheit zu deformieren."