Gedrückte Stimmung vor dem EU-Beitritt
Nach dem EU-Beitritt wird sich die Situation im Land verschlechtern, das denkt fast die Hälfte aller Tschechen. Nur jeder Fünfte glaubt, dass die Europäische Union positive Auswirkungen für Tschechien mit sich bringt. Laut Meinungsumfragen ist die tschechische Bevölkerung zudem mit ihrer Regierung unzufrieden. Könnten Tschechen heute das Europa-Parlament wählen, würde die bürgerliche ODS die meisten Stimmen erhalten. Mehr zu Stimmen und Stimmung im Land von Daniel Satra.
"Die Tschechen fürchten sich am meisten, dass nach dem EU-Beitritt die Preise schneller ansteigen werden als die Löhne. Unsere Bürger sagen meistens auch, dass tschechische Kleinunternehmer in der EU-Konkurrenz untergehen werden. Die Menschen wissen zudem nicht, wie sich das Lebensniveau vor allem von Rentnern und Familien mit kleinen Kindern entwickeln wird."
Zurückhaltung prägt also auch die Antworten zum tschechischen Kaufverhalten. Kaum ein Tscheche hat laut Umfrage dieses Jahr vor sich ein Auto oder eine Wohnung zuzulegen.
Doch nicht nur der EU-Beitritt belastet die Gemüter, auch mit ihrer Regierung sind die Tschechen unzufrieden: Fast drei Viertel aller Befragten bemängeln ihre Kommunikation mit der Öffentlichkeit und sind darüber hinaus unzufrieden mit der Regierungsarbeit. Im Vergleich zu Umfragewerten aus dem Jahr 2002 hat sich die Stimmung deutlich verschlechtert. Vor zwei Jahren hatte noch die Hälfte der Befragten der Regierung ihre Zustimmung ausgesprochen.
Von den angekündigten Reformschritten unterstützen heute Tschechiens Bürger vor allem die Einkommensteuersenkungen für Familien mit Kindern und weitere Preiserhöhungen bei Zigaretten und Alkohol. Gegenwind hat die Regierung beim geplanten Anstieg des Benzinpreises, und bei der Verlängerung der Lebensarbeitszeit. Und wie verteilt sich die Kritik auf die einzelnen Ministerien? Dazu noch einmal Adéla Seidlová:
"Unter den Ministerien werden das Kultur-, das Umwelt und das Außenministerium am besten bewertet. Die schlechtesten Noten bekamen das Finanz-, Landwirtschafts- und das Gesundheitsministerium."
Die Unzufriedenheit der Befragten drückt sich auch in ihren Antworten zur Europa-Wahl aus: Die bürgerliche ODS stünde gegenwärtig als Oppositionspartei auf Platz Eins, gefolgt von der stärksten Regierungspartei (den Sozialdemokraten), die mit 15 Prozent der Stimmen heute nur halb so viele Wähler gewinnen könnten wie ihr schärfster Konkurrent. An dritter Stelle liegen Tschechiens Kommunisten mit 12,5 Prozent.