Gegen Parksünder: Prag will mehr Autos abschleppen lassen
Das Verkehrsaufkommen in Prag ist hoch. Parkplätze sind daher Mangelware. Für mehrere Stadtviertel wurden deshalb vor Jahren sogenannte Anwohner-Parkzonen eingerichtet. Sie sollen, besonders in der Innenstadt, den dort ansässigen Firmen und Einwohnern einen Stellplatz sichern. Doch viele Fahrer interessiert das nicht – sie parken dort auch ohne Berechtigungsschein. Stadtrat und Polizei aber wollen das Problem in den Griff kriegen.
Bohumil Berka ist einer von über 2000 Angestellten der Prager Stadtpolizei. Seine spezielle Aufgabe ist die Parkplatzüberwachung in einem bestimmten Stadtgebiet. Und auf der Suche nach Parksündern wird Berka immer fündig:
„Dieser Wagen hier steht unberechtigt auf einem Anwohner-Parkplatz, in der sogenannten blauen Zone. Die hier wohnenden Menschen beschweren sich darüber.“Gegenüber einer Reporterin des Tschechischen Rundfunks bestätigt Berka, dass dies kein Einzelfall sei:
„In der vergangenen Woche seien gerade in dieser Straße mehr als die Hälfte der Autos Falschparker gewesen“, sagt der Beamte.
Das Problem hat auch der Magistrat der Stadt Prag längst erkannt. Deshalb hat er im Herbst vergangenen Jahres angeordnet, häufiger abschleppen zu lassen. In einem Monat lässt die Polizei nun um die 1500 Fahrzeuge entfernen – das ist dreimal mehr als vor dem Magistratsbeschluss. Doch das Ergebnis ist ernüchternd:
„Obwohl wir gegenüber früher dreimal so viele Autos aus den Anwohner-Parkzonen abschleppen, hat sich die Lage kaum geändert“,sagt der Direktor der Stadtpolizei, Eduard Šuster. Die Zahl der Falschparker oder Nichtzahler von Parkgebühren sei gleichbleibend hoch, ergänzt Šuster und räumt ein:
„Wir waren von Anfang an nicht überzeugt davon, dass es einen kausalen Zusammenhang gibt zwischen der Zahl der abgeschleppten Fahrzeuge und den Parksündern.“
Trotzdem will die Stadtpolizei nicht so schnell aufgeben. Zur Parkplatzüberwachung einschließlich der Befugnis zum Abschleppen von falsch geparkten Wagen werden weitere 20 Beamte abgestellt. Hinter dieser Maßnahme steht auch der Magistrat, bestätigt der Sekretär des Stadtrats für Verkehr, Adam Scheinherr:
„In einem Bericht der Verwaltung des Abschleppdienstes, der mit der Polizei zusammenarbeitet, wurde uns empfohlen, die Maßnahme weiterzuführen. Und nach dieser Einschätzung richten wir uns.“Und Scheinherrs Kollege, der Sekretär des Stadtrats für Sicherheit, Petr Hlubuček, macht keinen Hehl daraus, dass man noch intensiver gegen die Parksünder vorgehen wolle:
„Wir haben die Vorstellung, dass wir noch viel mehr Autos abschleppen sollten, die falsch parken. Das heißt aber, dass wir auch noch mehr Stadtpolizisten für diese Aufgabe abstellen müssten.“
Doch genau da liegt der Hase im Pfeffer: Die Stadtpolizei hat nicht genügend Leute. Um den idealen Zustand zu erreichen, müssten noch mindestens 370 zusätzliche Kräfte eingestellt werden.