Gemäldegalerie holt El Greco nach Olomouc – im Tausch für einen Tizian

Foto: Archiv des Metropolitan Museums

El Greco kommt nach Tschechien – dafür geht Tizian in die USA. Das ist das Ergebnis eines Leihgeschäfts zwischen der Kunstgalerie im mährischen Olomouc / Olmütz und dem Metropolitan Museum in New York. Ein Tausch auf Zeit, der den beteiligten Kuratoren lange Verhandlungen bescherte.

Eines der Bilder von El Greco im Metropolitan Museum in New York  (Foto: Archiv des Metropolitan Museums)
Die Vorfreude ist groß. Im Mai soll das Werk des Malers El Greco im Museum der Erzdiözese Olomouc eintreffen. Miroslav Kindl ist der Leiter der Sammlung:

„Es gibt nur wenige seiner Bilder in Mitteleuropa, und das Bild, das wir vom Metropolitan Museum bekommen, war überhaupt noch nie in Mitteleuropa ausgestellt.“

Welches Werk nach Tschechien kommt, wird nicht verraten, denn derzeit laufen noch die Verhandlungen mit den New Yorkern um die Leihverträge. Es soll sich um ein späteres Gemälde des Manieristen griechischer Herkunft handeln. Michal Soukup ist der Leiter der Kunstgalerie Olomouc und damit ebenfalls beteiligt an der geplanten Ausstellung:

„Apollo und Marsyas“
„Es war nicht gerade einfach, den El Greco aus dem Metropolitan Museum in New York zu bekommen. Aber in gewisser Weise hat uns geholfen, dass das Museum für eine eigene große Ausstellung unbedingt den Tizian aus Kroměříž haben wollte. Wir haben dann versucht, umgekehrt einen Ersatz für dieses Werk zu bekommen.“

Der Tizian aus Kroměříž – gemeint ist damit das Gemälde „Apollo und Marsyas“. Es zeigt die Häutung des Halbgottes Marsyas, kopfüber aufgehängt, weil er den komplett göttlichen Apollo unverfrorener Weise zum musikalischen Duell herausgefordert hatte. Tizians Version dieses antiken Mythos von der Hybris der Nichtgöttlichen gilt als eines der wertvollsten Gemälde in Tschechien. 1673 kaufte es Erzbischof Karl II. von Liechtenstein-Kastelkorn für die Gemäldegalerie im Erzbischöflichen Schloss von Kroměříž / Kremsier. Heute verlässt das Gemälde seinen angestammten Platz aber immer wieder, es ist begehrt bei Kunstmuseen in aller Welt. Dass es für derartige Leihgaben einen Ersatz gibt, ist die Ausnahme, sagt Michal Soukup.

Miroslav Kindl  (Foto: Barbora Kmentová)
„Weil New York so stark auf diesen Tizian gedrängt hat, haben sie uns vier oder fünf Bilder angeboten. Und davon haben wir uns El Greco ausgesucht.“

Und damit ersetzt ein Schüler für kurze Zeit seinen Meister, erklärt Miroslav Kindl vom Museum der Diözese Olomouc:

„Wir wissen, dass El Greco, als er aus Griechenland nach Italien kam, sich ab 1565 in Tizians Werkstatt in Venedig aufgehalten hat. Ganz sicher hat er sich in Venedig die Grundlagen der Renaissance-Malerei angeeignet, deren Spitzenvertreter Tizian ist. Wenn man es also vereinfacht sagen will, dann hat Tizian El Greco sehr, sehr stark beeinflusst.“

Für Tizians Schüler hat das Museum der Erzdiözese bereits einen Platz ausgesucht. Zu sehen sein soll der El Greco in einer großen Ausstellung von Juni bis September. Tizians „Apollo und Marsyas“ begibt sich schon im Februar auf den Weg nach New York.

Autor: Annette Kraus
schlüsselwort:
abspielen