Gemeinsames Seminar über Holocaust der Juden und der Roma

Das Jüdische Museum in Brno

Schülerinnen und Schüler im südmährischen Brno / Brünn haben dieser Tage die Möglichkeit, sich näher mit der Geschichte des Holocausts bekannt zu machen. Doch nicht nur mit der tragischen Geschichte der Juden. In einer gemeinsamen Aktion haben sich die Brünner Filiale des Bildungszentrums des Jüdischen Museums Prag und das Museum für Roma-Kultur verbunden.

Džamila Stehliková
„Wenn wir nicht zulassen wollen, dass sich die Geschichte wiederholt, müssen wir uns sie ständig ins Gedächtnis rufen.“ Das sagte am Montag die tschechische Ministerin für Menschenrechte und nationale Minderheiten, Džamila Stehliková, in Brno zum Auftakt einer Seminarreihe, die für eine ausgewählte Altersgruppe von Grundschülern und Mittelschülern von den beiden Kulturinstitutionen zum Holocaust-Tag am 27. Januar vorbereitet wurde. Über die Motive für die Seminarveranstaltung sprach ich zunächst mit Jitka Králová vom Bildungszentrum des Jüdischen Museums in Brno:

„Anlässlich des Holocaust-Tages haben wir unsere Kräfte gebündelt. Einer der Gründe dafür war, dass zwar allgemein bekannt ist, dass die Juden von dem Holocaust betroffen waren, weniger bekannt ist allerdings, dass auch viele Roma und Angehörige anderer Minderheiten zu den Opfern gehören.“

Die gemeinsame Werkstatt, wie die Veranstalter ihre gemeinsame Aktion benannt haben, ist für Schüler der 8. und der 9. Klasse der Grundschulen und auch für Mittelschüler bestimmt. Warum ausgerechnet diese Altersgruppe?

„Der Hauptgrund war, dass die Schüler und Schülerinnen im Alter von 14 und 15 Jahren in der Lage sind, die Fakten im entsprechenden historischen Kontext zu sehen und auch zu begreifen.“

Jitka Kralová glaubt nicht, dass derartige Seminare für Schüler ersetzen können, was Schulen bzw. Lehrer im Unterricht versäumt haben. Viel mehr gehe es um eine Vertiefung der bereits erlangten Kenntnisse über den Holocaust, über den vor der Wende mehr oder weniger geschwiegen worden sei, sagt Kralová. Informationen darüber zu verbreiten ist dann natürlich die logische Aufgabe für das Bildungszentrum des Jüdischen Museums. Nach dem Inhalt der seit Montag laufenden Seminare fragte ich Martina Francová, pädagogische Lektorin des Brünner Museums für Roma-Kultur, die gemeinsam mit ihrer Kollegin vom Jüdischen Museum, Hana Palková, das Programm gestaltet hat:

Illustrationsfoto
„Das Programm dauert zweieinhalb Stunden und basiert nicht nur auf bloßen Informationen, denn von diesen bekommen die Kinder relativ viel in der Schule. Daher haben wir das Programm auch als interaktiv konzipiert. Am Anfang sollen die Teilnehmer einige Begriffe selbst definieren. Zu Beispiel, was ist der Holocaust, was ist ein Ghetto, was ist der Antisemitismus und so weiter. Anschließend arbeiten sie mit konkreten Fakten aus der Holocaustgeschichte der Juden und der Roma. Es folgt ein Erlebnisteil, in dem die Kinder zum Beispiel darauf befragt werden, was sie in einen Transport mitnehmen würden und was für sie in dem Moment wichtig wäre.“

Und viel anderes mehr. Beide veranstaltenden Institutionen wollen dieses Seminar auch in Zukunft fortsetzen, da sie diesmal bei weitem nicht das große Interesse von Seiten der Schulen zufrieden stellen können.