Golfball als Extra - "Umelec" berichtet über internationale Kunstszene
"Umelec" ist tschechisch und bedeutet "Künstler". Und "Umelec" ist auch der Titel eines Kunstmagazins, das auf Tschechisch, Englisch und - seit zwei Jahren - auch auf Deutsch erscheint. Produziert und gedruckt wird das Hochglanzmagazin in Prag. Anfang nächster Woche liegt die neue Ausgabe an Kiosken, in Bahnhofsbuchhandlungen und Galerien zum Kauf bereit. Anna-Lotta Liss hat die "Umelec"-Redaktion besucht.
Das Büro liegt im Prager Stadtteil Zizkov, dem ehemaligen Arbeiterviertel der Stadt. Zeitschriften, Bücher und Ordner stapeln sich bis unter die Dachbalken der Altbauwohnung. An Glas- und Holz-Schreibtischen sitzen neun junge Männer und Frauen, die eifrig auf ihren Tasturen tippen. Die englischen, tschechischen und deutschen Redakteure und Graphiker arbeiten daran, das neue "Umelec"-Heft druckfertig zu machen.
"Wir machen hier immer die Schlussredaktion. Zum einem, weil wir noch Mal das Layout lesen, beziehungsweise Fehler finden müssen. Zum anderen auch, um die Texte fertig zu redigieren. Meistens ist es einfacher hier, zusammen mit unserem tschechischen Chefredakteur und unserem englischen Kollegen, die Detailfragen zu klären",
sagt Redakteurin Nina Rohlfs aus Berlin. Zusammen mit zwei Kolleginnen ist die Musik- und Kunstwissenschaftlerin nach Prag gekommen. Der "Divus"-Verlag druckt pro Ausgabe 3000 Hefte auf Deutsch und je 1500 auf Tschechisch und Englisch. Vertrieben und geschrieben wird das Magazin aber auch in rund 20 anderen Ländern, wie zum Beispiel Weißrussland, Spanien oder Norwegen. So erfährt der Leser mal etwas über die junge Kunstszene in der Schweiz, mal von einer provokanten Video-Installation in Moskau. Vor rund zehn Jahren schuf Verleger Ivan Mecel das Magazin "Umelec". Mit dem Heft wollte er junge tschechische Künstler in Europa bekannter machen. Das erste tschechischsprachige "Umelec"- Heft erschien 1997, so Redakteurin Rohlfs.
"Ein bißchen später erschien dann die englische Ausgabe und seit einiger Zeit gibt es Umelec auch auf Deutsch. Deshalb ist es jetzt keine Einbahnstraße mehr. Umelec versucht zwar weiterhin die tschechischen Künstler im Ausland bekannt zu machen, aber wir wollen einen Dialog zwischen Lesern, Kuratoren und Künstlern herstellen."
Die Autoren interviewen Künstler, rezensieren Ausstellungen und setzen sich mit Kunst auch theoretisch auseinander. Großformatige Fotos bilden Malereien, Skulpturen und Installationen ab. Und "Umelec" stellt auch selbst Kunst her.
"Wir haben auch immer ein Kunstprojekt im Heft, wo ein Künstler eine oder meherere Seiten selber gestaltet. In einem unserer letzten Hefte hatten wir einen Golfball zum Selberbauen. Man konnte eine Seite aus dem Heft rausreißen, die mit der Struktur eines Golfballes bedruckt war. Wenn man die Seite zusammen knüllte, hatte man einen selbstgebauten Golfball."
Umelec erscheint vier bis sechs mal im Jahr und kostet acht Euro in Deutschland und 120 Kronen in Tschechien.