Gott und seine Feinde
Mit Auszeichnungen ist es so eine Sache. Nicht selten üben sie auf den Ausgezeichneten einen enormen Druck aus. Das weiß spätestens seit einigen Wochen auch der frisch gebackene Friedensnobelpreisträger Barack Obama. Andere haben mit Ehrungen jeglicher Art entschieden weniger Probleme. Jüngstes Beispiel: Karel Gott. Die „Demut des Preisträgers“ scheint ihm fremd.
Ja, genau! Der Karel Gott, der es verstand, sich Zeit seines Künstlerlebens aalglatt allen politischen Gegebenheiten anzupassen, der Karel Gott, der sich um seiner Karriere Willen nicht zu schade war, sich den Kommunisten anzubiedern, der Karel Gott, der im Jahre 1977 die so genannte Anticharta unterzeichnet hatte, mit der die Bürgerrechtler der Charta 77 um Václav Havel aufs Übelste diffamiert wurden.
Der Karel Gott stand da im Scheinwerferlicht. Mit seinem ihm typischen, leicht entrückten, leicht überheblichen Dauerlächeln, den Blick voll Pathos gen Himmel gerichtet, lauschte er der Laudatio: 34 Mal habe Gott den Sängerpreis der Goldenen Nachtigall gewonnen, 70 Jahre alt sei er dieses Jahr geworden, sagte da der Festredner. Na, wenn das nicht schon genug der Verdienste um den tschechischen Staat sind…
Die 70 Jahre, wahrscheinlich sogar noch mehr, übertreffen einige der anderen frisch gebackenen Ordensträger schließlich nur mit vereinten Kräften: 70 Jahre Leiden und Schuften in Konzentrationslagern, kommunistischen Gefängnissen und Uranminen.
Aber was interessiert das schon einen Gott?! Einige wollten ihm seinen schönen neuen Orden mies machen, beschwerte sich der arme Karel gegenüber der Tageszeitung Lidové noviny. Diesen Leuten werde er zu gegebener Zeit noch etwas mitteilen, wahrscheinlich schriftlich.
Aber gleich am Tag nach der Verleihung hielt es der, ach so verkannte Gott, schon nicht mehr aus. Im Fernsehsender Prima küsste der medial gewandte Schnulzenbarde seinen Orden. Als Botschaft an die „Feinde“, aber zeigte Gott die beiden Hände. Das bedeute zehnmal das hier, erklärte der ausgezeichnete Karel, und hielt seinen ausgestreckten Mittelfinger in die Kameralinse.
Gotts Selbstgefälligkeit kennt keine Grenzen. Mir fehlen die Worte.