Gräber von KZ-Opfern in Lety entdeckt
In Lety bei Písek befand sich im Zweiten Weltkrieg ein KZ für Roma. Archäologen haben nun Gräber mit sterblichen Überresten der dortigen Häftlinge entdeckt.
„Es ist das ersten Mal in Europa, dass es gelungen ist, die Gräber von Opfern der Verfolgung der Roma und Sinti durch die Nationalsozialisten zu entdecken.“
Die Grabstätte ist nur wenige Dutzend Meter von dem heutigen Granitdenkmal für die Opfer des Völkermords entfernt. Pavel Vařeka zeigt eines der zwei Gräber, die nun geöffnet wurden. Auf Wunsch der Angehörigen wird man aber weder weitere Gräber bergen noch die Opfer exhumieren.„Wir haben ein Grab einer Gefangenen freigelegt, die zum Zeitpunkt ihres Todes jünger als 40 Jahre war. Aus Pietätsgründen haben wir das Grab bereits wieder zugeschüttet.“
Die Frau lag in Seitenlage in einem schmalen Sarg. Ihr Haar war kurzgeschnitten. Unmittelbar vor dem Tod hat jemand ihr die Zähne ausgeschlagen. Freigelegt wurde zudem das Grab eines Neugeborenen, dessen Skelett jedoch kaum erhalten geblieben ist, weil die Grube sehr seicht war.
Die Experten haben auch weitere sieben Gruben identifiziert. Pavel Vareka:„Aus Archivmaterialien wissen wir, dass hier 120 Gefangene begraben wurden. Mehr als 70 von ihnen waren Kleinkinder. Den historischen Dokumenten zufolge soll der Friedhof eine Fläche von 400 Quadratmetern haben. Wir haben ein kleines Stück davon freigelegt. Dies ermöglicht uns, die ganze Fläche ziemlich genau zu beschreiben.“
Čeněk Růžička ist Vorsitzender des Ausschusses für die Entschädigung der Opfer des Völkermords an den Roma. Unter den Opfern von Lety sind auch seine Verwandten, weshalb ihm die neuen Erkenntnisse sehr wichtig sind. Es existierten nämlich mehrere Vermutungen über die Lage des Friedhofs. Erst jetzt konnte eine davon bestätigt werden:
„Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen. Denn ich hätte ein großes Problem damit gehabt, an dem bestehenden Denkmal zu gedenken, obwohl die Gräber an einem anderen Ort sind.“
Die Roma-Vertreter wollen die Grabstätte nun abzäunen und ein sieben Meter hohes Kreuz dort aufstellen.Das eigentliche Lager lag in der Nähe des Ortes, an dem heute eine ehemalige Schweinemast steht. Der Betrieb wurde in den 1970er Jahren dort errichtet. Im vergangenen Jahr hat der Staat ihn aufgekauft. Eben dort wird nun die archäologische Forschung fortgesetzt. Künftig soll eine neue Gedenkstätte dort entstehen. Noch im September wird ein architektonischer Wettbewerb ausgeschrieben und die Ergebnisse sollen im Frühling kommenden Jahres bekannt sein. Jana Horváthová leitet das Museum der Roma-Kultur in Brünn:
„Der Wettbewerb ist international. Wir hoffen, dass renommierte Architekten daran teilnehmen und dass es gelingt, einen repräsentativen Entwurf auszuwählen.“
Mit der Eröffnung der Gedenkstätte wird bis 2023 gerechnet.