Greenpeace: Polizei wurde in Temelin in die Irre geführt - CEZ klagt

Greenpeace u.a. demonstrierten in Wien gegen AKW Temelin (Foto: CTK)

Auf den Vorwurf von Greenpeace, die Schweißnähte an den Rohren des ersten Reaktorblocks im südböhmischen AKW Temelin seien nach wie vor fehlerhaft und dies stelle eine potentielle Gefahr dar, reagierte die Betreibergesellschaft CEZ mit einer Strafanzeige gegen drei Vertreter der Umweltorganisation. Über diesen neuen spektakulären Fall rund um das AKW berichtet Olaf Barth.

Greenpeace u.a. demonstrierten in Wien gegen AKW Temelin  (Foto: CTK)
Den Hinweis, dass ein Rohr fehlerhaft geschweißt wurde, habe Greenpeace von einem ehemaligen Mitarbeiter des AKWs bekommen. Dessen Angaben habe man geprüft und sie seien glaubwürdig, erklärte mir der Greenpeace AKW-Spezialist Jan Haverkamp. Und weiter:

"Das ist durch die Polizei untersucht worden, allerdings aufgrund falscher Angaben durch die Umweltbehörde und deshalb konnten sie auch nichts finden, wobei die Behörde von unserer Seite her sehr präzise Anweisungen bekommen hatte. Die Umweltbehörde hat dann selbst noch einen Bericht verfasst, der aber im Moment geheim gehalten wird. Daraus müssen wir den Schluss ziehen, dass auf dieser ebene etwas schief läuft und das deshalb die Ergebnisse geheim gehalten werden. Das bedeutet, dass Temelin ein größeres Risiko darstellt als momentan der Öffentlichkeit gesagt wird."

Die Polizei sei bei der Untersuchung des Falles wahrscheinlich absichtlich auf eine falsche Fährte geführt worden und habe andere Rohre inspiziert, erklärte Greenpeacesprecher Vaclav Vasku auf einer Pressekonferenz in Prag.

Bereits im Oktober habe Greenpeace dem Amt für Atomsicherheit den Verdacht mitgeteilt, dass man womöglich ein ganz anderes Rohr untersucht hätte. Jan Haverkamp schildert die Reaktion der Behörde:

"Plötzlich hat das Amt gesagt, dass es von seiner Seite her überhaupt keine Untersuchung gibt, obwohl sie vorher neunmal bestätigt haben, dass es eine gab. Was wir darin sehen, ist einfach, dass das Amt versucht etwas zu vertuschen und das macht uns eigentlich noch nervöser in bezug auf diesen Vorfall. Wenn es so etwas ernsthaftes zu vertuschen gibt, dann spielen anscheinend andere Argumente als Sicherheitsargumente eine Rolle."

Der Sprecher der Atombehörde, Pavel Pittermann, erklärte am Donnerstag gegenüber Journalisten, seine Behörde habe keinerlei Mängel gefunden, die die Sicherheit des AKWs gefährden würden.

Greenpeace warnte am Donnerstag den französischen Energiekonzern EDF, den Temelinbetreiber, die tschechische Energiegesellschaft CEZ, zu übernehmen. EDF gilt als einer der Favoriten bei der Privatisierung der staatlichen Energiegesellschaft.

Wie am Donnerstagnachmittag bekannt wurde, hat CEZ Strafanzeige gegen drei Greenpeacevertreter erstattet. CEZ-Sprecher Ladislav Kriz sagte, die Verbreitung solcher unwahren Informationen könne nicht nur bei der Bevölkerung Ängste um die AKW-Sicherheit hervorrufen, sondern möglicherweise auch den Erlös aus der Privatisierung der Gesellschaft verringern.

Darauf entgegnete Greenpeacemitarbeiter Haverkamp am Freitag:

"Also die Klage wurde schon vor einigen Wochen eingereicht, wir sind von der Polizei vor einer Woche benachrichtigt worden. Es ist eine Klage wegen der Verbreitung falscher Alarmmeldungen. Also ich würde sagen, wir haben uns der Verbreitung alarmierender Berichte schuldig gemacht, aber sind keine falschen, soweit wir das aufgrund unserer Informationen beurteilen können."

Im übrigen, so fügte Haverkamp an, lasse man sich von solchen Drohungen nicht einschüchtern.

Autor: Olaf Barth
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