Grenzenlos im Dreiländereck - die offiziellen Feierlichkeiten zur Schengenerweiterung
Nach 700 Jahren fallen die tschechischen Grenzen – so titelte ein große Zeitung hier vor einigen Tagen. Tatsache ist: mit der Schengenerweiterung gibt es ab sofort zu allen Nachbarstaaten keine Grenzkontrollen mehr. In Hrádek nad Nisou am tschechisch-polnisch-deutschen Dreiländereck, fanden am Freitagmorgen die offiziellen Feierlichkeiten statt. Mit Pavel Polák sprach Thomas Kirschner.
„Hier in Hrádek nad Nisou fanden am Morgen des 21. Dezembers die Feierlichkeiten zur Schengenerweiterung statt. Es war ein große Verantstaltung, bereits in der Nacht war der Zugang zur Grenze abgesperrt worden und heute Vormittag konnten eigentlich nur die Journalisten und offiziellen Delegationen zum Grenzübergang vordringen. Die Feier begann an der deutsch-polnischen Grenze am Grenzübergang Zittau-Friedrichstraße. Im Dreiländereck gibt es gleich zwei Grenzübergänge. In Hrádek nad Nisou ist der tschechisch-polnische, in Zittau ist der Übergang von der deutschen zur polnischen Seite. Zwischen den beiden Übergängen liegen gerade einmal 400 Meter. Auch deshalb hat man gerade diesen Ort für die Feierlichkeiten ausgewählt.“
Die Feierlichkeiten im Dreiländereck Tschechien – Polen – Deutschland waren die offiziellen Hauptfeierlichkeiten in der Region. Es sollten auch die Regierungschefs kommen. Wer ist erschienen und was wurde gesagt?
„Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel ist erschienen. Sie sprach von einem historischen Moment. Polen und Tschechen hätten jetzt die Möglichkeit, frei durch 24 Länder zu Reisen. Sie sprach aber nicht nur von Reisefreiheit, sondern auch von einer Freiheit zur Begegnung. Heranwachsende Generationen würden diesen freien Raum als eine Normalität erleben können. Bei der Feier war auch der polnische Premierminister Donald Tusk zugegen, der ebenso wie Angela Merkel die Erweiterung begrüßte. Tusk sagte, dass seine Generation hinter den Grenzen wie eingesperrt gelebt hätte. Das jetzt die Grenzen fielen, sei für ihn ein Schritt in die Zukunft. An der Grenze in Hrádek hat der tschechische Premier Mirek Topolánek eine kurze Rede gehalten. Die Bedeutung des Ereignisses als historischen Moment und Freiheit, dies waren die Themen in seiner Ansprache. Er erklärte, auch eine künftige Erweiterung des Schengenraums unterstützen zu wollen. Neben den drei Regierungschefs aus Deutschland, Polen und Tschechien waren als Vertreter der EU außerdem noch der Premier Portugals, das zurzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat, José Sócrates und der Vorsitzende der Europäischen Kommission José Manuel Barroso angereist. Für Barroso bringt die Erweiterung des Schengenraums mehr Einigkeit für ganz Europa.“Das klingt nach einhelliger Freude. Im Vorfeld waren aber auf beiden Seiten auch Befürchtungen und Kritik geäußert worden. Wie haben eigentlich die Bürger auf die Grenzöffnung reagiert?
„In Zittau hatten sich etwa 30 polnische Nationalisten versammelt, die mit Transparenten für den erhalt der nationalen Souveränität demonstrierten und nach einem Referendum über die Erweiterung des Schengenraumes verlangten. Viele deutsche Bürger äußerten sich jedoch positiv zur Grenzöffnung. Sie begrüßten vor allem den Wegfall der Grenzkontrollen. An der tschechisch-polnischen Grenze hatten sich weniger Menschen versammelt. Für die Menschen in der Region insgesamt bedeutet der Wegfall der Grenzen aber ein Mehr an Freiheit und die Chance zur Begegnung.“